8. Über lange Zeit ist der Glaube über diesen Punkt folgender gewesen: (Die hier folgenden Zitate sind dem Hirtenbrief des Monsignore Kardinal Gousset, Kardinal-Erzbischof von Reims, zur Fastenzeit von 1865 entnommen. Mit Rücksicht auf das persönliche Verdienst und die Stellung des Autors kann man sie als den letzten Ausdruck der Kirche über die Lehre von den Teufeln deuten).
"Gott, der seiner Natur nach die Güte und Heiligkeit ist, hatte sie durchaus nicht böse und übeltuend geschaffen. Seine väterliche Hand, die sich darin gefällt, über all ihre Werke einen Widerschein seiner unendlichen Vollkommenheit zu verbreiten, hatte sie mit ihren herrlichsten Gaben überhäuft. Den überragenden Eigenschaften ihres Wesens hatte sie die reichen Schenkungen seiner Gnade zugefügt. Sie hatte sie in Allem den erhabenen Geistern gleich gemacht, die in der Herrlichkeit und der Glückseligkeit sind. Verteilt in all ihren Ordnungen und unter alle Ränge gemischt, hatten sie dasselbe Ziel und dieselben Schicksale. Ihr Anführer ist der schönste der Erzengel gewesen. Auch sie hätten es sich verdienen können, bestärkt zu werden, immer in der Gerechtigkeit zu verweilen und zu einem ewigen Genuss des Glückes der Himmel zugelassen zu sein. Diese letzterwähnte Gunst würde von allen anderen Gunsten, denen sie teilhaftig wurden, übertroffen werden; sie sollte der Lohn ihrer Folgsamkeit sein, aber sie haben sich derselben unwert gemacht. Sie haben dieselbe verloren, infolge einer gewagten und unsinnigen Rebellion.
Welches ist das Hindernis ihrer Beharrlichkeit gewesen? Welche Wahrheit haben sie verleugnet? Welche Handlung der Treue und der Anbetung haben sie Gott verweigert? Die Kirche und die Chroniken der heiligen Geschichte beschreiben es auf keine eindeutige Weise. Aber es scheint sicher, dass sie sich weder der Vermittlung des Sohnes Gottes noch der Erhöhung der menschlichen Natur in Jesus Christus unterworfen haben.
Das göttliche Wort, durch das alle Dinge gemacht sind, ist auch der einzige Mittler und Retter im Himmel und auf Erden. Ihr so hohes Ziel ist den Engeln und den Menschen nur in Voraussicht ihrer Inkarnation und ihrer Verdienste gegeben worden. Denn die Werke der höchsten Geister und diese Belohnung, die nichts anderes als Gott selbst ist, stehen in keinem Verhältnis zueinander. Kein Geschöpf hätte zu ihr gelangen können, ohne diese wunderbare und erhabene Intervention barmherziger Liebe. Um nun den unendlichen Abstand auszufüllen, der das göttliche Wesen von den Werken Seiner Hände trennt, musste es mit seiner Person selbst die beiden Extreme vereinen und seiner Göttlichkeit das Wesen und die Art des Engels oder des Menschen verbinden, und es wählte die menschliche Natur.
Dieses Vorhaben, von aller Ewigkeit her angelegt, wurde den Engeln lange vor seiner Ausführung offenbart. Der Menschengott wurde ihnen in der Zukunft als der gezeigt, der sie in Gnade segnen und sie einführen sollte in die Herrlichkeit, unter der Bedingung, dass sie ihn auf der Erde während seiner Sendung und im Himmel in den Jahrtausenden der Jahrtausende anbeten würden. Eine unverhoffte Enthüllung, eine hinreißende Vision für die edelmütigen und dankbaren Herzen, aber ein tiefes Geheimnis, erdrückend für hochmütige Geister. Dieses erhabene Ziel, dieses unermessliche Maß an Herrlichkeit, welches ihnen unterbreitet war, sollte also nicht einzig die Belohnung ihrer eigenen Verdienste sein! Nie sollten sie sich selbst den Rechtsanspruch und den Besitz zuschreiben können. Ein Mittler zwischen ihnen und Gott, welche ihrer Würde zugefügte Beleidigung! Eine der menschlichen Art bewilligte freie Bevorzugung, welche Ungerechtigkeit! Welche Antastung ihrer Rechte! Diese Menschheit, die so viel niedriger stand als sie, sollen sie sie eines Tages vergöttert sehen, durch ihre Vereinigung mit dem "Wort" und sitzend zur Rechten Gottes, auf einem strahlenden Herrschersitz? Sollen sie dazu einwilligen, ihm ewiglich ihre Huldigungen und Anbetungen darzubringen?
"Luzifer” (der Lichtbringer) und der dritte Teil der Engel erlagen jenen Gedanken des Hochmuts und der Eifersucht. Der Erzengel Michael und mit ihm der größte Teil riefen aus: "Wer ist Gott gleich? Er ist der Herr aller Gaben und der unumschränkte Herrscher aller Dinge. Ehre sei Gott und dem Lamm, das für das Heil der Welt geopfert werden wird!" Aber der Anführer der Rebellen, vergessend, dass er seinem Schöpfer verantwortlich sei für seine Stellung und seine Vorrechte, hörte nur auf seine Vermessenheit und sagte: "Ich selbst werde zum Himmel aufsteigen; ich werde meinen Wohnsitz über den Sternen errichten; ich werde mich auf den Berg des Bundes setzen, zu den Seiten des Nordwinds; ich werde die höchsten Wolken beherrschen und dem Höchsten gleich sein." Jene, die seine Ansichten teilten, nahmen seine Worte mit einem Murmeln des Beifalls auf und es gab sie auf allen Rängen der göttlichen Ordnung; aber ihre Menge schützte sie nicht vor der Strafe.”
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