KAPITEL XXI
Es werden falsche Christusse und falsche Propheten kommen
• Man erkennt den Baum an seinen Früchten • Mission der Propheten • Wunder der falschen Propheten • Glaubt nicht allen Geistern • Unterweisungen der geistigen Welt: Die falschen Propheten; Eigenschaften des wahren Propheten; Die falschen Propheten in der Erratizität; Jeremias und die falschen Propheten.
Man erkennt den Baum an seinen Früchten
1. Der Baum, der faule Früchte hervorbringt, ist nicht gut, und wiederum der Baum, der gute Früchte hervorbringt, ist nicht schlecht; denn jeder Baum wird an seinen Früchten erkannt. An Disteln pflückt man ja keine Feigen und von einem Dornbusch erntet man keine Trauben. Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor, und der Böse bringt aus dem bösen Schatz seines Herzens das Böse hervor, denn der Mund spricht, wovon das Herz voll ist. (Lukas, Kap. VI, 43-45)
2. Hütet euch vor den falschen Propheten, die im Schafspelz zu euch kommen, inwendig aber reißende Wölfe sind. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Kann man Trauben von Dornbüschen ernten oder Feigen von Disteln pflücken? So bringt jeder gesunde Baum gute Früchte und jeder verdorbene Baum schlechte Früchte hervor. Ein verdorbener Baum kann keine guten Früchte hervorbringen. Jeder Baum, der keine guten Früchte hervorbringt, wird gefällt und ins Feuer geworfen. Ihr werdet sie also an ihren Früchten erkennen. (Matthäus, Kap. VII, 15-20)
3. Gebt acht, dass euch niemand irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: „Ich bin der Christus“, und werden viele irreführen.
Viele falsche Propheten werden auftreten und sie werden viele irreführen. Und weil die Gesetzesverachtung überhandnimmt, wird die Liebe in vielen erkalten. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.
Deshalb, wenn jemand zu euch sagt: “Hier ist der Christus“, oder: „dort ist er“, so glaubt es nicht! Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten auftreten, die große Wunder und erstaunliche Dinge vollbringen werden, sodass – wenn es möglich wäre – auch die Auserwählten verführt werden könnten. (Matthäus, Kap. XXIV, 4, 5, 11-13, 23, 24; Markus, Kap. XIII, 5, 6, 21, 22)
Mission der Propheten
4. Im Allgemeinen schreibt man den Propheten die Gabe zu, die Zukunft vorauszusehen, so dass die Worte „Prophezeiung“ und „Voraussage“ Synonyme geworden sind. Im evangelischen Sinne hat das Wort Prophet eine weitreichendere Bedeutung; und man nennt so alle diejenigen, die von Gott gesandt sind, mit der Mission, die Menschen zu unterweisen und ihnen die verborgenen Dinge und die Geheimnisse des spirituellen Lebens zu enthüllen. Ein Mensch kann also Prophet sein, ohne Voraussagungen zu machen. So dachten die Juden damals, zur Zeit Jesus. Daher kommt es, dass, als Jesus vor den Hohepriester Kaiphas gebracht wurde, Ihm die Schriftgelehrten und die alten Männer - die versammelt waren - ins Gesicht spuckten, Ihn prügelten und ohrfeigten und sagten: „Christus, weissage uns, uns sage, wer dich geschlagen hat“. Unterdessen gab es Propheten, die die Zukunft vorausahnten, entweder mittels Intuition oder unverhoffter Offenbarung, um den Menschen zu warnen. Nachdem die vorausgesagten Ereignisse eingetroffen sind, wurde die Gabe der Zukunftsvoraussagung als eine der Qualitätsmerkmale eines Propheten angesehen.
Wunder der falschen Propheten
5. „Es werden falsche Christusse und falsche Propheten auftreten, die große Wunderdinge und erstaunliche Sachen vollbringen werden, so dass sie auch die Auserwählten verführen könnten“. Diese Worte geben den wahren Sinn des Wortes „Wunder“. Nach theologischer Bedeutung sind Wunderdinge und Wunder außergewöhnliche Phänomene, außerhalb der Naturgesetze. Die Naturgesetze sind allein Gottes Werke, und ER kann sie ohne Zweifel aufheben, wenn es IHM gefällt. Aber der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass Gott niemals unterentwickelten und boshaften Menschen eine solche Macht gegeben haben kann, die so groß wie SEINE ist und noch weniger das Recht zunichte zu machen, was von IHM geschaffen wurde. Ein solches Prinzip kann Jesus nicht gutgeheißen haben.
