Himmel und Hölle oder Die göttliche Gerechtigkeit

Allan Kardec

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10. Es gibt kein Mittel, einen Geist zu zwingen, gegen seinen Willen zu kommen - wenn er euch moralisch gleich ist oder über euch steht, weil ihr über ihn keine Macht habt. Steht er tiefer als ihr, so könnt ihr es, falls es zu seinem Wohl dient, denn dann helfen euch andere Geister. (Buch der Medien, Kap. 25.)

Der wesentlichste aller Gefühlszustände für Anrufungen, wenn man mit höheren Geistern zu tun haben will, ist die geistige Sammlung. Mit festem Wunsch für das Gute ist man wirkungsvoller, die höheren Geister anzurufen. Wenn man zum Zeitpunkt der Anrufung für einige Augenblicke der Sammlung seine Seele erhebt, vereint man sich mit den guten Geistern und ermöglicht es ihnen zu kommen. (Buch der Medien, Kap. 25.)

Kein Gegenstand, keine Münze und kein Talisman hat die Eigenschaft, Geister anzuziehen oder abzustoßen. Die Materie hat keine Wirkung auf sie. Niemals rät ein guter Geist zu solchen Geschmacklosigkeiten. Die Kraft der Talismane hat nur in der Einbildung leichtgläubiger Leute bestanden. (Buch der Medien, Kap. 25.)

Es gibt keinerlei geheiligte, zauberkräftige Formel für die Anrufung von Geistern. Wer da behauptet, eine solche zu bieten, kann entschlossen der Scharlatanerie beschuldigt werden; denn für die Geister bedeutet die Form nichts. Jedoch soll eine Anrufung stets im Namen Gottes geschehen. (Buch der Medien, Kap. 27)

Die Geister, die an schaurigen Orten und zu ungehörigen Stunden ein Treffen einberufen, sind Geister, die sich auf Kosten derer belustigen, die auf sie hören. Es ist immer unnütz und oft gefährlich, solchen Einflüsterungen nachzugeben; unnütz, weil man schlichtweg nichts dabei gewinnt, als dass man hinters Licht geführt wird; gefährlich, nicht wegen des Bösen, das die Geister tun, sondern wegen des Einflusses, den sie auf schwache Hirne ausüben können. (Buch der Medien, Kap. 25)

Es gibt weder Tage, noch Stunden, die besser oder schlechter für Anrufungen geeignet wären. Das ist für die Geister völlig belanglos, wie alles, was gegenständlich und äußerlich ist, und zu glauben, einen solchen Einfluss zu haben, wäre Aberglaube. Die günstigsten Augenblicke sind die, in denen der Anrufer am wenigsten durch seine gewohnten Beschäftigungen zerstreut ist; in denen sein Körper und Geist die größte Ruhe haben. (Buch der Medien, Kap. 25.)

Boshafter Kritik hat es gefallen, die Mitteilungen aus der Welt der Geister als von lächerlichen und abergläubischen Zauberkünsten und Geisterbeschwörung begleitet darzustellen. Wenn die, die vom Spiritismus sprechen, ohne ihn zu kennen, sich die Mühe gegeben hätten, zu ergründen, wovon sie sprechen wollen, so hätten sie sich manche Kosten der Erfindung oder der Anführung fremder Aussprüche erspart; denn dies beweist nur ihre Unwissenheit oder ihren schlechten Willen. Zur Erbauung von Leuten, die mit der Wissenschaft nicht vertraut sind, wollen wir sagen, dass es für den Verkehr mit den Geistern weder Tage, noch Stunden, noch Orte gibt, die günstiger wären als andere; dass es weder geweihter, kabbalistischer Formeln, noch solcher Worte bedarf, dass keinerlei Vorbereitung und keinerlei Einweihung nötig ist; dass die Anwendung jedes Zeichens oder äußeren Gegenstandes, sei es die Geister anzuziehen oder abzustoßen, ohne Wirkung ist und dass der Gedanke genügt; schließlich, dass die Medien ihre Mitteilungen empfangen, ohne ihren Normalzustand zu verlassen, auf ebenso einfache, wie natürliche Weise, so als wären diese von einem lebenden Menschen diktiert worden. Nur Scharlatanerie könnte eine Vorliebe für ausschreitende, ungewöhnliche Verfahrensweisen haben und Iächerliche Nebensächlichkeiten hinzufügen. (Was ist Spiritismus? Kap. 2, Satz 49.)

Im Grunde soll die Zukunft dem Menschen verborgen sein. Nur in seltenen und Ausnahmefällen erlaubt Gott deren Enthüllung. Würde der Mensch die Zukunft kennen, so würde er die Gegenwart vernachlässigen und nicht mit derselben Freiheit handeln. Er würde von dem Gedanken beherrscht sein, dass, wenn eine Sache kommen soll, er sich nicht im voraus damit zu beschäftigen braucht, oder sogar versuchen, sie zu verhindern. Gott hat nicht gewollt, dass es so wäre, damit ein jeder seinen Teil zur Erfüllung der Dinge beiträgt, sogar solcher, denen er sich widersetzen würde. Gott gestattet die Enthüllung der Zukunft dann, wenn dieses Vorherwissen die Erfüllung der Sache erleichtern soll, anstatt ihr entgegenzuwirken, dass sie dazu bewegen würde, anders zu handeln, als man es ohne dieses getan hätte. (Buch der Geister, 3. Buch, Kap. 10.)

