Skandale: Wenn eure Hand ein Grund für einen Skandal ist, hackt sie ab.
11. Wehe der Welt wegen der Skandale, denn es ist notwendig, dass Skandale kommen; doch wehe dem Menschen, durch den der Skandal kommt.
Wenn irgendjemand bei einem dieser Kleinen, die an mich glauben, Empörung hervorruft, für den wäre es besser, dass man ihm um den Hals einen Mühlstein hängt, den ein Esel herumführt, und ihn in die Tiefe des Meeres wirft.
Seht zu, dass ihr keinen dieser Kleinen verachtet, denn ich sage euch, dass ihre Engel im Himmel das Gesicht meines Vaters, der im Himmel ist, unaufhörlich sehen; denn der Sohn des Menschen ist gekommen, um zu retten, was verloren war.
Wenn eure Hand oder euer Fuß Grund für einen Skandal ist, so hackt diese ab und werft sie weit fort von euch. Es ist besser für euch, in das Leben mit nur einem Fuß oder nur einer Hand einzugehen, als zwei zu haben und in das ewige Feuer geworfen zu werden. Und wenn euch euer Auge Grund für einen Skandal ist, so reißt es aus und werft es weit fort von euch. Es ist besser für euch, einäugig in das Leben einzugehen, als zwei Augen zu haben, um in das Feuer der Hölle gestürzt zu werden. (Matthäus, Kap. XVIII, 6-10 und Kap. 5; 27-30)
12. Im vulgären Sinn nennt man Skandal jede Handlung, die die Moral oder den Anstand in einer offensichtlichen Art und Weise schockiert. Der Skandal liegt nicht in der Handlung selbst, sondern in der Nachwirkung, die sie haben kann. Das Wort Skandal impliziert immer die Idee eines gewissen Ärgernisses. Viele Menschen geben sich damit zufrieden, den Skandal zu vermeiden, weil ihr Stolz darunter leiden würde, wenn ihre Überlegenheit unter den Menschen vermindert wäre; vorausgesetzt, dass ihre Schande nicht bekannt wird, genügt es ihnen und ihr Gewissen ist in Ruhe. Sie sind gemäß der Worte Jesu: „Äußerlich weiß getünchte Gräber, die aber im Innern voll von Fäulnis sind; Gefäße äußerlich gereinigt, im Innern schmutzig“.
Nach der Lehre des Evangeliums ist die Bedeutung des Wortes Skandal, das häufig benutzt wird, umfassender und daher versteht man die Bedeutung des Wortes in bestimmten Fällen nicht. Es ist nicht nur das, was das Gewissen anderer empört, sondern alles, was aus den Lastern und der Unvollkommenheit der Menschen resultiert; jede böse Reaktion von Individuum zu Individuum, mit oder ohne Konsequenzen. Der Skandal ist, in diesem Fall, das wirkliche Resultat des moralisch Bösen.
13. „Es ist notwendig, dass es Skandale auf der Erde gibt“, sagte Jesus, weil die Menschen, die auf der Erde unvollkommen sind, geneigt sind, das Böse zu tun und weil schlechte Bäume schlechte Früchte hervorbringen. Aus diesen Worten soll man verstehen, dass das Böse die Folge der Unvollkommenheit der Menschen ist, und nicht, dass es für sie eine Pflicht ist, das zu tun.
14. Es ist notwendig, dass der Skandal kommt, weil die Menschen, indem sie auf der Erde zum Büßen sind, sich selbst durch die Berührung mit ihren Lastern bestrafen, von denen sie die ersten Opfer sind. Sie kommen schließlich dazu, ihre Nachteile zu verstehen. Wenn sie vom erlittenen Bösen müde sind, werden sie das Heilmittel im Guten suchen. Die Rückwirkung dieser Laster dient somit gleichzeitig als Strafe für einige und als Prüfung für andere. So ist es, dass Gott immer das Gute aus dem Bösen zieht, und die Menschen selbst aus schlechten Dingen oder aus dem Abschaum lernen.
15. Wenn das so ist, wird man sagen, ist das Böse notwendig und wird unaufhörlich Bestand haben; denn falls es verschwindet, würde Gott ein mächtiges Mittel entzogen, um die Schuldigen zu bestrafen. Daher ist es zwecklos zu versuchen, die Menschen zu verbessern. Gäbe es aber keine Schuldigen mehr, dann entfiele auch die Notwendigkeit zu einer Bestrafung. Stellen wir uns vor, die Menschheit hätte sich in gute Menschen verwandelt. Niemand würde mehr daran denken, seinem Nächsten Böses zuzufügen und alle wären glücklich, weil sie gute Menschen sind. So ist der Zustand der fortgeschrittenen Welten, in der das Böse ausgeschlossen wurde. Genauso wird der Zustand der Erde sein, wenn sie weit genug fortgeschritten ist. Während aber bestimmte Welten fortschreiten, entstehen andere, bewohnt von primitiven Geistern, die außerdem als Wohnung, Verbannungsort und Ort zur Sühne für die unvollkommenen Geister dienen; und für rebellische Geister, die am Bösen hartnäckig festhalten und die von den glücklich gewordenen Welten abgelehnt werden.
16. Wehe aber dem Menschen, der den Skandal auslöst. Das heißt, dass das Böse immer das Böse bleibt. Derjenige, der – ohne es zu wissen – als Instrument der göttlichen Gerechtigkeit gedient hat, indem seine bösen Neigungen benutzt wurden, hat trotzdem das Böse begangen und muss bestraft werden. So ist es zum Beispiel, dass ein undankbarer Sohn eine Strafe oder eine Prüfung für den Vater ist, der das ertragen muss; weil der Vater vielleicht ein schlechter Sohn war, der seinem Vater Leid zugefügt hat und der jetzt die Strafe der Wiedervergeltung erleidet. Der Sohn ist aber nicht entschuldbarer dafür und er wird ebenfalls bestraft werden, durch seine eigenen Kinder oder auf eine andere Art.
17. Wenn eure Hand Grund für einen Skandal ist, hackt sie ab. Energischer bildlicher Ausdruck, der absurd wäre, wenn man ihn wortwörtlich nehmen würde und der einfach bedeutet, dass man in sich jeglichen Grund für Skandale vernichten muss, d.h. das Böse. Es ist notwendig, aus seinem Herzen alle unreinen Gefühle und alle lasterhaften Neigungen zu entfernen. Das heißt auch, dass es für den Menschen besser wäre, die Hand abgehackt zu haben, als dass sie für ihn ein Instrument einer bösen Tat sein würde; und besser blind zu sein, als dass seine Augen ihn zu bösen Gedanken verleiteten. Was Jesus sagte, ist für denjenigen nicht absurd, der den allegorischen und tiefen Sinn Seiner Worte verstehen kann. Aber viele Dinge können nicht verstanden werden, ohne die von dem Spiritismus gegebenen Erklärungen.