Wenn also, gemäß der Bedeutung, die man diesen Worten beimisst, der Geist des Bösen die Macht besäße, solche Wunderdinge zu vollbringen, die sogar die Auserwählten täuschen könnten, wäre zu folgern, dass – indem sie das Gleiche tun können, was Gott tut – die Wunderdinge und das Außergewöhnliche keine Privilegien der Gesandten Gottes sind und gar nichts beweisen, da ja nichts die Wundertaten der Heiligen von den Wundertaten der Dämonen unterscheidet. Es ist deshalb notwendig, eine rationalere Bedeutung für diese Worte zu suchen.
Vor den Augen des gewöhnlichen Unwissenden gelten alle Phänomene, deren Ursachen unbekannt sind, als übernatürlich, außergewöhnlich und wundersam. Ist die Ursache einmal bekannt, erkennt man, dass das Phänomen, so außergewöhnlich es auch erscheinen mag, nichts anderes ist, als die natürliche Folge eines Naturgesetzes. So verkleinert sich der Kreis der übernatürlichen Ereignisse in dem Maße, wie sich der Kreis der Wissenschaft vergrößert. Zu allen Zeiten haben die Menschen zugunsten ihres Ehrgeizes, ihrer Interessen und ihrer Herrschaft bestimmte Kenntnisse, die sie besaßen, ausgenutzt, um sich das Prestige einer angeblich übermenschlichen Kraft oder einer vorgeblich göttlichen Mission zu geben. Diese sind die falschen Christusse und die falschen Propheten. Die Verbreitung der Kenntnisse macht sie unglaubwürdig, deshalb vermindert sich ihre Zahl in dem Maß, wie die Menschen aufgeklärt werden. Die Ausführung dessen, was in den Augen von einigen als Wunder gilt, ist daher kein Anzeichen einer göttlichen Mission, da sie aus Kenntnissen hervorgehen, die sich ein jeder aneignen kann, oder aus besonderen organischen Fähigkeiten, die sowohl der Unwürdigste als auch der Würdigste besitzen kann.
Die wahren Propheten erkennt man an den seriöseren und ausschließlich moralischen Charakteren.
Glaubt nicht allen Geistern
6. Meine geliebten Freunde, glaubt nicht allen Geistern, sondern prüft, ob die Geister von Gott sind, denn viele falsche Propheten sind in die Welt hinausgegangen. (1. Johannesbrief, Kap. IV, 1)
7. Die spiritistischen Phänomene, weit entfernt davon, die falschen Christusse und die falschen Propheten anzuerkennen – wie einige Leute fälschlicherweise sagen – kommen im Gegenteil, um ihnen einen letzten Schlag zu versetzen.
Bittet also den Spiritismus nicht um Wunder und Außergewöhnliches, denn er erklärt ausdrücklich, dass er sie nicht hervorbringt. Wie die Physik, Chemie, Astronomie, Geologie gekommen sind, um die Gesetze der materiellen Welt zu enthüllen, kommt der Spiritismus, um die anderen unbekannten Gesetze zu enthüllen, die die Verbindung zwischen der physischen und geistigen Welt regeln, Gesetze, die, ebenso wie die der ältesten Wissenschaften, nichts anderes als natürliche Gesetze sind; indem der Spiritismus die Erklärung einer gewissen Art von Phänomenen gibt, die bis jetzt nicht erklärt werden konnten, vernichtet er, was noch im Bereich der Wunder verblieben war. Diejenigen also, die in Versuchung kommen würden, diese Phänomene zum eigenen Nutzen zu erforschen, und sich als Gesandte Gottes auszugeben, könnten nicht für lange Zeit die Leichtgläubigen täuschen, sie wären bald entlarvt. Wie bereits gesagt, beweisen diese Phänomene allein nichts: Eine Mission wird durch ihre moralische Wirkungen bewiesen, die nicht ein jeder hervorbringen kann. Dies ist eins der Ergebnisse der spiritistischen Wissenschaft; indem sie die Ursache gewisser Phänomene gründlich untersucht, hebt sie den Schleier vieler Geheimnisse. Jene, die die Dunkelheit dem Licht vorziehen, haben als einziges Interesse daran, sie zu bekämpfen. Aber die Wahrheit ist wie die Sonne: Sie löst den dichtesten Nebel auf.
Der Spiritismus kommt, um eine andere Kategorie von gefährlicheren falschen Christussen und falschen Propheten zu enthüllen, die sich nicht unter den Menschen befinden, sondern unter den Nichtnkarnierten (den Verstorbenen): das sind die betrügerischen, heuchlerischen, hochmütigen und pseudogelehrten Geister, die von der Erde in die Erratizität (Jenseits) gegangen sind und sich mit Namen verehrter Personen schmücken, um zu versuchen – hinter der Maske, mit der sie sich bedecken – ihre Ideen glaubhaft zu machen, die oft die seltsamsten und absurdesten sind. Bevor medialen Kundegungen bekannt wurden, wirkten sie auf eine weniger deutliche Art, durch die Eingebung, durch die unbewusste, hörende und sprechende Medialität. Die Zahl derer, die in diversen Epochen, insbesondere in der letzten Zeit, sich als einige der ehemaligen Propheten, wie auch als Christus oder als Maria, seine Mutter, und sogar auch als Gott ausgegeben haben, ist beachtlich.
Der heilige Johannes warnte die Menschen vor diesen Geistern, als er sagte: „Meine geliebten Freunde, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft, ob die Geister von Gott sind, denn viele falsche Propheten sind in die Welt hinausgegangen“. Der Spiritismus gibt uns die Mittel dazu, um die Geister zu prüfen, indem er uns auf die Merkmale hinweist, an denen man die guten Geister erkennen kann: Merkmale, die immer moralischer und nie materieller Natur sind *.
Folgende Worte Jesu gelten vor allem für das Unterscheidungsvermögen der guten und der bösen Geister: „Man erkennt die Qualität des Baumes an seinen Früchten; ein guter Baum kann keine schlechten Früchte hervorbringen und ein schlechter Baum kann keine guten Früchte hervorbringen.“ Man beurteilt die Geister an der Qualität ihrer Werke wie einen Baum an der Qualität seiner Früchte.
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* Siehe, für das Erkennen der Geister, „Das Buch der Medien“, zweiter Teil, Kap. 24 und folgende
Unterweisungen der geistigen Welt
Die falschen Propheten
8. Wenn man euch sagen würde: „Christus ist hier“, geht nicht hin, sondern im Gegenteil, hütet euch davor, denn die falschen Propheten werden zahlreich sein. Aber seht ihr denn nicht die Blätter des Feigenbaumes, die anfangen bleich zu werden; seht ihr nicht seine zahlreichen Triebe, die auf die Blütezeit warten, und sagte Christus euch nicht: „Man erkennt einen Baum an seinen Früchten“? Wenn dann die Früchte bitter sind, urteilt ihr, dass der Baum schlecht ist; wenn sie aber süß und heilsam sind, sagt ihr: „Nichts Reines kann aus einem schlechten Baumstamm kommen“.
Auf diese Art und Weise, meine Freunde, sollt ihr urteilen; es sind die Werke, die ihr zu prüfen habt. Wenn diejenigen, die von sich selbst sagen, dass sie über eine göttliche Macht verfügen, alle Anzeichen einer solchen Mission zeigen, d.h. wenn sie die christlichen und ewigen Tugenden in ihrem höchsten Grad besitzen: Nächstenliebe, Liebe, Nachsicht und Güte, die alle Herzen in Einklang bringen; und wenn sie mit entsprechenden Taten ihre Worte untermauern, dann könnt ihr sagen: „Dies sind wirklich Gesandte Gottes“.
Misstraut aber den heuchlerischen Worten, den Schriftgelehrten und Pharisäern, die in langen Gewändern auf öffentlichen Plätzen beten. Misstraut jenen, die vorgeben, das Monopol der alleinigen und einzigen Wahrheit zu besitzen!
Nein, nein, Christus befindet sich nicht unter diesen, denn diejenigen, die Er sendet, um Seine heilige Lehre zu verbreiten und Sein Volk zu regenerieren, werden, nach dem Beispiel des Meisters, vor allem sanft und demütig im Herzen sein; diejenigen, die mit ihren Beispielen und Ratschlägen die Menschheit retten sollen, die in ihr Verderben läuft und auf krummen Wegen wandert; diese werden vor allem bescheiden und demütig sein. Flieht vor jedem, der das kleinste Anzeichen von Hochmut zeigt, wie vor einer ansteckenden Lepra, die alles ansteckt, was sie berührt. Erinnert euch daran, dass jedes Geschöpf auf seiner Stirn, aber vor allem in seinen Taten, den Stempel seiner Größe oder seines Verfalls trägt.
