5. Das menschliche Gesetz erfasst bestimmte Verstöße und bestraft sie. Der Verurteilte kann also erkennen, dass er die Konsequenzen für das, was er gemacht hat, zu spüren bekommt. Aber das Gesetz erfasst nicht alle Verstöße und kann sie auch nicht erfassen. Das Gesetz trifft insbesondere die Verstöße, die der Gesellschaft Schaden zufügen und nicht die, die nur denjenigen schaden, die sie begehen. Gott aber will den Fortschritt all SEINER Geschöpfe, und folglich lässt ER keine Abweichung vom geraden Weg unbestraft. Es gibt keinen Verstoß, egal wie klein er ist, und keine Übertretung seines Gesetzes, die keine, mehr oder weniger schwerwiegenden und unvermeidlichen Konsequenzen haben. Daraus folgt, dass der Mensch in den kleinen wie in den großen Sachen immer da bestraft wird, wo er gesündigt hat. Die daraus folgenden Leiden sind eine Warnung, dass er Fehler begangen hat. Sie geben ihm Erfahrung und lassen ihn den Unterschied zwischen dem Guten und dem Bösen erkennen, sowie die Notwendigkeit sich zu verbessern, um in der Zukunft zu vermeiden, was für ihn eine Leidensquelle war. Ohne das hätte er keinen Grund, sich zu verbessern; an die Straflosigkeit glaubend, würde er seinen Fortschritt und folglich auch sein zukünftiges Glück verzögern.
Aber die Erfahrung kommt manchmal etwas spät: wenn das Leben bereits vergeudet und getrübt ist; die Kräfte schon verbraucht sind und wenn das Übel nicht wiedergutzumachen ist, dann fängt der Mensch an zu sagen: „Wenn ich am Anfang meines Lebens gewusst hätte, was ich jetzt weiß, wie viele Fehler hätte ich vermeiden können! Wenn ich wieder anfangen sollte, würde ich mich ganz anders verhalten; aber die Zeit dafür gibt es nicht mehr!“ Wie der faule Arbeiter, der sagt: „Ich habe meinen Tag vergeudet“, sagt er sich auch: „Ich habe mein Leben verloren“. Aber genauso wie für den Arbeiter die Sonne am nächsten Tag wieder aufgeht und ein neuer Tag beginnt, der es ihm ermöglicht, die verlorene Zeit wiedergutzumachen, so wird für den Menschen ebenfalls – nach der Dunkelheit des Grabes – die Sonne eines neuen Lebens scheinen, in dem er die Erfahrungen der Vergangenheit und seine guten Vorsätze für die Zukunft nutzen kann.