Beleidigungen und Gewalt
1. Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden die Erde besitzen. (Matthäus, Kap. V, 5)
2. Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden. ( Matthäus, Kap. V, 9)
3. Ihr habt gehört, dass den Alten gesagt worden ist: „Du sollst nicht töten, und wer auch immer tötet, der verdient, durch das Gericht verurteilt zu werden. Ich aber sage euch, dass, wer auch immer gegen seinen Bruder zornig wird, der verdient durch das Gericht verurteilt zu werden; wer zu seinem Bruder Racca sagt, der verdient von dem obersten Rat verurteilt zu werden; und derjenige, der ihm sagt: Du bist verrückt, der verdient zum Feuer der Hölle verurteilt zu werden. (Matthäus, Kap. V, 21, 22)
4. Durch diese Grundsätze machte Jesus aus der Sanftmut, Milderung, Freundlichkeit und Geduld ein Gesetz; somit verurteilt Er die Gewalt, den Zorn und sogar alle unhöflichen Äußerungen hinsichtlich seiner Mitmenschen. Racca war unter den Hebräern ein Ausdruck der Verachtung, er bedeutete: ein Mann, der zu nichts taugt, und beim Aussprechen spuckte man aus und drehte den Kopf dabei zur Seite. Jesus geht noch weiter, weil Er demjenigen auch mit dem Feuer der Hölle drohte, der zu seinem Bruder sagen würde: „Du bist verrückt“.
Es ist offensichtlich, dass hier, wie in jeder Situation, die Absicht den Fehler verschlimmert oder mildert. Aber, wodurch kann ein einfaches Wort so viel Gewicht haben, um eine so starke Missbilligung zu verdienen? – Weil jedes beleidigende Wort der Ausdruck eines Gefühls und gegensätzlich zum Gesetz der Liebe und der Nächstenliebe ist, ein Gesetz, welches die Beziehungen der Menschen untereinander regelt und die Eintracht und Vereinigung unter ihnen aufrechterhalten soll; – weil es eine Beleidigung des gegenseitigen Wohlwollens und der Brüderlichkeit ist; – weil es den Hass und die Feindseligkeit schürt; und schließlich, – weil – nach der Demut gegenüber Gott – die Nächstenliebe gegenüber den Mitmenschen das oberste Gesetz für jeden Christen ist.
5. Was aber wollte Jesus mit diesen Worten sagen: „Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden die Erde besitzen“? Er empfiehlt den Menschen damit, auf die Güter dieser Welt zu verzichten und verspricht ihnen die des Himmels?
Während er auf die Güter des Himmels wartet, braucht der Mensch jene der Erde, um zu leben; Er empfiehlt ihnen nur, auf diese Letzteren nicht mehr Wert zu legen als auf die Ersten.
Mit diesen Worten wollte Er sagen, dass bis jetzt die irdischen Güter von den Gewalttätigen vereinnahmt wurden zum Nachteil derer, die sanftmütig und friedfertig sind; diesen letzteren fehlt öfter das Notwendigste, während die andern im Überfluss leben. Er verspricht, dass ihnen sowohl auf der Erde als auch im Himmel Gerechtigkeit zuteil wird, weil sie Kinder Gottes genannt werden. Wenn das Gesetz der Liebe und der Nächstenliebe das Gesetz der Menschheit sein wird, wird es keinen Egoismus mehr geben; der Schwache und der Friedfertige werden nicht mehr durch Starke und Gewalttätige ausgebeutet oder unterdrückt werden. So wird der Zustand der Erde sein, wenn sie gemäß dem Gesetz des Fortschritts und dem Versprechen Jesu eine glückliche Welt durch die Vertreibung der Bösen wird.