Meine geliebten Kinder, geht also weiter ohne Umwege, ohne Hintergedanken, auf dem gesegneten, eingeschlagenen Weg. Geht weiter, geht ohne Furcht immer weiter. Entfernt mutig alles, was euch auf dem Weg zum ewigen Ziel behindern kann. Reisende, ihr werdet nicht mehr lange in der Finsternis und in den Schmerzen eurer Prüfung sein, wenn ihr eure Herzen dieser sanften Lehre öffnet, die euch die ewigen Gesetze enthüllt und alles Sehnen eurer Seele nach dem Unbekannten befriedigt. Schon ab sofort könnt ihr diesen leichten Luftgeistern Gestalt geben, die ihr in euren Träumen vorbeischweben seht und die nur euren Geist für kurze Zeit verzaubern konnten, aber eure Herzen nicht anzusprechen vermochten. Jetzt, meine Freunde, ist der Tod verschwunden, um Platz für den strahlenden Engel zu machen, den ihr kennt; der Engel des Wiedersehens und der Vereinigung. Ihr, die ihr jetzt die Aufgabe gut vollendet habt, die der Schöpfer euch auferlegte, braucht euch nicht mehr vor SEINER Gerechtigkeit zu fürchten, denn ER ist ein Vater und verzeiht SEINEN verirrten Kindern, die um Erbarmen bitten, stets. Macht weiter so, geht unaufhörlich vorwärts; auf dass eure Devise jene des Fortschritts sei, des ununterbrochenen Fortschritts in allen Dingen, bis ihr endlich zu diesem glücklichen Ziel gelangt, wo euch all jene, die euch vorausgegangen sind, erwarten. (Ludwig, Bordeaux, 1861)
Eigenschaften des wahren Propheten
9. Misstraut den falschen Propheten. Diese Empfehlung ist zu aller Zeit nützlich, vor allem aber in den Zeiten des Übergangs, in denen – wie derzeitig – eine Umwandlung der Menschheit stattfindet, weil dann eine Menge von Ehrgeizigen und Intriganten als Reformatoren und Messiasse auftreten. Vor diesen Betrügern muss man sich hüten, und es ist die Pflicht jedes ehrlichen Menschen, sie zu entlarven. Ihr werdet wahrscheinlich fragen, wie man sie erkennen kann. Hier sind ihre Anzeichen:
Vertraut man nicht das Kommando einer Armee nur einem General an, der fähig ist, sie zu kommandieren? Glaubt ihr, dass Gott weniger klug ist als die Menschen? Seid gewiss, dass ER die wichtigen Missionen nur denjenigen anvertraut, die, wie ER weiß, fähig sind, sie zu erfüllen, denn die großen Missionen sind schwere Lasten, die den Menschen erdrücken würden, der zu schwach ist, sie zu tragen. Wie in allen Dingen muss der Meister mehr wissen als sein Schüler. Um die Menschheit moralisch und intellektuell vorwärtszubringen, braucht man Menschen, die sowohl an Intelligenz als auch an Moral überlegen sind! Deshalb sind es immer bereits hoch entwickelte Geister, die ihre Prüfungen bereits in anderen Existenzen bestanden haben und zu diesem Zweck inkarnieren, denn wenn sie nicht überlegener wären als das Umfeld, in dem sie tätig sein sollen, wäre ihr Erfolg gleich Null. Unter dieser Voraussetzung könnt ihr davon ausgehen, dass der wahre Missionar Gottes seine Mission durch die Überlegenheit, durch seine Tugenden, durch die Würde, durch das Resultat und durch den moralischen Einfluss seiner Taten rechtfertigen muss. Zieht daraus weiter die Folgerung: Wenn er durch seine Eigenschaften, seine Tugenden und seine Intelligenz unterhalb der Rolle ist, die er vorgibt zu haben, oder der Person, hinter dessen Namen er sich verbirgt, dann ist er nichts anderes als ein schlechter Schauspieler niedrigen Ranges, der nicht einmal sein Vorbild nachahmen kann.
