DAS EVANGELIUM AUS DER SICHT DES SPIRITISMUS

Allan Kardec

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20. Andere stützen sich auf ein noch trügerischeres Scheinargument: Die Unveränderlichkeit der göttlichen Verordnungen. Gott, sagen diese, kann SEINE Entscheidungen nicht entsprechend der Bitte SEINER Geschöpfe verändern, denn sonst wäre nichts auf der Welt dauerhaft. Der Mensch habe daher Gott um nichts zu bitten, er soll sich IHM nur unterwerfen und IHN anbeten.


Es gibt bei dieser Denkweise eine falsche Anwendung der Unveränderlichkeit des göttlichen Gesetzes oder besser gesagt, eine Unkenntnis des Gesetzes hinsichtlich der zukünftigen Strafen. Dieses Gesetz wurde von den Geistern des Herrn offenbart, heute wo der Mensch reif genug ist, um verstehen zu können, was im Glauben übereinstimmend oder gegensätzlich zu den göttlichen Eigenschaften ist.


Gemäß dem Dogma der absoluten Ewigkeit der Strafen werden weder Reue noch Gewissensbisse bei dem Schuldigen berücksichtigt. Für ihn ist jeglicher Wunsch nach Verbesserung sinnlos; er ist dazu verdammt, auf alle Ewigkeit in dem Übel zu verweilen. Falls er aber nur auf eine bestimmte Dauer verurteilt wurde, wird seine Strafe nach Ablauf der festgelegten Zeit enden. Aber wer kann sagen, dass er dann zu einer besseren Gesinnung gekommen ist? Wer kann am Beispiel von vielen Verurteilten auf dieser Erde zum Zeitpunkt der Entlassung aus dem Gefängnis sagen, dass sie nicht ebenso schlecht sind, wie vorher? Im ersten Fall würde es bedeuten, einen gut gewordenen Menschen im Schmerz der Bestrafung zu belassen, im zweiten Fall, den schuldig gebliebenen zu begnadigen. Das Gesetz Gottes ist weitsichtiger; immer gerecht, angemessen und barmherzig, legt es bei keiner Strafe eine Zeitspanne fest. Es kann wie folgt zusammengefasst werden: