10. Meine lieben Mitschüler, die hier anwesenden Geister sagen euch durch meine Stimme: „Liebt viel, um geliebt zu werden“. Dieser Gedanke ist so gerecht, dass ihr in ihm alles finden werdet, was den Kummer eines jeden Tages tröstet und beruhigt, oder genauer gesagt: Indem ihr diesen weisen Grundsatz praktiziert, werdet ihr euch derartig über die Materie erheben, dass ihr euch geistig entwickeln werdet, bevor ihr eure sterbliche physische Hülle verlasst. Indem das Studium des Spiritismus euren Blick für die Zukunft erweitert hat, habt ihr eine Gewissheit: Den Fortschritt in Richtung Gott mit allen Versprechungen, die dem Streben eurer Seele entsprechen. Daher sollt ihr euch hoch emporheben, um ohne die Einschränkungen der Materie zu urteilen und ohne euren Nächsten zu verurteilen, bevor ihr eure Gedanken an Gott gerichtet habt.
Lieben, im tiefsten Sinn des Wortes, bedeutet treu, rechtschaffen und gewissenhaft zu sein, um den anderen das zu tun, was man für sich selbst wünscht, d.h., um sich herum den tiefsten Sinn aller Leiden zu suchen, die euren Nächsten niederdrücken, um ihm Linderung zu bringen. Das heißt, die große menschliche Familie wie eure eigene zu betrachten, weil ihr diese Familie nach einer bestimmten Zeit in den entwickelten Welten wiedertreffen werdet; und die Geister, die sie bilden, seid wie ihr, Gottes Kinder, an der Stirn gekennzeichnet, um sich in Richtung des Unendlichen emporzuheben. Deshalb könnt ihr euren Mitmenschen nicht verweigern, was Gott euch großzügig gegeben hat, weil ihr eurerseits sehr glücklich wärt, wenn eure Mitmenschen euch geben würden, was ihr benötigt. Habt also für alle Leiden ein Wort der Hoffnung und der Unterstützung, damit ihr ganz Liebe und Gerechtigkeit seid.
Glaubt, dass dieses weise Wort: „Liebt viel, um geliebt zu werden“, seinen Weg machen wird. Dieses Wort ist revolutionär, und es geht den Weg, der beständig und unveränderlich ist. Ihr habt aber bereits viel gewonnen, ihr, die ihr mir zuhört. Ihr seid schon unendlich besser, als ihr vor hundert Jahren wart; ihr habt so viel zu euren Gunsten verändert, dass ihr ohne Einwände eine Menge neuer Ideen über die Freiheit und Brüderlichkeit annehmt, welche ihr einst abgelehnt hättet. Nun, in hundert Jahren werdet ihr auch mit der gleichen Leichtigkeit diejenigen akzeptieren, die euch bis jetzt noch nicht in den Kopf wollen.
Heute, wo die spiritistische Bewegung einen so großen Schritt nach vorne gemacht hat, seht, mit welcher Schnelligkeit die Ideen der Gerechtigkeit und der Erneuerung, die in den Kundgebungen der Geister enthalten sind, von dem durchschnittlichen Teil der intelligenten Welt akzeptiert werden; weil diese Ideen allem entsprechen, was göttlich in euch ist. Ihr seid durch eine reiche Saat vorbereitet: Jene aus dem letzten Jahrhundert, die in die Gesellschaft die großen Ideen des Fortschritts eingepflanzt hat. Und da sich alles unter der Führung des Allerhöchsten aneinanderreiht, sind alle empfangenen und angenommenen Lehren in diesem universellen Austausch der Liebe zum Nächsten eingeschlossen. Die inkarnierten Geister, indem sie durch die Nächstenliebe besser urteilen und fühlen, werden sich die Hände bis an den äußersten Rand eures Planeten reichen. Man wird sich zusammen finden, um sich zu verstehen und zu lieben, um alle Ungerechtigkeiten und alle Ursachen der Unstimmigkeiten unter den Völkern zu vernichten.
Großer Erneuerungsgedanke durch den Spiritismus, der so gut im „Das Buch der Geister“ * dargelegt ist, du wirst das große Wunder des zukünftigen Jahrhunderts hervorbringen: die Vereinigung aller materiellen und spirituellen Interessen der Menschen durch die Anwendung dieses gut verstandenen Gebots: „Liebt viel, um geliebt zu werden“.(Sanson, ehemaliges Mitglied der „la Société Spirite de Paris“, 1863)
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* Anmerkung der Übersetzerin: „Das Buch der Geister“ wurde 1864 von Allan Kardec verfasst.