Eine andere Erwägung ist, dass die Mehrheit der echten Missionare Gottes sich selbst ignorieren. Sie erfüllen das, wofür sie berufen wurden, durch die Kraft ihres Geistes, unterstützt von einer verborgenen Macht, die sie ohne ihr Wissen inspiriert und führt, aber ohne vorauszuplanen. Kurzum, die wahren Propheten offenbaren sich durch ihre Taten: Man entdeckt sie; während die falschen Propheten sich selbst als Gesandte Gottes ausgeben; erstere sind demütig und bescheiden; letztere sind hochmütig und überzeugt von sich selbst, sprechen mit Stolz und wie alle Schwindler scheinen sie immer zu befürchten, dass man ihnen nicht glaubt.
Man hat schon solche Schwindler gesehen, die sich als Apostel Christi ausgegeben haben, andere als Christus selbst und es ist eine Schande für die Menschheit, dass sie immer gutgläubige Menschen finden, die ihren Betrügereien Glauben schenken. Eine ganz einfache Überlegung, die jedoch die Augen der Blindesten öffnen sollte, ist, dass falls Christus noch einmal auf dieser Erde inkarnieren würde, Er mit all Seiner Kraft und all Seinen Tugenden kommen würde, außer man nähme an – was absurd wäre, dass Er sich zurückentwickelt hätte. Also, genauso, wenn wir von Gott eines SEINER Attribute wegnehmen würden, hätten wir Gott nicht mehr, und nähmen wir eine der Tugenden von Christus weg, hätten wir auch Ihn nicht mehr. Haben diejenigen, die sich als Christus ausgeben, alle Seine Tugenden? Das ist die Frage. Beobachtet und erforscht ihre Art zu denken und ihre Taten und ihr werdet erkennen, dass ihnen vor allem die deutlichen Eigenschaften fehlen, die sie von Christus unterscheiden: Demut und Nächstenliebe, während sie das haben, was Christus nicht hatte: die Habgier und Hochmut. Bemerkt weiterhin, dass es zurzeit in verschiedenen Ländern viele angebliche Christusse gibt, ebenso auch zahlreiche, angebliche Elias, Johannes oder Petrus, und diese können schon zwangsläufig nicht alle echt sein. Seid gewiss, dass sie Menschen sind, die die Leichtgläubigkeit ausnutzen und es bequem finden, auf Kosten derjenigen zu leben, die ihnen Gehör schenken.
Misstraut also den falschen Propheten, insbesondere in dieser Zeit der Erneuerung, weil viele Betrüger behaupten werden, dass sie Gesandte Gottes seien. Sie beschaffen sich eine eitle Genugtuung auf der Erde, aber eine furchtbare Gerechtigkeit erwartet sie, dessen könnt ihr sicher sein. (Erastus, Paris, 1862)
Die falschen Propheten in der Erratizität
10. Die falschen Propheten sind nicht nur unter den Inkarnierten, sondern auch, und noch zahlreicher, unter den hochmütigen Geistern, welche, unter dem falschen Schein der Liebe und der Nächstenliebe, Uneinigkeit stiften und die Arbeit zur Befreiung der Menschheit verzögern, indem sie dazwischen ihre absurden Lehren ausstreuen, nachdem sie manche Medien dazu gebracht haben, diese anzunehmen. Und um diejenigen, die sie täuschen möchten, noch stärker faszinieren zu können und ihren Theorien mehr Gewicht zu geben, schmücken sie sich ohne Skrupel mit Namen, die die Menschen nur mit Ehrfurcht aussprechen.
Sie sind es, die den Keim der Zwietracht unter den Gruppen säen, die sie drängen, sich von den andern zu isolieren und sich gegenseitig misstrauisch anzusehen. Das allein würde schon genügen, um sie zu entlarven, denn, durch eine solche Handlungsweise widerlegen sie selber aufs Deutlichste, was sie vorgeben zu sein. Blind sind die Menschen, die in eine so plumpe Falle geraten.
