DAS EVANGELIUM AUS DER SICHT DES SPIRITISMUS

Allan Kardec

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KAPITEL XXVIII
Sammlung spiritistischer Gebete

Einleitung

1. Die Geister haben immer gesagt: „Die Form bedeutet nichts, der Gedanke ist alles. Betet, jeder von euch gemäß eurer Überzeugung und in der Art und Weise, welche euch am besten liegt; ein guter Gedanke bedeutet weit mehr, als zahllose Worte, bei denen das Herz nicht beteiligt ist.“

Die Geister schreiben keine einzige absolute Gebetsformel vor. Und wenn sie eine geben, beabsichtigen sie damit, die Gedanken zu leiten und insbesondere die Aufmerksamkeit auf gewisse Prinzipien der spiritistischen Lehre zu lenken. Das Ziel ist auch, denjenigen zu helfen, die Schwierigkeiten haben, ihre Gedanken zu äußern, denn unter diesen könnten sich einige befinden, die denken, nicht richtig gebetet zu haben, wenn ihre Gedanken nicht ausformuliert waren.

Die Sammlung der Gebete in diesem Kapitel ist eine Auswahl von deren, die von den Geistern bei verschiedenen Gelegenheiten diktiert wurden. Sie hätten auch andere Gebete formulieren können, je nach vorgegebenen Ideen oder Sonderfällen. Die Form ist nicht maßgebend, wenn der Grundgedanke der gleiche ist. Die Absicht des Gebetes ist es, unsere Seele Gott näher zu bringen. Die Vielfältigkeit der Formulierungen darf keinerlei Unterschied machen unter denjenigen, die an ihn glauben und noch weniger unter den Bekennern des Spiritismus, da Gott alle Gebete annimmt, wenn sie aufrichtig gesprochen werden.

Man soll deshalb diese Sammlung nicht wie ein absolutes Formelbuch betrachten, sondern wie eine vielfältige Auswahl der Anweisungen, die uns die Geister erteilen. Sie ist eine Anwendung der in diesem Buch aufgeführten Prinzipien der christlichen Moral, eine Ergänzung zu ihren Eingebungen über unsere Pflichten gegenüber Gott und unserem Nächsten, bei denen an alle Prinzipien der Lehre wieder erinnert wird.

Der Spiritismus erkennt alle Gebete sämtlicher Kulte als gut an, wenn sie aus dem Herzen und nicht nur als Lippenbekenntnis gesprochen werden. Er schreibt kein Gebet vor und rügt auch keins. Gott ist für ihn zu groß, um die Stimme, die IHN anfleht oder anpreist, zurückzustoßen, nur weil sie es auf diese oder jene Art macht. Wer auch immer die Gebete verurteilt, die nicht in seinem Gebetsbuch sind, würde beweisen, dass er die Größe Gottes verkennt. Daran zu glauben, dass Gott an einer bestimmten Formel festhält, hieße, IHM die Kleinheit und Leidenschaften der Menschheit zuzuschreiben.

Gemäß dem heiligen Paulus (Kap. XXVII, Nr. 16), ist die Verständlichkeit eine wesentliche Bedingung des Gebets, damit es unseren Geist ansprechen kann. Es ist deshalb unzureichend, wenn es in einer Sprache gesprochen wird, die nur derjenige versteht, der betet. Es gibt volkstümliche Gebete, die unserem Verstand ebenso wenig sagen, wie ein in einer Fremdsprache gesprochenes und die deshalb das Herz nicht anrühren. Und die wenigen Gedanken, die darin enthalten sind, werden oft noch durch die Überfülle der Worte und den Mystizismus der Sprache erstickt.

Die wichtigste Eigenschaft des Gebetes ist, klar zu sein, einfach und kurz gefasst, ohne unnötigen Phrasen und ohne überflüssige Beiworte, die nichts anderes als kitschiger Zierrat sind. Jedes Wort muss verständlich sein, einen Gedanken erwecken und das Herz in Bewegung setzen, kurz gesagt: es soll zum Nachdenken anregen. Nur unter dieser Bedingung kann das Gebet sein Ziel erreichen, ansonsten ist es nichts als Lärm. Seht daher, mit welcher Zerstreutheit und Zungenfertigkeit die Gebete gesprochen werden, man sieht die Lippen, die sich bewegen, aber an dem Gesichtsausdruck und selbst an dem Tonfall erkennt man eine mechanische, rein äußerliche Handlung, bei welcher die Seele unbeteiligt bleibt.

Die in dieser Sammlung aufgeführten Gebete sind in 5 Kapitel eingeteilt:
I. Allgemeine Gebete
II. Gebete für sich selbst
III. Gebete für die Lebenden
IV. Gebete für die Verstorbenen
V. Besondere Gebete für die Kranken und die Besessenen

Mit dem Ziel, insbesondere die Aufmerksamkeit auf den Zweck jedes Gebetes zu lenken und dadurch die Bedeutung verständlicher zu machen, sind alle Gebete nach dem Titel mit einem Vorwort versehen, einer Art Erläuterung zum Thema.

I. Allgemeine Gebete
Das Vaterunser

2. Vorwort. Die Geister haben empfohlen, das Vaterunser an den Anfang diese Sammlung zu setzen, es soll nicht nur als Gebet verstanden werden, sondern auch als Symbol. Von allen Gebeten stellen sie es an die erste Stelle, zum einen, weil es Jesus selbst uns gegeben hat (Sankt Matthäus, Kap. VI, 9-13) und zum anderen, weil es alle Gebete ersetzen kann, je nach den Gedanken, die man damit verbindet. Es ist das perfekteste Modell in seiner Knappheit und ein wirklich großartiges Meisterwerk der Einfachheit. In einer streng zusammengefassten Form beinhaltet es alle Pflichten des Menschen gegenüber Gott, sich selbst und dem Nächsten. Es umfasst ein Glaubensbekenntnis, die Anbetung und Ergebenheit, die Bitte um die wichtigen Dinge des Lebens und das Prinzip der Nachstenliebe. Dieses Gebet für jemanden zu sprechen bedeutet, für ihn das Gleiche zu erbitten, wie für sich selbst.

Weil es kurz gefasst ist, entgeht den meisten Menschen indessen der tiefere Sinn, der einigen darin enthaltenen Worten zugrundeliegt. Deswegen beten sie es im Allgemeinen, ohne ihre Gedanken auf die Anwendung der einzelnen darin enthaltenen Aussagen zu lenken. Sie sprechen es wie eine Formel, deren Wirkungskraft sich nach der Anzahl der Wiederholungen richtet. In fast allen Fällen ist es eine der kabbalistischen Zahlen, die 3, die 7 oder die 9, die aus dem altertümlichen Aberglauben an die Kraft der Zahlen stammen und die heute noch in magischen Praktiken verwendet werden.

Um die Lücke auszufüllen, die die Kürze dieses Gebetes in unseren Gedanken hinterlässt, wurde jedem Vorschlag eine Erläuterung hinzugefügt, die dessen Sinn und Anwendung klarstellt, dem guten Rat der Geister folgend und mit deren Unterstützung. Je nach Umständen und vorhandener Zeit kann man das Vater Unser einfach oder ausführlich sprechen.

3.Gebet.

I. Vater unser, der du bist im Himmel, geheiligt werde Dein Name!

Wir glauben an DICH Herr, weil alles DEINE Macht und DEINE Güte offenbart. Die Harmonie des Universums bezeugt eine Weisheit, eine Klugheit und eine Vorsorge, die alle menschlichen Fähigkeiten übersteigen. In der gesamten Schöpfung, vom Grashalm und vom kleinsten Insekt bis zu den Gestirnen, die sich im Universum bewegen, findet sich der Name eines überwältigend großen und weisen Wesens. Überall stoßen wir auf Beweise DEINER väterlichen Hilfsbereitschaft. Blind ist also der, der DICH in DEINEN Werken nicht erkennt; stolz ist der, der DICH nicht verherrlicht und undankbar ist der, der DIR nicht Dank erweist.

II. Dein Reich komme!

Herr, du hast der Menschheit Gesetze voller Weisheit gegeben, die sie glücklich machen würden, wenn sie diese befolgten. Mit diesen Gesetzen könnten sie Frieden und Gerechtigkeit walten lassen und einander behilflich sein, statt sich gegenseitig zu schaden, wie sie es tun. Der Starke würde den Schwachen unterstützen, statt ihn zu erdrücken. Übel, die aus Missbrauch und Ausschweifungen entstehen, könnten vermieden werden. Das ganze Elend dieser Welt resultiert aus der Verletzung DEINER Gesetze, denn es gibt keine einzige Verletzung dieser Gesetze, die keine fatalen Folgen nach sich zieht.

Den Tieren hast du den Instinkt gegeben, der ihnen die Grenzen für das Notwendige zeigt, und mit dem sie sich auf natürliche Art zufriedengeben. Dem Menschen jedoch hast DU außer dem Instinkt die Intelligenz und die Vernunft gegeben. Du hast ihm auch die Freiheit gegeben, jene DEINER Gesetze, die ihn persönlich betreffen, zu befolgen oder zu übertreten, d.h. die Freiheit zwischen Gut und Böse zu wählen, damit ihm das Verdienst und die Verantwortung seiner Handlungen zukommen.

Niemand kann Unkenntnis DEINER Gesetze vorgeben, weil DU in DEINER väterlichen Fürsorge dafür gesorgt hast, dass sie in das Bewusstsein eines jeden eingeprägt wurden, ohne Unterscheidung, welchem Kult sie folgen oder welcher Rasse sie angehören. Jene, die sie verletzen, verleugnen DICH.

Gemäß DEINEM Versprechen wird der Tag kommen, an dem alle DEINE Gesetze befolgt werden. Die Ungläubigkeit wird dann verschwunden sein. Alle werden DICH als den erhabenen Herrn über alles anerkennen und die Herrschaft DEINER Gesetze wird DEIN Reich auf dieser Erde sein.

O Herr, habe die Güte, sein Kommen zu beschleunigen und gewähre den Menschen die nötige Erleuchtung, die sie auf den Weg der Wahrheit führen wird.

III. Dein Wille geschehe, sowohl im Himmel, wie auf Erden!

Wenn die Fügsamkeit des Sohnes zu seinem Vater, von dem Untergebenen gegenüber dem Vorgesetzen eine Pflicht ist, um wie viel größer muss sie dann vom Geschöpf zu seinem Schöpfer sein! Herr, DEINEN Willen zu befolgen heißt: DEINE Gesetze zu beachten und sich DEINEN göttlichen Bestimmungen ohne Klage zu unterziehen. Der Mensch wird sich DEINEN Gesetzen unterwerfen, wenn er verstehen wird, dass DU die Quelle aller Weisheit bist und dass er ohne DICH nichts ausrichten kann. Er wird dann DEINEN Willen auf der Erde befolgen, wie es die Auserwählten im Himmel tun.

IV. Unser tägliches Brot gib uns heute!

Gib uns die Nahrung, die für den Erhalt der Kräfte unseres Körpers notwendig ist; gib uns aber auch die geistige Nahrung für die Entwicklung unseres Geistes.

Das Tier findet sein Futter, aber der Mensch verdankt seinen Erhalt seiner eigenen Arbeit und den Hilfsmitteln seiner Intelligenz, weil DU ihn frei erschaffen hast.

DU hast zu ihm gesagt: „Im Schweiße deines Angesichts wirst du deine Nahrung aus dem Boden herausholen“. Auf diese Weise hast DU ihm die Arbeit zur Pflicht gemacht, damit er, auf der Suche nach Mitteln zur Befriedigung seiner Bedürfnisse und seines Wohlergehens, seine Intelligenz ausüben kann; einige tun dies durch körperliche, andere durch geistige Arbeit. Ohne Arbeit würde der Mensch nicht vorankommen und könnte nicht die Glückseligkeit eines höheren geistigen Wesens anstreben.

DU hilfst dem gutwilligen Menschen, der sich DIR für das Notwendige anvertraut, nicht aber jenem, der am Müßiggang Gefallen findet und alles ohne Anstrengung zu erhalten wünscht; und auch nicht jenem, der den Überfluss sucht. (Kap. XXV)

Wie viele unterliegen durch ihre eigene Schuld, wegen ihrer Fahrlässigkeit, wegen ihres Leichtsinns, wegen ihres Ehrgeizes und weil sie sich nicht zufrieden geben wollten mit dem, was DU ihnen gegeben hast! Diese sind die Urheber ihres eigenen Unglücks und haben nicht das Recht sich zu beklagen, weil sie damit bestraft werden, wodurch sie gesündigt haben. Aber auch diese verlässt DU nicht, denn DU bist unendlich barmherzig und streckst ihnen immer DEINE hilfreiche Hand entgegen, sobald sie wie der verlorene Sohn ehrlich zu DIR zurückkehren. (Kap. V, Nr.4)

Bevor wir uns über unser Schicksal beklagen, sollten wir uns selbst fragen, ob es nicht unser eigenes Werk ist. Bei jedem Unglück, das uns trifft, sollten wir uns fragen, ob in unseren Händen nicht die Möglichkeit gelegen hätte, dies zu verhindern. Wir sollen uns auch sagen, dass Gott uns die Intelligenz gegeben hat, um uns selber aus diesem Morast herauszuziehen, und dass es von uns abhängt, wie wir sie einsetzen.

Da das Gesetz der Arbeit eine Bedingung des Menschen hier auf Erde ist, gib uns den Mut und die Kraft, dieses Gesetz zu erfüllen; gib uns auch die Klugheit, den Weitblick und die Mäßigung, damit die Früchte unserer Arbeit nicht verloren gehen.

Gib uns also Herr unser tägliches Brot, d.h. die Mittel, mit denen wir durch die Arbeit die lebensnotwendigen Dinge erwerben können, denn niemand hat das Recht, Überfluss zu beanspruchen.

Falls es uns nicht möglich ist zu arbeiten, vertrauen wir auf DEINE göttliche Vorsehung.

Und wenn es in DEINEN Plänen steht, uns trotz unserer Anstrengungen durch die härtesten Entbehrungen zu prüfen, nehmen wir diese als eine gerechte Buße für unsere Fehler an, die wir in diesem oder in einem vorherigen Leben begangen haben, denn DU bist gerecht. Wir wissen, dass es keine unverdienten Leiden gibt und dass DU nie ohne einen Grund bestrafst.

Bewahre uns davor, oh mein Gott! dass wir neidisch werden auf die, die das besitzen, was wir nicht haben, auch nicht auf die, die im Überfluss leben, während uns das Notwendige fehlt. Verzeih ihnen, wenn sie das Gesetz der Wohltätigkeit und der Nächstenliebe vergessen haben, das DU sie gelehrt hast. (Kap. XVI, Nr. 8)

Entferne auch aus unserem Geist den Gedanken, DEINE Gerechtigkeit zu verleugnen, wenn wir den Wohlstand der Bösen bemerken und das Elend, das manchmal über einen guten Menschen hereinbricht. Dank der neuen Erkenntnisse, die DU uns zu Teil werden ließest, wissen wir, dass DEINE Gerechtigkeit immer in Erfüllung geht und niemand ausgeschlossen ist und dass der materielle Wohlstand der Bösen so kurzlebig ist wie ihr körperliches Dasein und dass sie schreckliche Rückschläge erleben werden, während die Freude derer, die mit Ergebenheit leiden, ewig sein wird. (Kap. V, Nr. 7,9,12,18) V. Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir unseren Schuldigern vergeben.

Vergib uns unsere Sünden, wie auch wir denjenigen vergeben, die gegen uns gesündigt haben!

Herr, alle unsere Übertretungen DEINER Gesetze sind eine Sünde DIR gegenüber, eine Schuld, die wir begangen haben und von der wir uns früher oder später befreien müssen. Im Namen DEINER ewigen Barmherzigkeit bitten wir DICH inständig um DEINE Vergebung unserer Schuld und wir versprechen DIR, dass wir all unsere Kräfte einsetzen werden, um keine neuen Übertretungen mehr zu begehen.

DU hast uns die Nächstenliebe als ausdrückliches Gesetz gegeben, aber dieses Gesetz besteht nicht nur darin, unseren Mitmenschen in ihrer Not beizustehen, es besteht auch im Vergessen und Vergeben der Kränkungen. Mit welchem Recht beanspruchen wir DEINE Milde, wenn wir diese gegenüber den andern, über die wir uns zu beklagen haben, selbst nicht anwenden?

Oh Gott! gib uns die Kraft, alle Rachegefühle in unserer Seele zu ersticken, wie auch allen Hass und Groll. Hilf uns, dass wir nicht vom Tod überrascht werden, solange in unserem Herzen noch Rachsucht herrscht. Falls es DEIN Wille ist, uns heute noch aus dieser Welt zu holen, ermögliche uns bitte, dass wir vor DIR stehen können, frei von aller Feindseligkeit, wie Christus, dessen letzten Gedanken zum Wohl seiner Peiniger waren. (Kap. X)

Die Verfolgungen, die uns die Bösen erdulden lassen, gehören zu unseren irdischen Prüfungen. Wir müssen sie, wie auch alle anderen Prüfungen, ohne Murren akzeptieren, und wir dürfen nicht diejenigen verdammen, die uns mit ihren Bosheiten den Weg zum ewigen Glück bahnen, denn DU hast uns durch den Mund Jesu gesagt: „Selig sind diejenigen, die um der Gerechtigkeit willen leiden“. Segnen wir deshalb die Hand, die uns schlägt und demütigt, denn die Wunden des Körpers stärken unsere Seele und wir werden aus unserer Demut heraus erhöht werden. (Kap. XII, Nr. 4)

Gesegnet sei DEIN Name, Herr, weil DU uns gelehrt hast, dass unser Schicksal nach dem Tod nicht unwiderruflich festgelegt ist, dass wir in anderen Existenzen die Mittel finden werden, um unsere vergangenen Fehler zu sühnen und wiedergutzumachen, in einem neuen Leben in Erfüllung zu bringen, was wir in diesem für unseren Fortschritt nicht machen konnten. (Kap. IV, Nr. 5)

Dadurch werden schließlich alle scheinbaren Regelwidrigkeiten des Lebens erklärt. Es ist das auf unsere Vergangenheit und Zukunft geworfene Licht, das augenfällige Zeichen DEINER souveränen Gerechtigkeit und DEINER unendlichen Güte.

VI. Überlass uns nicht der Verführung, sondern erlöse uns von dem Bösen. *

Gib uns die Kraft, Herr, den Einflüsterungen der bösen Geister zu widerstehen, die uns vom richtigen Weg abzubringen versuchen, indem sie uns böse Gedanken eingeben.

Wir sind aber selbst unvollkommene Geister, die auf dieser Erde inkarniert sind, um zu büßen und uns zu verbessern. Der Ursprung des Bösen ist in uns und die bösen Geister machen nichts anderes, als unsere lasterhaften Neigungen zu nutzen, bei denen sie uns unterstützen, um uns in Versuchung zu bringen.

Jede Unvollkommenheit ist eine offene Tür für ihren Einfluss, während sie gegen die vollkommenen Wesen machtlos sind und deshalb auf jegliche Versuchung verzichten. Alles, was wir unternehmen könnten, um sie zu vertreiben, ist zwecklos, wenn wir ihnen keinen unerschütterlichen Willen für das Gute entgegensetzen und gänzlich auf das Böse verzichten. Wir müssen daher unsere Anstrengungen gegen uns selbst richten, dann werden sich die bösen Geister von selbst entfernen, weil es das Böse ist, das sie anzieht, während das Gute sie zurückweist. (Siehe nachstehend die „Gebete für die Besessenen“)

Herr, stütze uns, wenn wir schwach werden; inspiriere uns durch die Stimme unserer Schutzengel und der guten Geister zu dem Wunsch, unsere Unvollkommenheit zu beseitigen, um den unreinen Geistern den Zugang zu unserer Seele zu versperren. (Siehe nachstehende Nr. 11)

Das Böse ist nicht DEIN Werk, Herr, denn die Quelle des Guten kann nicht das Böse erzeugen. Wir selbst erschaffen es, indem wir DEINE Gesetze übertreten und die Freiheit missbrau chen, die DU uns gegeben hast. Wenn die Menschen DEINE Gesetze befolgen, wird das Böse von der Erde verschwinden, wie es bereits in den fortgeschritteneren Welten verschwunden ist.

Das Böse ist für niemanden eine schicksalhafte Notwendigkeit und es erscheint nur für diejenigen unwiderstehlich, die sich ihm mit Gefallen hingeben. Wenn wir den Wunsch haben, das Böse zu tun, können wir auch den Wunsch haben, das Gute zu tun. Deshalb, oh mein Gott! bitten wir DICH um DEINE Hilfe und ebenfalls die der guten Geister, um der Versuchung widerstehen zu können.

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* Bei einigen Übersetzungen steht: „Und führe uns nicht in Versuchung“. Dieser Ausspruch würde andeuten, dass die Versuchung von Gott kommt; dass ER die Menschen absichtlich zum Bösen führt. Dies ist ein Gedanke, der einer Gotteslästerung gleichkommt, der Gott dem Satan gleichsetzt, dieser Ausspruch kann keinesfalls von Jesus stammen. Er entspricht überdies der allgemeinen Lehre über die Rolle der Dämonen. (Siehe „Der Himmel und die Hölle“, l. Teil, Kap. X, „Die Dämonen“)


VII. So sei es!

Möge es DIR gefallen, Herr, dass unsere Wünsche in Erfüllung gehen. Wir beugen uns aber vor DEINER unendlichen Weisheit. Alle Dinge, die wir nicht verstehen können, mögen nach DEINEM heiligen Willen geschehen und nicht nach unserem, denn DU willst nur unser Bestes, und DU weißt besser als wir, was für uns gut ist.

Wir richten dieses Gebet an DICH, oh Gott! für uns selbst, ebenfalls auch für alle leidenden Seelen, inkarnierte oder nicht inkarnierte, für unsere Freunde und unsere Feinde und für alle, die unseren Beistand benötigen, insbesondere für (Name der Person)

Wir bitten DICH um DEINE Barmherzigkeit und um DEINEN Segen.

Anmerkung:

Man kann hier formulieren, wofür man Gott dankt, und was man für sich selbst oder für andere erbitten möchte. (Siehe nachstehende Gebete Nr. 26 und 27)

Spiritistische Versammlungen

4. An jedem Ort, wo zwei oder drei Personen in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. (Matthäus, Kap. XVIII, 20)

5. Vorwort.

Versammelt sein im Namen Jesu bedeutet nicht, dass es genügt, physisch zusammen zu sein, sondern auch im geistiger Hinsicht, durch die gemeinsame Absichten und Gedanken zum Guten; dann befindet sich Jesus mitten unter den Versammelten, Er selbst oder Seine reinen Geister, die Ihn vertreten. Der Spiritismus lässt uns verstehen, wie die Geister unter uns sein können. Sie sind es mit ihren fluidalen oder spirituellen Körpern, mit einem Äußeren, an dem wir sie sofort erkennen könnten, wenn sie sich sichtbar machen würden. Je höher sie in der Hierarchie stehen, desto größer ist ihre Macht und Ausstrahlung; daher haben sie die Gabe der Allgegenwart und können an verschiedenen Orten gleichzeitig sein: sie brauchen dazu nur einen Gedankenstrahl auszusenden.

Mit diesen Worten wollte Jesus die Wirkung der Vereinigung und Brüderlichkeit zeigen. Es ist nicht die größere oder kleinere Anzahl von Menschen, die Ihn anzieht - denn anstatt zwei oder drei Personen, hätte Er zehn oder zwanzig sagen können - sondern das Gefühl der Nächstenliebe, das sie gegenseitig bewegt. Daher genügt es, wenn zwei zusammen sind. Aber wenn von diesen zwei Personen jeder für sich allein betet, dann gibt es - obwohl beide sich an Jesus richten - keine Gemeinsamkeit der Gedanken zwischen ihnen, vor allem wenn sie nicht unter dem Einfluss eines Gefühls des gegenseitigen Wohlwollens stehen; und wenn sie sich sogar gegenseitig mit Misstrauen, Hass, Neid oder Eifersucht ansehen, dann stoßen sich die fluidalen Strömungen ihrer Gedanken ab, anstatt sich durch eine gegenseitige Sympathie zu vereinen. In diesem Fall sind sie nicht im Namen Jesu versammelt; Jesus ist dann nur ein Vorwand für ihr Treffen und nicht der wahre Grund. (Kap. XXVII, Nr. 9)

Das bedeutet keineswegs, dass Er taub für die Stimme einer einzigen Person wäre. Wenn Er nicht gesagt hat: „Ich komme zu jedem, der mich ruft“, so ist das so zu verstehen, dass Er vor allem die Liebe zum Nächsten verlangt, die man besser unter Beweis stellen kann, wenn man zu mehreren ist, und nicht allein, und dass jedes persönliche Gefühl Ihn entfernt. Das heißt, wenn sich bei einer großen Versammlung nur zwei oder drei Personen durch das Gefühl der wahren Nächstenliebe vom Herzen her vereinigen, während die andern sich isolieren und sich auf egoistische und weltliche Gedanken konzentrieren, dann wird er bei diesen zwei oder drei Personen sein und nicht bei den andern. Es ist daher nicht die Gleichzeitigkeit der Worte, der Gesänge oder äußerlichen Taten, die die Versammlung im Namen Jesus ausmacht, sondern die Übereinstimmung der Gedanken gemäß dem Geist der Nächstenliebe, der durch Jesus verkörpert wurde. (Kap. X, Nr. 7 - 8; Kap. XXVII, Nr. 2 - 4).

So soll die Art und Weise einer ernsthaften spiritistischen Zusammenkunft sein, Versammlungen, in denen man aufrichtig die Mitwirkung der guten Geister wünscht.

6. Gebet - (Zu Beginn der Versammlung)

Wir bitten den Herrn den Allmächtigen Gott, uns gute Geister zu schicken, damit sie uns darin unterstützen, jene fernzuhalten, die uns irreführen könnten, und uns die notwendige Erkenntnis zu geben, um die Wahrheit vom Schwindel unterscheiden zu können.

Entferne auch feinfseligen Geister, die inkarnierten oder nicht, die versuchen könnten, Zwietracht unter uns zu säen und uns vom Wohlwollen und der Nächstenliebe abzulenken. Falls sie versuchen würden, hier einzudringen, mach, dass sie keinen Zutritt zu unseren Herzen finden.

Gute Geister, die ihr die Güte habt zu kommen, um uns zu unterweisen, macht uns zugänglich für eure Ratschläge. Entfernt von uns alle Gedanken von Egoismus, Hochmut, Neid und Eifersucht. Inspiriert uns zu der Nachsicht und zu dem Wohlwollen gegenüber unseren anwesenden und abwesenden Mitmenschen, Freunde oder Feinde. Bewirkt schließlich, dass wir an den Gefühlen, die uns beleben, euren heilsamen Einfluss erkennen.

Macht den Medien, die ihr damit betraut, uns eure Belehrungen zu übermitteln, bewusst, dass ihnen ein heiliger Auftrag anvertraut worden ist, ebenso auch, dass sie sich über den Ernsthaftigkeit der Handlung, die sie ausführen werden, im klaren sind und den dafür nötigen Eifer und die nötige innere Sammlung aufbringen.

Falls in der Versammlung sich Menschen befinden, die von anderen Absichten geleitet werden, die nicht für das Gute sind, öffnet ihre Augen für die Erkenntnis und verzeiht ihnen, so wie wir ihnen verzeihen werden, wenn sie mit bösen Absichten gekommen sind.

Wir bitten vor allem den Geist (Name), unseren geistigen Führer, uns beistehen und uns behüten.

7. Gebet - (Am Ende der Versammlung)

Wir danken den guten Geistern, die sich freundlicherweise mit uns in Verbindung gesetzt haben. Wir bitten sie, uns zu helfen, die Belehrungen anzuwenden, die sie uns gegeben haben, und alles zu tun, damit sich jeder von uns beim Verlassen der Versammlung für die Ausübung des Guten und der Nächstenliebe gestärkt fühlt.

Wir wünschen auch, dass diese Belehrungen nützlich für die leidenden, unwissenden und lasterhaften Geister sein werden, die der Versammlung beigewohnt haben und wir bitten für sie um die Barmherzigkeit Gottes.

Für die Medien

8. Am Ende der Zeit, sagt der Herr, werde ich meinen Geist über alles Fleisch ausgießen; eure Söhne und eure Töchter werden weissagen; eure Jugendlichen werden Visionen und eure Greise Träume haben. In jenen Tagen werde ich meinen Geist über meine Mägde und über meine Knechte ausgießen, und sie werden weissagen. (Die Apostelgeschichte, Kap. II, 17 und 18)

9. Vorwort.

Der Herr wollte, dass das Licht der Erlenntnis zu allen Menschen kommt und durch die Stimme der Geister überallhin durchdringt, damit jeder den Beweis der Unsterblichkeit erlangen kann. Die Geister offenbaren sich heute mit diesem Ziel in allen Teilen der Erde, und die Medialität - die sich bei Menschen jeden Alters und aller Gesellschaftsschichten, bei Männern und Frauen, bei Kindern und Greisen zeigt - ist eines der Zeichen der Erfüllung der vorausgesagten Zeiten.

Um die Dinge der sichtbaren Welt kennenzulernen und die Geheimnisse der materiellen Natur zu entdecken, gab Gott den Menschen das Sehvermögen, die Sinne und besondere Instrumente: mit dem Teleskop taucht er seinen Blick in die Tiefe des Weltraums ein, und mit dem Mikroskop entdeckt er die Welt der kleinsten Lebewesen. Um in die unsichtbare Welt einzudringen, gab Gott ihm die Medialität.

Die Medien sind die Vermittler, die beauftragt sind, die Belehrungen der Geister an die Menschen weiterzugeben; besser gesagt, sie sind die materiellen Organe, durch die die Geister sich äußern, um sich bei den Menschen verständlich zu machen. Ihre Mission ist heilig, denn sie hat das Ziel, die Horizonte des ewigen Lebens zu öffnen.

Die Geister kommen, um die Menschen über ihre zukünftigen Bestimmungen zu unterweisen, um sie auf den Weg des Guten zurückzuführen, und nicht, um ihnen die materielle Arbeit zu ersparen, die sie auf der Erde für ihren Fortschritt leisten müssen und auch nicht, um ihren Ehrgeiz und ihre Habgier zu begünstigen. Dessen müssen sich die Medien vollkommen bewusst sein, um ihre mediale Fähigkeit nicht zu missbrauchen. Wer die Bedeutung der Aufgabe versteht, die ihm verliehen wurde, erfüllt sie ehrfurchtsvoll. Sein Gewissen würde ihm eine frevelhafte Handlung vorwerfen, wenn er diese Fähigkeit - die ihn in Verbindung mit Wesen jenseits des Grabes bringt und die ihm für einen so ernsthaften Zweck gegeben wurde - zum Vergnügen und zur Unterhaltung - für sich und für die andern - einsetzen würde.

Als Interpreten der Belehrungen der Geister haben die Medien bei der moralischen Entwicklung, die sich vollzieht, eine bedeutende Rolle zu spielen. Die Dienste, die sie leisten können, stehen im Verhältnis zu der guten Richtung, die sie ihren Fähigkeiten geben; denn diejenigen, die einen falschen Weg genommen haben, schaden dem Anliegen des Spiritismus mehr, als das sie ihm zu nützen. Durch den schlechten Eindruck, den sie machen, verzögern sie manche Bekehrung. Deshalb werden sie über den Gebrauch, den sie von dieser Fähigkeit gemacht haben, die ihnen zum Wohl ihrer Mitmenschen gegeben wurde, zur Rechenschaft gezogen.

Das Medium, das die Unterstützung der guten Geister nicht verlieren möchte, muss stets an seiner eigenen Verbesserung arbeiten. Das Medium, das seine Fähigkeiten wachsen und sich entfalten sehen möchte, muss sich selbst moralisch weiterentwickeln und sich fernhalten von allem, was seine Fähigkeit von der Absicht der göttlichen Vorsehung abbringen könnte.

Wenn die guten Geister sich manchmal unvollkommener Werkzeuge bedienen, so geschieht dies, um gute Ratschläge zu geben und zu versuchen, diese zum Guten zurückzuführen; aber finden sie verhärtete Herzen vor und wird ihren Ratschlägen kein Gehör geschenkt, entfernen sie sich und die bösen Geister haben dann freie Hand. (siehe Kap. XXIV, Nr. 11 und 12)

Die Erfahrung beweist, dass bei denen - die die Ratschläge, die sie von den guten Geistern bekommen haben, nicht nutzbringend anwenden - die Botschaften, die erst glanzvoll waren, langsam entarten und schließlich im Irrtum, im Geschwätz oder in Lächerlichkeit enden. Dies ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass die guten Geister sich entfernt haben.

Die Unterstützung der guten Geister zu erlangen, die leichtfertigen und lügenhaften Geister fernzuhalten, das muss die Zielsetzung der ständigen Bemühungen eines seriösen Mediums sein. Ohne dies ist die Medialität eine unfruchtbare Fähigkeit, die sogar demjenigen schaden kann, der sie besitzt, weil sie in gefährliche Besessenheit ausarten kann.

Das Medium, das sich seiner Pflicht bewusst ist, schreibt Gott die guten Dinge zu, die es erhält, und ist nicht stolz auf eine Fähigkeit, die ihm nicht gehört und die ihm ja jederzeit weggenommen werden kann. Wenn seine Botschaften Lob verdienen, rühmt es sich nicht deswegen, weil es weiß, dass diese nicht als persönlicher Verdienst anzurechnen sind, und es dankt Gott dafür, den guten Geistern erlaubt zu haben, sich durch seine Person zu offenbaren. Wenn die Botschaften Grund zu Kritik geben, fühlt sich das Medium nicht beleidigt, weil die Botschaften kein Werk seines eigenen Geistes sind. Das Medium sagt sich, dass es kein gutes Werkzeug war und dass es nicht alle notwendigen Eigenschaften besitzt, um sich der Einmischung der bösen Geistern zu widersetzen. Deswegen strebt das Medium danach, diese Eigenschaften zu erwerben und bittet durch das Gebet um die fehlende Kraft.

10. Gebet.

Allmächtiger Gott, erlaube den guten Geistern, mir jetzt bei dieser Mitteilung beizustehen Bewahre mich: – vor der Anmaßung, mich vor den bösen Geistern geschützt zu glauben – vor dem Hochmut, der mich über den Wert der erhaltenen Botschaften täuschen könnte – und vor allen Gefühlen, die der Nächstenliebe gegenüber anderen Medien widersprechen. Falls ich zu Fehlern verleitet werde, inspiriere irgendjemandem den Gedanken, mich zu warnen, und mir die Demut, die mich diese Kritik auch dankbar annehmen lässt, und dass ich erkenne, dass die Ratschläge, die die guten Geister erteilen, für mich selbst und nicht für die andern gedacht sind.

Falls ich zu irgendeinem Missbrauch meiner Fähigkeit, die DU mir gewährt hast, verführt würde oder eitel darauf wäre, so bitte ich DICH, mir diese zu entziehen, bevor sie mich von dem Ziel der Vorsehung, nämlich dem Wohl aller und meinem eigenen moralischen Fortschritt zu dienen, abbringen kann.

II. Gebete für sich selbst

Gebete an unsere Schutzengel und unsere Schutzgeister

11. Vorwort.

Wir haben alle einen guten Geist, der seit unserer Geburt mit uns verbunden ist und der uns unter seinen Schutz genommen hat. Er erfüllt bei uns die Aufgabe eines Vaters seinem Kind gegenüber, nämlich: uns auf dem Weg des Guten und des Fortschritts durch die Prüfungen des Lebens zu führen. Er ist glücklich, wenn wir seiner Fürsorge Folge leisten; und er leidet, wenn er uns erliegen sieht.

Sein Name ist von geringer Bedeutung für uns, denn er kann auf der Erde unbekannt sein. Wir rufen ihn also als unseren Schutzengel, unseren guten Geist an. Wir können ihn sogar mit dem Namen irgendeines höheren Geistes anrufen, für den wir eine besondere Sympathie empfinden.

Außer unserem Schutzengel, der immer ein erhabener Geist ist, haben wir Schutzgeister, die, obwohl weniger erhaben, nicht weniger gut und wohlwollend sind. Diese können Verwandte oder Freunde sein oder auch Personen, die wir in unserem gegenwärtigen Leben nicht gekannt haben. Sie unterstützen uns mit ihren Ratschlägen und oft auch durch ihre Intervention in Handlungen unseres Lebens.

Die sympathischen Geister sind diejenigen, die sich mit uns durch eine bestimmte Ähnlichkeiten in Vorlieben und in Neigungen verbinden. Sie können gut oder böse sein, je nach Art der Neigungen, die sie zu uns hinziehen.

Die verführerischen Geister versuchen alles, um uns vom Weg des Guten abzubringen, indem sie uns negative Gedanken suggerieren. Sie nutzen all unsere Schwächen aus, die, wie viele andere offenen Türen, ihnen den Zugang zu unserer Seele ermöglichen. Es gibt einige, die sich an uns heften, wie an eine Beute, sie entfernen sich aber, sobald sie ihr Unvermögen erkennen, gegen unseren Willen anzukämpfen.



In unserem Schutzengel hat Gott uns einen hauptäschlichen und höheren Geistführer gegeben, und unseren schützenden und familiären Geistern untergeordnete Führer. Es ist jedoch ein Irrtum zu glauben, dass wir zwangsläufig einen bösen Geist an unserer Seite haben, um die guten Einflüsse auszugleichen. Die bösen Geister kommen freiwillig, je nachdem wie sie Zugang zu uns finden, durch unsere Schwäche oder durch unsere Nachlässigkeit, den Eingebungen der guten Geister zu folgen. Wir selbst ziehen sie also an. Daraus resultiert, dass uns die Unterstützung der guten Geister nie entzogen wird und dass es von uns abhängt, die niederen Geister abzuweisen. Aufgrund seiner Unvollkommenheit ist der Mensch die Ursache allen Elends, das er erleidet, und er ist meistens sein eigener böser Geist. (Kap. V, Nr. 4)



Das Gebet an die Schutzengel und an die Schutzgeister muss zum Ziel haben, Gott um die Zustimmung für ihr Eingreifen zu bitten, und sie zu bitten, um Kraft, damit wir den schlechten Eingebungen zu widerstehen vermögen, und um ihre Unterstützung bei den Nöten unseres Lebens.



12. Gebet.



Weise und wohlwollende Geister, Gottesboten, deren Mission es ist, den Menschen zu helfen und sie auf den richtigen Weg zu führen, unterstützt mich bei den Prüfungen dieses Lebens. Gebt mir die Kraft, sie ohne Murren zu ertragen; wendet die bösen Gedanken von mir ab und macht, dass ich keinem der bösen Geister, die mich zum Bösen verleiten möchten, Zugang gewähre. Klärt mein Gewissen über meine Fehler auf und entfernt von meinen Augen den Schleier des Hochmuts, der mich daran hindern könnte, sie wahrzunehmen und sie mir selbst einzugestehen.



Vor allem du, mein Schutzengel, der du ganz besonders über mich wachst, und ihr Schutzgeister alle, die ihr euch für mich interessiert, macht, dass ich mich eures Wohlwollens würdig erweise. Ihr kennt meine Bedürfnisse, macht, dass sie gemäß dem Willen Gottes befriedigt werden.



13. Ein weiteres Gebet:



Mein Gott, erlaube den guten Geistern, die mich umgeben, mir zu Hilfe zu kommen, wenn ich mich in Not befinde, dass sie mich, wenn ich ins Wanken gerate, festhalten. Mach, Herr, dass sie mir den Glauben, die Hoffnung und die Nächstenliebe inspirieren; lass sie mir eine Stütze, eine Hoffnung und ein Beweis Deiner Barmherzigkeit sein, und schließlich, lass mich in ihrer Nähe die Kraft schöpfen, die mir in den Prüfungen des Lebens fehlt und die Kraft, um den schlechten Einflüsterungen zu widerstehen, den Glauben, der rettet und die Liebe, die tröstet.



14. Ein weiteres Gebet:



Geliebte Geister und ihr Schutzengel, euch erlaubt Gott in SEINER unendlichen Barmherzigkeit über uns Menschen zu wachen, seid unsere Beschützer in den Prüfungen unseres irdischen Lebens. Gebt uns die Kraft, den Mut und die Ergebenheit; inspiriert uns alles Gutes und haltet uns zurück, wenn wir am Abhang des Bösen geraten; euer sanfter Einfluss möge unsere Seele durchdringen; macht, dass wir spüren können, dass ein ergebener Freund da ist, nahe bei uns, der unsere Leiden sieht und unsere Freuden mit uns teilt.



Und du, mein guter Engel, lass mich nicht im Stich; ich brauche deinen ganzen Schutz, um mit Glauben und Liebe die Prüfungen zu ertragen, die es Gott gefällt mir zuzusenden.



Gebet, um die bösen Geister fernzuhalten



15. „Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, ihr haltet das Äußere des Bechers und der Schüssel rein und im Innern seid ihr von Raub und Gier erfüllt. Ihr blinden Pharisäer, reinigt zuerst das Innere des Bechers und der Schüssel, damit das Äußere auch rein wird. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, ihr seid weiß getünchten Gräbern ähnlich, die äußerlich vor den Augen des Menschen schön erscheinen, aber im Innern voll von allen Arten der Fäulnis sind. So erscheint ihr vor den Augen der Menschen äußerlich gerecht, aber innerlich seid ihr voller Heuchelei und Ungerechtigkeit.(Matthäus, Kap. XXIII, 25-28)



16. Vorwort.



Die bösen Geister gehen nur dahin, wo sie ihre Lasterhaftigkeit befriedigen können. Um sie fernzuhalten, genügt es nicht, sie darum zu bitten und auch nicht, es ihnen zu befehlen: Man muss all das von sich abzulegen, was sie anzieht. Die bösen Geister wittern die Wunden der Seele wie die Fliegen die Wunden des Körpers. Ebenso wie ihr den Körper reinigt, um Ungeziefer fernzuhalten, genauso muss die Seele von ihren Unreinheiten gereinigt werden, um die bösen Geister fernzuhalten. Da wir aber in einer Welt leben, in der es von bösen Geistern wimmelt, schützen die guten Eigenschaften des Herzens uns nicht immer gegen ihre Versuchungen, sie geben uns aber die Kraft, ihnen zu widerstehen.



17. Gebet.



Im Namen des Allmächtigen Gottes bitte ich, dass die bösen Geister sich von mir fernhalten und dass die Guten mich vor ihnen beschützen.



Bösartige Geister, die ihr den Menschen schlechte Gedanken eingebt; hinterhältige und trügerische Geister, die ihr sie täuscht; spöttische Geister, die ihr mit der Leichtgläubigkeit der Menschen spielt, ich weise euch mit allen Kräften meiner Seele zurück und verschließe meine Ohren gegenüber euren Eingebungen; ich bitte aber um die Barmherzigkeit Gottes für euch.



Gute Geister, die ihr mir beistehen, gebt mir die Kraft, diesem Einfluss der bösen Geister zu widerstehen und die notwendige Erleuchtung, um nicht von ihren Betrügereien getäuscht zu werden. Bewahrt mich vor Hochmut und Überheblichkeit. Entfernt von meinem Herzen die Eifersucht, den Hass, die Böswilligkeit und jedes der Nächstenliebe gegensätzliche Gefühl, die allesamt offene Türen für den Geist des Bösen sind.



