Himmel und Hölle oder Die göttliche Gerechtigkeit

Allan Kardec

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18. In dieser grenzenlosen Unermesslichkeit – wo ist da der Himmel? Er ist überall, keine Umzäunung setzt ihm Grenzen. Die glücklichen Welten sind die letzten Stationen, die zu ihm führen. Die Tugenden bahnen den Weg dahin, die Laster verhindern den Zugang.

Neben diesem großartigen Bild, das alle Winkel des Universums bevölkert, das allen Gegenständen der Schöpfung einen Zweck und eine Berechtigung gibt, wie klein und unvollkommen ist da die Lehre, die die Menschheit auf einen winzigen Punkt des Raumes beschränkt, die uns diese zu einem bestimmten Augenblick beginnend zeigt, um in derselben Weise eines Tages mit der Welt zu enden, von der sie getragen wird und nur einen Moment in der Ewigkeit zu umfassen! Wie traurig, kalt und eisig ist sie, diese Lehre, wenn sie uns den übrigen Teil des Universums vor, während und nach dem irdischen Menschendasein als ohne Leben, ohne Bewegung zeigt, eine ungeheure, in Schweigen versunkene Wüste! Wie trostlos ist sie durch die Darstellung, die sie von der kleinen Zahl der Erwählten gibt, die sich einer beständigen Beschaulichkeit hingeben, während die Mehrheit der Geschöpfe zu endlosen Qualen verdammt ist! Wie grausam ist sie für liebende Herzen durch die Schranke, die sie zwischen Toten und Lebenden aufrichtet! Die glücklichen Seelen, sagt man, denken nur an ihr Glück; die, die unglücklich sind, an ihre Schmerzen. Ist es verwunderlich, dass der Egoismus auf der Erde herrscht, wenn man sie so im Himmel zeigt? Wie beschränkt ist die Vorstellung, die sie von der Größe, der Macht und der Güte Gottes gibt!

Wie erhaben ist dagegen der Begriff, den uns die spiritistische Lehre davon gibt! Wie sehr vergrößert ihre Lehre die Vorstellungen und erweitert die Gedanken! Aber wer sagt uns, dass sie wahr sei? Zuerst die Vernunft, danach die Offenbarung und dann ihre Übereinstimmung mit dem Fortschritt der Wissenschaft. Zwischen zwei Lehren, von denen die eine die Eigenschaften Gottes verringert und die andere ausdehnt, von denen die eine im Zwiespalt und die andere im Einklang mit dem Fortschritt steht, von denen die eine zurückbleibt und die andere vorwärtsschreitet, sagt uns der gesunde Menschenverstand auf welcher Seite die Wahrheit ist. Möge angesichts dieser beiden jeder vor seinem Innersten seine sehnsüchtigen Erwartungen fragen, und eine innere Stimme wird ihm antworten. Die sehnsüchtigen Erwartungen sind die Stimme Gottes, der die Menschen nicht täuschen kann.