Aber es gibt viele andere Mittel, um sie zu erkennen. Die Geister der Kategorie, der anzugehören sie vorgeben, müssen nicht nur sehr gut sein, sondern auch außerordentlich rational. Nun, deshalb sollt ihr ihre Systeme mit Vernunft und dem gesunden Menschenverstand prüfen und ihr werdet sehen, was übrig bleibt. Ihr werdet mit mir übereinstimmen, dass jedes Mal, wenn ein Geist als Heilmittel gegen die Leiden der Menschheit – oder als Mittel, um ihre Veränderung zu erlangen – utopische, nicht ausführbare, kindische und lächerliche Maßnahmen angibt; oder wenn er ein System formuliert, das den grundlegendsten Begriffen der Wissenschaft widerspricht, so kann er nichts anderes sein, als ein unwissender und trügerischer Geist.
Andererseits seid überzeugt, wenn auch die Wahrheit nicht immer von den einzelnen Individuen geschätzt wird, der gesunde Menschenverstand der Masse wird es immer tun, und ist dies ein weiteres Kriterium. Wenn zwei Grundsätze sich widersprechen, so könnt ihr das Maß ihres eigentlichen Wertes herausfinden, indem ihr beobachtet, welcher der beiden ein größeres Echo und Sympathie findet. In der Tat, es wäre unlogisch anzunehmen, dass eine Lehre, deren Anhängerschaft stetig geringer wird, wahrhaftiger wäre als die, deren Anhänger zahlenmäßig kontinuierlich mehr werden. Da Gott möchte, dass die Wahrheit zu allen kommt, vertraut er sie nicht nur einem beschränkten Kreis an, sondern bringt sie an verschiedenen Orten hervor, damit überall neben der Finsternis auch das Licht sein wird.
Weist erbarmungslos alle Geister ab, die sich als außergewöhnliche Ratgeber präsentieren und Spaltung und Isolierung predigen. Diese sind meistens eingebildete und mittelmäßige Geister, die dazu neigen, sich den schwachen und leichtgläubigen Menschen aufzudrängen und denen sie übertriebene Lobpreisungen spenden, um sie zu faszinieren und unter ihrer Herrschaft zu halten. Sie sind im Allgemeinen Geister, die gierig nach Macht sind und zu ihren Lebzeiten im öffentlichen oder privaten Bereich Tyrannen waren und die nach ihrem Tod immer noch Opfer suchen, um sie zu tyrannisieren. Misstraut im Allgemeinen solchen Mitteilungen, die den Charakter des Mystizismus und der Fremdartigkeit tragen oder die seltsame Zeremonien und Handlungen vorschreiben; hier liegt immer ein berechtigter Grund vor, Verdacht zu schöpfen.
Andererseits seid überzeugt davon, dass, wenn eine Wahrheit der Menschheit offenbart werden muss, sie sozusagen unverzüglich allen ernsthaft arbeitenden Gruppen, die gute Medien haben, mitgeteilt wird, und nicht nur der einen oder anderen Gruppe, unter Ausschluss der Übrigen. Keiner ist ein vollkommenes Medium, wenn er besessen ist, und es gibt eine offenbare Besessenheit, wenn das Medium nur von einem bestimmten Geist Mitteilungen bekommt, so hoch er sich selbst auch einschätzen möge. Alle Medien und alle Gruppen, die glauben, privilegiert zu sein, aufgrund von Mitteilungen, die nur sie bekommen und welche sich zudem Praktiken unterwerfen, die zum Aberglauben tendieren, sind unzweifelhaft von einer gut erkennbaren Besessenheit ergriffen, vor allem, wenn der beherrschende Geist sich mit einem Namen brüstet, welchen wir alle, Geister und Inkarnierte, ehren und respektieren sollen, und nicht erlauben sollten, dass er bei jedem Anlass kompromittiert wird.