Gebet, um einen Fehler zu korrigieren



18. Vorwort.



Unsere bösen Instinkte sind das Ergebnis der Unvollkommenheit unseres eigenen Geistes und nicht unseren physischen Körpers, sonst könnte sich der Mensch jeder Art der Verantwortung entziehen. Unsere Verbesserung hängt von uns ab, denn jeder Mensch, der im Vollbesitz seiner Fähigkeiten ist, hat hinsichtlich aller Dinge die Freiheit, sie zu tun oder nicht zu tun. Um das Gute zu tun, fehlt ihm somit nur der Wille. (Kap. XV, Nr. 10 und Kap. XIX, Nr. 12).



19. Gebet.



Mein Gott, DU hast mir die notwendige Intelligenz gegeben, um das Gute vom Bösen zu unterscheiden. Folglich mache ich mich von dem Moment an schuldig, in dem ich erkenne, dass eine Sache schlecht ist, und ich mich nicht anstrenge, ihr zu widerstehen.



Bewahre mich vor dem Hochmut, der mich daran hindern könnte, meine Fehler wahrzunehmen, und vor den bösen Geistern, die mich dazu anstifften könnten, bei ihnen zu bleiben.



Unter all meinen Unvollkommenheiten erkenne ich, dass ich insbesondere zu (Name des Lasters) neige, und wenn ich dieser Verführung nicht widerstehe, geschieht es aus der Gewohnheit heraus, ihr nachzugeben.



DU hast mich nicht schuldig erschaffen, weil DU gerecht bist, aber mit der gleichen Fähigkeit für das Gute wie für das Böse; falls ich dem falschen Weg gefolgt bin, geschah dies aus freiem Willen. Aber aus dem gleichen Grund, aus dem ich die Freiheit gehabt habe, das Böse zu tun, habe ich sie auch, um das Gute zu tun, folglich habe ich auch die Freiheit, meinen Weg zu ändern.



Meine gegenwärtigen Fehler sind ein Überbleibsel der Unvollkommenheiten, die ich von meinen früheren Existenzen her behalten habe. Sie sind meine Erbsünde, von der ich mich durch meinen Willen und mit der Hilfe der guten Geister befreien kann.



Gute Geister, die ihr mich beschützt, insbesondere du, mein Schutzengel, gebt mir die Kraft, den bösen Eingebungen zu widerstehen und aus dem Kampf siegreich hervorzugehen.



Fehler sind Barrieren, die uns von Gott trennen, und jeder überwundene Fehler ist ein Schritt auf dem Weg des Fortschritts, der mich IHM näher bringen soll.



Der Herr gewährte mir in SEINER unendlichen Barmherzigkeit die gegenwärtige Existenz, damit sie meinem Fortschritt diene. Gute Geister, helft mir, diese Existenz zu nutzen, damit sie für mich nicht umsonst sein wird; und wenn es Gott gefällt, mich aus ihr zurückzuholen, damit ich besser aus ihr hervorgehe als ich in sie hineingegangen bin. (Kap. V, Nr. 5; Kap. XVII, Nr. 3)



Gebet, um einer Versuchung zu widerstehen



20. Vorwort.



Jeder böse Gedanke kann zwei Ursache haben: Die eigene Unvollkommenheit unserer Seele oder einen unheilvollen Einfluss, der auf sie einwirkt. In diesem letzteren Fall ist dies das Anzeichen einer Schwäche, die uns dazu neigen lässt, diesem Einfluss nachzugeben und folglich das Anzeichen einer unvollkommenen Seele, so dass derjenige, der zu Fall kommt, sich nicht auf den Einfluss eines fremden Geistes als Entschuldigung berufen kann, da dieser Geist ihn nicht zum Bösen verführt hätte, wenn er ihn unzugänglich für diese Verführung gehalten hätte.



Wenn ein böser Gedanke in uns hochkommt, können wir uns vorstellen, dass ein böswilliger Geist uns zum Bösen verführen möchte, und wir sind vollkommen frei, nachzugeben oder zu widerstehen, so als ob es sich um das Ersuchen einer lebenden Person handeln würde. Wir dürfen uns aber auch gleichzeitig vorstellen, dass unser Schutzengel oder Schutzgeist seinerseits den bösen Einfluss in uns bekämpft und voller Sorge die Entscheidung abwartet, die wir treffen werden. Unser Zögern, Böses zu tun, ist die Stimme des guten Geistes, der sich über das Gewissen bemerkbar macht.



Man erkennt, dass ein Gedanke böse ist, wenn er von der Nächstenliebe abweicht, die ja die Grundlage jeder wahren Moral ist; wenn sein Ursprung im Hochmut, in der Eitelkeit und im Egoismus zu finden ist; wenn seine Verwirklichung einem andern Schaden zufügen könnte; schließlich, wenn er uns auffordert andern das anzutun, was wir selbst nicht möchten, das sie es uns antun. (Kap. XXVIII, Nr. 15 und Kap. XV, Nr. 10).



21. Gebet.



Allmächtiger Gott, lass mich nicht der Versuchung erliegen, dass ich mich eines Fehlverhaltens schuldig mache. Wohlwollende Geister, die ihr mich beschützt, entfernt von mir diesen bösen Gedanken und gebt mir die Kraft, der Eingebung des Bösen zu widerstehen. Falls ich der Versuchung erliege, so habe ich es verdient, mein Fehlverhalten in diesem oder in einem anderen Leben büßen zu müssen, weil ich frei bin, zu wählen.



Dankgebet für den Sieg über eine Versuchung



22. Vorwort.



Derjenige, der einer Versuchung widerstanden hat, verdankt diesen Beistand den guten Geistern, deren Stimmen er Gehör geschenkt hat. Er sollte also Gott und seinem Schutzengel dafür danken.



23. Gebet.



Mein Gott, ich danke DIR, dass DU es mir ermöglicht hast, siegreich aus dem Kampf hervorzugehen, den ich gegen das Böse geführt habe. Mach, dass dieser Sieg mir die Kraft gibt, erneuten Versuchungen ebenfalls zu widerstehen.



Und du, mein Schutzengel, ich danke dir für die Hilfe, die du mir gewährt hast. Möge mein Gehorsam deinen Ratschlägen gegenüber von neuem deinen Schutz verdienen!



Bitte um einen Rat



24. Vorwort.



Falls wir unentschlossen sind, etwas zu tun oder nicht zu tun, müssen wir uns selbst vor allem folgende Fragen stellen:



1. Die Sache, die ich zögere zu tun, kann sie einem andern irgendeinen Schaden zufügen?



2. Kann sie jemandem nützlich sein?



3. Wenn irgendjemand mir gegenüber dieses getan hätte, wäre ich damit zufrieden?



Wenn eine Angelegenheit nur einen selbst betrifft, dann ist es erlaubt, die Summe der persönlichen Vor- und Nachteile, die daraus entstehen könnten, abzuwägen.



Betrifft sie jedoch andere und könnte dadurch dem einen Gutes und dem andern aber Schlechtes widerfahren, so ist es gleichfalls erforderlich, die Summe der guten und der bösen Auswirkungen abzuwägen, um darauf zu verzichten oder zu handeln.



Auch für die besten Dinge ist es schließlich notwendig, die Zweckmäßigkeit und die Begleitumstände abzuwägen, weil eine an sich gute Sache in ungeschickten Händen zu schlechten Ergebnissen führen kann, wenn sie nicht mit Klugheit und Umsicht durchgeführt wird. Bevor man etwas unternimmt, ist es notwendig, seine Kräfte und seine Mittel zur Durchführung abzuschätzen.



In allen Fällen kann man aber immer die Hilfe seiner Schutzgeister erbitten, indem man sich an diesen weisen Grundsatz erinnert: „Im Zweifelsfall, enthalte dich“.



