19. Aber warum hat dann Gott ihnen nicht von Anfang an, gleich von vornherein, die ganze Wahrheit offenbart? Aus demselben Grund, aus dem man dem Kindesalter nicht lehrt, was man dem reifen Alter lehrt. Eine beschränkte Offenbarung war für eine gewisse Zeit ausreichend in der Geschichte der Menschheit: Gott passt alles den Kräften des Geistes an. Diejenigen, die heute eine vollständigere Offenbarung empfangen, sind dieselben Geister, die sie teilweise schon zu anderen Zeiten empfangen haben, seit jener Zeit aber an Einsicht zugenommen haben.
Ehe die Wissenschaft den Menschen die lebendigen Kräfte der Natur, die Anordnung der Sterne, die wahre Bildung und Entwicklung der Erde enthüllt hatte, würden sie da die Unendlichkeit des Raumes, die Vielzahl der Welten begriffen haben? Ehe die Geologie die Gestaltung der Erde nachgewiesen hatte, hätten sie da die Hölle aus ihrem Schoße verlegen und die sinnbildliche Bedeutung der sechs Tage des Schöpfungswerkes begreifen können? Ehe die Astronomie die Gesetze, die das Universum beherrschen, entdeckt hatte, hätten sie begreifen können, dass es weder ein Oben noch ein Unten im Raum gibt, dass der Himmel nicht oberhalb der Wolken, noch von den Fixsternen begrenzt ist? Vor den Fortschritten der Psychologie hätten sie sich mit dem geistigen Leben vertraut machen können; ein nach dem Tode kommendes glückliches oder unglückliches Leben fassen können, anders als an einem begrenzten Ort und in einer materiellen Form? Nein; weil sie mehr durch die Sinne, als durch das Denken begreifen, hätten sie das Weltall für ihr Gehirn zu weit gefunden; man musste es auf weniger ausgedehnte Maße verringern, um es in ihren Gesichtskreis zu rücken, unter Vorbehalt, es später auszudehnen. Eine Teiloffenbarung hatte ihren Nutzen; sie war damals weise, aber heutzutage ungenügend. Das Unrecht ist bei denen, die glauben, den Fortschritt der Ideen ignorieren zu können, reife Menschen am Gängelband der Kindheit lenken zu können. (Siehe: "Das Evangelium aus der Sicht des Spiritismus" Kap. 3.)
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Himmel und Hölle oder Die göttliche Gerechtigkeit > Erster Teil - Die Lehre > Kapitel III - Der Himmel > 19