DAS EVANGELIUM AUS DER SICHT DES SPIRITISMUS

Allan Kardec

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20. Ist es tadelnswert, die Fehler der andern zu beobachten, wenn sich daraus kein Nutzen für sie ergeben kann, auch wenn man sie nicht bekannt macht?


Alles hängt von der Absicht ab. Gewiss ist es nicht verboten, das Böse zu sehen, wenn das Böse existiert. Es gäbe sogar Nachteile, nur das Gute überall zu sehen. Diese Täuschung würde dem Fortschritt schaden.


Das Unrecht liegt darin, diese Beobachtung zum Nachteil des Nächsten zu nutzen, indem man ihn bei den andern in Verruf bringt. Es wäre noch tadelnswerter, dies aus einem Gefühl der Boshaftigkeit zu machen und der Freude darüber, die andern bei einem Fehler zu ertappen. Es ist ganz anders, wenn man einen Schleier über das Übel wirft, um es vor der Öffentlichkeit zu verbergen, indem man sich darauf beschränkt, es für den eigenen Nutzen zu beobachten, d.h. sich damit zu befassen, um bei sich zu vermeiden, was man bei den andern tadelt. Im Übrigen, ist diese Beobachtung nicht auch nützlich für den Moralisten? Wie könnte er die Fehler der Menschheit beschreiben, wenn er sie nicht an diesen Beispielen erforscht? (Sankt Ludwig, Paris, 1860)