Die Geister können bei wissenschaftlichen Forschungen und Entdeckungen nicht anleiten. Die Wissenschaft ist das Werk des Genies. Sie soll nur durch die Arbeit erworben werden; denn nur die Arbeit ist es, die den Menschen auf seinem Wege fördert. Welchen Verdienst hätte er, wenn er nur die Geister fragen müsste, um alles zu wissen? Jeder Schwachkopf könnte um diesen Preis ein Gelehrter werden. Mit den Erfindungen und Entdeckungen der Industrie verhält es sich ebenso.

Wenn die Zeit einer Entdeckung gekommen ist, suchen sich die Geister, die mit der Leitung des Verlaufs beauftragt sind, einen Menschen aus, der fähig ist, diese zum Ziel zu führen. Sie flößen ihm die nötigen Gedanken so ein, dass sie ihm den ganzen Verdienst lassen; denn er muss diese Gedanken ausgestalten und umsetzen. So geht es mit allen großen Arbeiten des menschlichen Verstandes. Die Geister lassen jeden Menschen in seinem Kreis. Aus einem, der nur für das Umgraben des Bodens geeignet ist, werden sie keinen Bewahrer der Geheimnisse Gottes machen. Aber sie werden wissen, den zur Unterstützung ihrer Absichten Befähigten aus dem Dunkeln zu ziehen. Lasst euch deshalb nicht von Neugierde oder Ehrgeiz auf einen Weg verleiten, der nicht das Ziel einer würdigen Beschäftigung mit dem Spiritismus ist und der für euch in den lächerlichsten Täuschungen enden würde. (Buch der Medien, Kap. 26.)

Die Geister können nicht dazu befähigen, verborgene Schätze zu entdecken. Höhere Geister befassen sich nicht mit diesen Dingen; aber Spottgeister melden oft das Dasein von Schätzen, die nicht vorhanden sind, oder dass ein solcher an einem Ort gesehen wird, während er an einem entgegengesetzten ist. Das hat seinen Nutzen, um zu zeigen, dass das wahre Glück in der Arbeit liegt. Wenn die Vorsehung irgendjemandem verborgene Reichtümer zugedacht hat, wird er sie auf einfache, naheliegende Weise finden, nicht anders. (Buch der Medien, Kap. 26.)

Die Spiritistische Lehre klärt uns über die Eigenschaften der Fluide auf, die die Wirkungsmittel der unsichtbaren Welt sind und eine der Kräfte und der Gewalten der Natur bilden, und gibt uns auf diese Weise den Schlüssel zu einer Vielzahl unerklärter und durch kein anderes Mittel erklärbarer Vorgänge, die in vergangenen Zeiten für Wunder gelten konnten. Sie offenbart, ebenso wie der Magnetismus, ein, wenn nicht unbekanntes, dann wenigstens schlecht verstandenes Gesetz; oder besser gesagt, man kannte die Wirkungen, denn sie sind zu allen Zeiten aufgetreten; aber man kannte das Gesetz nicht, und eben der Mangel an Kenntnis hat den Aberglauben hervorgebracht. Ist dieses Gesetz bekannt, so schwindet das Wundersame, das Staunen, und die Erscheinungen treten in die Ordnung der gesetzmäßigen Dinge zurück. Darin liegt die Ursache, mit deren Hilfe die Spiritisten nicht mehr Wunder vollbringen, wenn sie bewirken, dass sich Tische drehen oder dass die Verstorbenen schreiben, als der Arzt, wenn er einen im Sterben liegenden Menschen wiederbelebt, oder der Physiker, wenn er Blitze hervorruft und niedergehen lässt. Wer behaupten wollte, er könne mit Hilfe dieser Wissenschaft Wunder tun, wäre der Sache entweder nicht kundig oder ein Betrüger. (Buch der Medien, Kap. 2.)

Gewisse Leute machen sich von den Anrufungen eine ganz falsche Vorstellung. Es gibt Menschen, die glauben, dass diese darin bestehen, die Toten wiederkehren zu lassen, einschließlich dem schaurigen Zubehör des Grabes. Nur in Romanen, den abenteuerlichen Erzählungen von Gespenstern und auf der Bühne sieht man die Totengerippe aus ihren Gruften hervorkommen, in Leinentücher gehüllt und mit ihren Knochen klappernd. Der Spiritismus, der niemals Wunder bewirkt hat, hat das genauso wenig getan wie andere und niemals einen toten Körper wieder zum Leben erweckt. Wenn der Körper im Grab ruht, befindet er sich endgültig dort. Aber das spirituelle, luftartige, einsichtige Wesen ist dort keineswegs mit seiner groben Hülle begraben. Dieses hat sich im Augenblick des Todes von ihm getrennt, und nachdem die Trennung einmal vollzogen ist, hat es mit dieser Hülle nichts mehr gemein. (Was ist Spiritismus? Kap. 2, Stück 48.)