DAS EVANGELIUM AUS DER SICHT DES SPIRITISMUS

Allan Kardec

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60. Gebet.



Allmächtiger Gott, breite DEINE Barmherzigkeit über die Seele von (Name der Person) aus, die DU zu DIR gerufen hast, auf dass die Prüfungen, die er/sie auf der Erde durchgemacht hat, ihm/ ihr angerechnet werden können, und dass unsere Gebete die Qualen, die er als Geist eventuell noch erleiden muss, verkürzen helfen!



Gute Geister, die ihr gekommen seid, um ihn zu empfangen, und besonders du, sein Schutzengel, steht ihm bei, um ihm zu helfen, sich von der Materie zu lösen. Gebt ihm die Erleuchtung und das Bewusstsein seiner selbst, um ihn von der Verwirrung zu befreien, die den Übergang vom irdischen in das geistige Leben begleitet. Inspiriert ihn zur Reue über die begangenen Fehler und den Wunsch, sie wiedergutzumachen, um seinen Fortschritt in die ewige Seligkeit zu beschleunigen.



(Name der Person), der/die du gerade jetzt in die geistige Welt eingetreten bist, dir möchte ich sagen, dass du dich trotzdem hier unter uns befindest und uns sehen und hören kannst, denn zwischen dir und uns besteht nur der Unterschied, dass du jetzt deinen vergänglichen Körper verlassen hast, welcher nun sehr bald zu Staub werden wird.



Du hast nun deine grobe Hülle verlassen, welche den Schicksalsschlägen und dem Tod unterworfen ist, und nur deine ätherische, unvergängliche und den materiellen Leiden unzugängliche Hülle bewahrt. Da du nun nicht mehr in einem physischen Körper lebst, führst du jetzt das Leben der Geistwesen, und dieses Leben ist von der Misere befreit, mit der die Menschheit geschlagen ist.



Du hast nicht mehr den Schleier über den Augen, der uns den Glanz des zukünftigen Lebens verbirgt. Du kannst von jetzt ab neue Herrlichkeiten betrachten, während wir noch in die Finsternis eingetaucht bleiben. Du wirst den Raum durcheilen und die Welten in voller Freiheit besuchen, während wir uns beschwerlich auf der Erde dahinschleppen, verhaftet mit unserem materiellen Körper, ähnlich einer schweren Last.



Die Horizonte des Unendlichen werden sich vor dir öffnen und bei dem Anblick solcher Größe wirst du die Nichtigkeit und Leere unserer irdischen Wünsche, unserer weltlichen Ambitionen und belanglosen Freuden verstehen, an denen die Menschen sich erfreuen.



Der Tod ist nichts anderes als eine nur kurze Zeit dauernde materielle Trennung der Menschen. Aus dem Exil heraus – in dem wir noch durch den Willen Gottes und ebenso durch die Pflichten, die wir auf der Erde zu erfüllen haben, zurückgehalten werden - folgen wir dir in Gedanken bis zu dem Zeitpunkt, an dem es uns erlaubt sein wird, dich wieder zu treffen, so wie du jetzt jene getroffen hast, die dir vorangegangen sind.



Wenn wir uns auch nicht an deine Seite begeben können, du kannst jedoch an die unsere kommen. Komm also zu denen, die dich lieben und die du geliebt hast; unterstütze sie bei den Prüfungen des Lebens. Wache über diejenigen, die du gern hast; schütze sie entsprechend deiner Möglichkeiten und lindere ihre Trauer mit den Gedanken, dass du heute glücklicher bist und die tröstliche Sicherheit, dass wir eines Tages in einer besseren Welt zusammen kommen werden.



In der Welt, in der du bist, müssen alle irdischen Rachegefühle ausgerottet werden. Auf dass du von nun an für dein zukünftiges Glück ihnen unzugänglich bleibst! Vergib deswegen denjenigen, die gegen dich gefehlt haben, so wie sie auch dir die Fehler vergeben, die du gegen sie begangen hast.



Bemerkung:



Man kann zu diesem Gebet, das für alle anwendbar ist, einige besondere Worte hinzufügen, je nach den persönlichen Umständen der Familie oder den Beziehungen und der Position des Verstorbenen. Wenn es sich um ein Kind handelt, so lehrt uns der Spiritismus, dass wir nicht vor einem Geist stehen, der kürzlich erschaffen wurde, sondern dass er schon gelebt hat und sehr fortgeschritten sein kann. Falls seine letzte Existenz sehr kurz war, bedeutet dies, dass sie nichts anderes war als die Ergänzung einer Prüfung oder dass sie eine Prüfung für die Eltern sein sollte. (Kap. V, Nr. 21)