7. Weiter heißt es: "Solange diese innige Vereinigung der Seele mit dem Körper dauert." Es kommt also ein Zeitpunkt, zu dem diese Vereinigung nicht mehr besteht? Dieser Satz widerspricht dem, der diese Vereinigung zur wesentlichen Bestimmung der Seele macht.
Es heißt auch: "Die Vorstellungen kommen ihr durch die Sinne, durch den Vergleich äußerer Gegenstände." Dies ist eine zum Teil wahre philosophische Lehre, aber nicht im absoluten Sinn. Es ist nach Ansicht jenes hervorragenden Theologen eine der Natur der Seele innewohnende Bedingung, dass sie die Vorstellungen nur durch die Sinne aufnehmen kann. Er vergisst die angeborenen Ideen, die manchmal so überlegenen Fähigkeiten, die Intuition der Dinge, die das Kind von Geburt an mitbringt und keiner Anweisung verdankt. Durch welchen Sinn haben diese jungen, geistig Begabten von Haus aus, die alle Gelehrten in Erstaunen versetzt haben, die notwendigen Ideen erworben, die für die fast augenblickliche Lösung der kompliziertesten Probleme erforderlich sind? Dasselbe gilt für einige frühe Musiker, Maler und Sprachbegabte.
Die Kenntnisse der Engel sind nicht das Ergebnis von Folgerung und Urteil. Sie wissen es, weil sie Engel sind, ohne dass sie lernen mussten. Gott hat sie so geschaffen. Die Seele muss dagegen lernen. Wenn die Seele Ideen nur durch die körperlichen Organe erhält, welche Vorstellungen kann dann die Seele eines Kindes haben, das nach einigen Tagen verstirbt, wenn man mit der Kirche annimmt, dass es nicht wiedergeboren wird?
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Himmel und Hölle oder Die göttliche Gerechtigkeit > Erster Teil - Die Lehre > Kapitel VIII - Die Engel > Widerlegung > 7