DAS EVANGELIUM AUS DER SICHT DES SPIRITISMUS

Allan Kardec

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Notwendigkeit der Nächstenliebe, gemäß Paulus

6. Auch wenn ich alle Sprachen der Menschen und sogar jene der Engel sprechen könnte, hätte aber die Nächstenliebe nicht, so wäre ich wie ein tönendes Erz und eine widerhallende Zimbel; – auch wenn ich weissagen und alle Geheimnisse durchschauen könnte und vollkommene Kenntnisse von allen Dingen besäße; auch wenn ich so einen starken Glauben hätte, dass ich Berge versetzen könnte, wenn ich aber die Nächstenliebe nicht hätte, so wäre ich nichts. – Und wenn ich alle meine Habe zur Speisung der Armen austeilen würde, und wenn ich meinen Leib zur Verbrennung hingeben würde, habe aber die Nächstenliebe nicht, so nützt mir das alles nichts. Die Nächstenliebe ist geduldig, sie ist sanft und wohltuend.


Die Nächstenliebe ist nicht neidisch, sie ist weder verwegen noch hastig, sie bläht sich nicht auf, sie ist nicht überheblich und sie sucht nicht ihre eigenen Vorteile, sie lässt sich weder verbittern noch reizen, sie misstraut nicht, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber über die Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles.


Nun aber bleiben diese drei Tugenden: Glaube, Hoffnung und Nächstenliebe, die allergrößte unter diesen aber ist die Nächstenliebe. (Paulus, Erster Brief des Apostels Paulus an die Korinther, Kap. XIII, 1-7 und 13)


7. Paulus verstand diese große Wahrheit so gut, dass er sagte: „Auch wenn ich die Sprache der Engel sprechen könnte, auch wenn ich weissagen und alle Geheimnisse durchschauen könnte, auch wenn ich so einen starken Glauben hätte, dass ich Berge versetzen könnte, wenn ich aber die Nächstenliebe nicht hätte, so wäre ich nichts. Unter diesen drei Tugenden: Glaube, Hoffnung und Nächstenliebe, ist die Nächstenliebe die allergrößte“. Ohne Zweifel stellt er die Nächstenliebe sogar über den Glauben. Denn die Nächstenliebe ist für alle Menschen erreichbar: für den Unwissenden, wie für den Gelehrten, für den Reichen, wie für den Armen, und weil sie von jeglicher Glaubensrichtung unabhängig ist.


Er tut noch mehr: Er definiert die wahre Nächstenliebe, indem er sie nicht nur in der Wohltätigkeit zeigt, sondern auch in der Vereinigung aller Herzenstugenden, in der Güte und in dem Wohlwollen dem Nächsten gegenüber.