Es ist unbestreitbar, dass, dann wenn man alle von den Geistern erhaltenen Angaben und Kundgebungen einer strengen Prüfung durch die Vernunft und der gesunden Menschenverstand unterzieht, es leichter sein wird, Absurddität und Irrtümer zurückzuweisen. Ein Medium kann fasziniert und eine Gruppe getäuscht werden, aber die strenge Kontrolle anderer Gruppen, die erworbenen Kenntnisse und die hohe moralische Autorität der Gruppenleiter sowie die Kundgebungen der jeweiligen Hauptmedien, die ein Siegel der Vernunft und der Authentizität der höheren Geister tragen, werden diese lügenhaften und arglistigen Diktate, hervorgebracht von einer Meute betrügerischer und übler Geistwesen, schnell verurteilen.(Erastus, Schüler vom heiligen Paulus, 1862)
(Siehe Einleitung, Paragraph II, „Universelle Kontrolle der Lehre der Geister“ – Im „Das Buch der Medien“, zweiter Teil, Kap. XXIII, Von der Besessenheit)
Jeremias und die falschen Propheten
11. So spricht der Herr der Heere: „Hört nicht auf die Worte der Propheten, die euch weissagen und euch betrügen. Sie verkünden die Visionen aus ihrem Herzen und nicht das, was sie aus dem Mund des Herrn gelernt haben. – Sie sagen zu denen, die mich verachten: ‚Der Herr hat es gesagt: Ihr werdet Frieden haben‘; und zu allen, die in der Verderbtheit ihrer Herzen wandeln: ‚Kein Unheil wird über euch kommen‘. – Aber, wer war von ihnen bei diesem Rat Gottes anwesend? Wer von ihnen sah IHN und hörte was ER sagte? – Ich habe diese Propheten nicht gesandt, sie sind von selbst losgelaufen; ich habe nichts zu ihnen gesagt, dennoch weissagen sie. – Ich habe wohl gehört, welche Lügen die Propheten in meinem Namen aussprechen und weissagen: ‚Ich habe geträumt, ich habe geträumt‘. – Wie lange noch werden die Propheten diese Trugbild in ihren Herzen tragen, sie die Lügen weissagen und deren Weissagungen nichts anderes sind als Verführungen ihres Herzens?
Wenn also dieses Volk oder ein Prophet oder ein Priester euch befragt und sagt: ‚Welche ist die Last des Herrn?‘, so sagt zu ihnen: ‚Ihr selbst seid meine Last, und ich werde sie weit weg von mir abwerfen‘, so spricht der Herr.“ (Jeremia, Kap. XXIII, 16-18, 21, 25, 26, 33)
12. Über diesen Abschnitt des Propheten Jeremias möchte ich mit euch sprechen, meine Freunde. Gott, der durch seinen Mund sprach, sagte: „Es sind die Visionen aus ihrem Herzen, die sie zum Sprechen bringen“. Diese Worte weisen deutlich darauf hin, dass schon zur damaligen Zeit die Scharlatane und die Fanatiker die Gabe der Prophezeiung missbrauchten und Eigennutz daraus zogen. Sie beuteten somit den einfachen und nahezu blinden Glauben des Volkes aus, indem sie für Geld gute und angenehme Sachen weissagten. Diese Art von Betrug war ziemlich verbreitet bei dem jüdischen Volk, und es ist leicht zu verstehen, dass das arme Volk in seiner Unwissenheit keine Möglichkeiten hatte, die Guten von den Bösen zu unterscheiden, und sie wurden stets – mehr oder weniger – von den Pseudo-Propheten betrogen, die nichts anders waren als Betrüger oder Fanatiker. Nichts ist bedeutsamer als diese Worte: „Ich habe diese Propheten nicht gesandt, sie sind von selbst losgelaufen; ich habe nichts zu ihnen gesagt, dennoch weissagen sie.“ Er sagte noch weiter: „Ich habe wohl gehört, welche Lügen die Propheten in meinem Namen aussprechen und weissagen: ‚Ich habe geträumt, ich habe geträumt‘. So wies ER auf eines der Mittel hin, die sie anwendeten, um das Vertrauen des Volks auszunutzen, das sie ihnen schenkten. Die Volksmenge, immer gläubig, dachte nicht daran, die Wahrhaftigkeit ihrer Träume oder ihrer Visionen in Frage zu stellen, sie fanden das ganz natürlich und ermunterten die Propheten immer zum Sprechen.
Hört, nach den Worten des Propheten, den weisen Rat des Apostels Johannes, wenn er sagt: „Glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft, ob die Geister von Gott sind“, denn unter den Unsichtbaren gibt es auch solche, die Vergnügen am Betrug finden, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Die meist Betrogenen sind selbstverständlich die Medien, wenn sie keine ausreichenden Vorsichtsmaßnahmen anwenden. Dies ist ohne Zweifel eine der größten Klippen, an der viele zerschellen, besonders wenn sie Neulinge des Spiritismus sind. Dies ist für sie eine Prüfung, die sie nur mit großer Vorsicht bestehen können. Lernt also vor allem, die guten von den bösen Geistern zu unterscheiden, damit ihr nicht selbst zu falschen Propheten werdet. (Luoz, Schutzgeist, Karlsruhe, 1861)