DAS EVANGELIUM AUS DER SICHT DES SPIRITISMUS

Allan Kardec

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Die Armen und die Behinderten einladen

7. Er sagte aber auch zu denjenigen, die Ihn eingeladen hatten: „Wenn ihr ein Mittagsessen oder ein Abendessen veranstaltet, ladet weder eure Freunde ein noch eure Geschwister noch eure Verwandten noch eure Nachbarn, die reich sind, in der Erwartung, dass sie euch nachher einladen, und euch ihrerseits wiedergeben, was sie von euch erhalten haben. – Wenn ihr aber ein Festmahl veranstaltet, ladet Arme, Behinderte, Lahme, Blinde dazu ein; ihr werdet glücklich sein, denn sie haben nicht die Mittel, um es euch zu vergelten; aber es wird euch bei der Auferstehung der Gerechten vergolten werden.“ – Einer von denjenigen, die am Tisch saßen, hörte diese Worte und sagte zu Ihm: „Selig ist derjenige, der das Brot im Reiche Gottes isst!“ (Lukas, Kap. XIV, 12-15)


8. „Wenn ihr ein Festmahl veranstaltet, sagte Jesus, ladet nicht eure Freunde ein, sondern die Armen und die Behinderten.“ Diese Worte, absurd, wenn man sie wortwörtlich nimmt, sind erhabene, wenn man in ihnen den geistigen Sinn sucht. Jesus kann nur gesagt haben wollen, dass man an seinem Tisch, anstatt Freunde, die Bettler von der Straße versammeln soll. Seine Sprache war fast immer bildlich, und für Menschen, die unfähig waren, die feinen Nuancen der Gedanken zu verstehen, war es nötig starke Bilder zu benutzen, die überzeugende Wirkung hatten. Der Kern Seiner Gedanken offenbart sich durch diese Worte: „Und ihr werdet glücklich sein, denn sie haben nicht die Mittel, um es euch zu vergelten;“ sie bedeuten, dass man das Gute nicht in Erwartung einer Gegenleistung tun soll, sondern aus der einfachen Freude, dies zu tun. Um einen deutlichen Vergleich zu geben, sagte Er: Ladet zu eurem Festmahl die Armen ein, weil sie euch nichts zurückgeben können. Als Festmahl muss man nicht unbedingt das Essen verstehen, sondern die Teilnahme an dem Überfluss, in dem ihr lebt.


Diese Worte können dennoch auch in einem buchstäblichen Sinn angewendet werden. Wie viele Leute laden an ihren Tisch nur diejenigen ein, von denen sie selbst wiederum eingeladen werden? Sie tun dies, um - wie sie sagen – sich die Ehre zu erweisen. Andere hingegen freuen sich darüber, ihre Verwandten oder Freunde zu empfangen, die weniger glücklich sind. Wer hat aber solche nicht unter den seinen? Auf diese Art leistet man ihnen manchmal Hilfe, ohne dass es so scheint. Jene üben die Lehre Jesu aus, ohne die Blinden und die Behinderten zu sich zu holen, wenn sie es aus Wohlwollen tun, ohne Prahlerei, und wenn sie ihre Wohltat durch eine ehrliche Herzlichkeit nicht spürbar werden lassen.