8. Fügen wir dem hinzu, dass alles an den kirchlichen Ritualen dabei mithilft, den Verlust des irdischen Lebens zu bedauern und sich vor dem Übergang von der Erde zum Himmel zu fürchten. Der Tod ist nur von düsteren Trauerfeierlichkeiten umgeben, die mehr Angst als Hoffnung hervorrufen. Wenn man den Tod darstellt, dann ist es immer unter einem abstoßenden Gesichtspunkt und nie in Form eines Schlafes für einen Übergang. All diese Sinnbilder halten die Sicht an der Zerstörung des Körpers wach und zeigen ihn als ein hässliches Skelett. Keines versinnbildlicht die Seele, die sich strahlend von ihren irdischen Banden löst. Der Übergang zu jener glücklicheren Welt ist nur von den Klagen der Überlebenden begleitet, als ob denen, die dahinscheiden, das größte Unglück widerfahren würde. Man sagt ihnen ein ewiges Lebewohl, als ob man sie niemals wiedersehen würde. Was man für sie bedauert, sind die fehlenden Freuden des Lebens auf der Erde, als ob sie keine größeren finden könnten. Was für ein Unglück, sagt man, zu sterben, wenn man jung, reich und glücklich ist und eine glänzende Zukunft vor sich hat! Die Vorstellung eines glücklicheren Lebens kommt ihnen kaum in den Sinn, weil sie dort keine Wurzeln hat. Alles trägt also dazu bei, Angst vor dem Tod einzuflößen, statt Hoffnung aufkeimen zu lassen. Der Mensch wird ohne Zweifel lange brauchen, bis er sich von diesen Vorurteilen frei macht. Aber er wird in dem Maße dahin gelangen, wie sein Glaube stärker wird und er sich eine gesündere Vorstellung vom geistigen Leben machen wird.
Sie sind in:
Himmel und Hölle oder Die göttliche Gerechtigkeit > Erster Teil - Die Lehre > Kapitel II - Die Furcht vor dem Tod > Ursachen der Furcht vor dem Tod > 8