9. In den Welten, die einen höheren Grad erreicht haben, sind die Bedingungen des moralischen und materiellen Lebens ganz anders als diejenigen, die auf der Erde herrschen. Die körperliche Form ist wie überall die menschliche Gestalt, jedoch verschönert, vervollkommnet und vor allem geläutert. Der Körper besitzt nichts von der irdischen Materialität und ist infolge dessen nicht den Bedürfnissen unterworfen, auch nicht den Krankheiten oder dem Verfall, die die dominierende Materie verursacht. Die Sinne, empfindlicher, haben Wahrnehmungen, die auf unserer Erde wegen der Grobheit der Organe verhindert werden. Die spezifische Leichtigkeit des Körpers ermöglicht eine schnelle und leichte Fortbewegung: Statt sich beschwerlich über den Boden zu schleppen, gleitet er sozusagen über die Oberfläche oder er segelt in der Atmosphäre, auf grund der Kraft seines Willens, so wie man die Engel darstellt oder wie man sich früher die Manen (Geister der Verstorbenen) auf den „Elysischen Feldern“ vorstellte. Die Menschen behalten nach ihrem Belieben die Gestalt ihrer vergangenen Existenzen und sie erscheinen ihren Freunden so wie diese sie kannten, jedoch ein göttliches Licht ausstrahlend und verwandelt von inneren Empfindungen, die immer erhaben sind. An Stelle der blassen, durch Leiden und Leidenschaften niedergeschlagenen Gesichter strahlen die Intelligenz und das Leben mit dem Glanz, den die Maler als Heiligenschein oder Aureole der Heiligen dargestellt haben.
Der geringe Widerstand, den die Materie den fortgeschrittenen Geistern leistet, ermöglicht eine schnelle Entwicklung ihrer Körper, kürzt ihre Kindheit ab oder lässt diese sogar fast nicht vorhanden sein. Das Leben, befreit von Sorgen und Angstgefühlen, ist verhältnismäßig viel länger als das auf der Erde. Im Prinzip ist die Langlebigkeit proportional zum Grad des Fortschritts der Welten. Der Tod verursacht nicht die Schrecken des Zerfalls; statt Entsetzen zu verursachen, hält man ihn für eine glückliche Umwandlung, weil dort der Zweifel an die Zukunft nicht existiert. Da die Seele während des Lebens nicht in eine kompakte Materie eingeschnürt ist, strahlt sie und erfreut sich einer Klarheit, die sie in einen fast permanenten Zustand der Unabhängigkeit versetzt und ihr die freie Übertragung des Gedankens ermöglicht.