25. Gebet.



Im Namen des Allmächtigen Gottes, ihr guten Geister, die ihr mich beschützt, helft mir in dieser Ungewissheit, in der ich mich befinde, die beste Lösung zu finden.



Lenkt meinen Gedanken zum Guten und wendet den Einfluss jener von mir ab, die versuchen könnten, mich irrezuleiten.



In Situationen voller Kummer



26. Vorwort.



Wir können Gott um eine irdische Gunst bitten, und ER kann sie uns gewähren, wenn sie einen nützlichen und seriösen Zweck hat. Da wir aber die Nützlichkeit der Dinge nach unseren eigenen Gesichtspunkten beurteilen und weil unsere Sicht auf die Gegenwart begrenzt ist, sehen wir nicht immer die schlechte Seite von dem, was wir uns wünschen. Gott, der viel besser sieht als wir und nur auf unser Wohl bedacht ist, kann sie uns verweigern, wie auch ein Vater seinem Sohn das verweigert, was ihm schaden kann. Wenn uns also das, um was wir bitten, nicht gewährt wird, sollten wir nicht den Mut verlieren. Im Gegenteil, wir sollten denken, dass die Entbehrung dessen, was wir uns wünschen, uns als Prüfung oder als Sühne auferlegt wurde, und dass unser Verdienst entsprechend der Ergebenheit sein wird, mit der wir sie angenommen haben. (Kap. XXVII, Nr. 6 und Kap. II, Nr. 5 - 7).



27. Gebet.



Allmächtiger Gott, der DU unsere Nöte siehst, erhöre gnädigerweise und mit Wohlwollen meine Bitten, die ich in diesen Moment an DICH richte. Wenn meine Bitte unüberlegt ist, verzeih mir; falls sie in DEINEN Augen angebracht und nützlich ist, lass die guten Geister, die DEINEN Willen ausführen, mir bei ihrer Erfüllung zu Hilfe kommen.



Was auch immer kommen mag, mein Gott, DEIN Wille geschehe. Falls meine Wünsche nicht erfüllt werden, bedeutet dies, dass es DEINE Absicht ist, mich zu prüfen, und ich unterwerfe mich, ohne zu murren. Gib, dass ich auf keinen Fall den Mut verliere, und dass weder mein Glaube noch meine Ergebenheit ins Wanken gerät. (nun kannst du deine Bitte formulieren)



Dankgebet für eine erlangte Gunst



28. Vorwort.



Man soll nicht nur die Dinge von großer Bedeutung als glückliche Ereignisse betrachten; die scheinbar unbedeutendsten Ereignisse sind oft die, die unser Schicksal am meisten beeinflussen. Der Mensch vergisst leicht das Gute und erinnert sich eher an das, was er erlitten hat. Wenn wir Tag für Tag die Wohltaten registrieren würden, die uns zuteil geworden sind, ohne sie erbeten zu haben, würden wir uns oft darüber wundern, so viele bekommen zu haben, die aus unserem Gedächtnis entschwunden sind und wir wären über unsere Undankbarkeit beschämt.



Jeden Abend, wenn wir unsere Seele zu Gott erheben, sollen wir uns an die Gunst erinnern, die ER uns während des Tages gewährt hat, und IHM dafür danken. Besonders in den Augenblicken, wo wir die Wirkung SEINER Güte und SEINES Schutzes empfinden, sollten wir IHM, durch einen spontanen Impuls, unsere Dankbarkeit bezeugen. Dafür genügt ein Gedanke, der IHM die Wohltaten zuschreibt, ohne dass es notwendig wäre, die Arbeit dafür zu unterbrechen.



Die Wohltaten Gottes bestehen nicht nur aus materiellen Dingen; man sollte IHM auch für die guten Ideen und die glücklichen Inspirationen danken, die uns eingegeben werden. Während der Hochmütige sich daraus ein Verdienst macht und der Ungläubige diese dem Zufall zuschreibt, dankt derjenige, der gläubig ist, Gott und den guten Geistern. Hierfür sind keine langen Sätze notwendig: „Danke, mein Gott, für den guten Gedanken, den DU mir eingegeben hast“, das sagt mehr als viele Worte. Die spontane Begeisterung, die uns dazu bringt, Gott das Gute zuzuschreiben, das uns geschieht, bezeugt eine Gewohnheit der Dankbarkeit und der Demut, die die Sympathie der guten Geister für uns gewinnt.



29. Gebet.



Unendlich guter Gott, DEIN Name sei gesegnet für die Wohltaten, die DU mir gewährt hast. Es wäre empörend, wenn ich die Ereignisse dem Zufall oder meinem Verdienst zuschreiben würde.



Gute Geister, ihr, die ihr die Ausführenden des Willen Gottes gewesen seid, ich danke euch und besonders dir, meinem Schutzengel. Wendet von mir den Gedanken ab, stolz darauf zu sein und davon einen Gebrauch zu machen, der nicht für das Gute wäre.



Besonders danke ich euch für (hier die Angelegenheit benennen)



Handlung der Ergebenheit und der Resignation



30. Vorwort.



Würden wir die Ursache für den uns zugestoßenen Kummer suchen, so könnten wir oft feststellen, dass sie aus unserer Unvorsichtigkeit, unserer Sorglosigkeit oder von irgendeiner früheren Handlung herrührt. In solchen Fällen können wir nur uns selbst dafür verantwortlich machen. Falls der Grund eines Unglücks unabhängig von jeglicher unserer Handlungen ist, handelt es sich entweder um eine Prüfung für das gegenwärtige Leben oder die Sühne aus einer vorherigen Existenz, und in diesem letzteren Fall kann die Art der Sühne uns die Art des Fehlers erkennen lassen, weil wir immer damit bestraft werden, wogegen wir gesündigt haben. (Kapitel V, Nr. 4, 6 und folgende)



Bei dem, was uns betrübt, sehen wir im Allgemeinen nur das gegenwärtige Leiden und nicht die späteren günstigen Folgen, die daraus entstehen können. Das Gute ist oft die Folge eines vorübergehenden Bösen, wie die Heilung eines Kranken das Resultat der schmerzhaften Mittel ist, die man angewendet hat, um sie zu erreichen. In allen Fällen sollten wir uns dem Gottes Willen unterwerfen und die Drangsale des Lebens mutig ertragen, wenn wir möchten, dass sie uns angerechnet werden; so dass diese Worte Jesu auch an uns angewendet werden: „Selig sind die Leidenden“. (Kapitel V, Nr. 18).



31. Gebet.



Mein Gott, DU bist souverän gerecht: Jedes Leiden hier auf Erden muss daher seine gerechte Ursache und seine Nützlichkeit haben. Ich sehe die Ursache des Kummers, den ich erleide, als eine Sühne meiner vergangenen Fehler an und als eine Prüfung für die Zukunft.



Gute Geister, ihr, die ihr mich beschützt, gebt mir die Kraft, das Leiden ohne Murren zu ertragen. Macht, dass ich es wie eine heilsame Warnung sehe; dass es mich reicher an Erfahrung macht; dass es meinen Hochmut, Ehrgeiz, meine törichte Eitelkeit und meinen Egoismus bekämpft; und somit zu meinem Fortschritt beiträgt.



32. Ein weiteres Gebet:



Mein Gott, ich empfinde das Bedürfnis, DICH darum zu bitten, mir die Kraft zu geben, die Prüfungen zu ertragen, die DU mir auferlegt hast. Erlaube, dass das Licht in meinem Geist lebendig werde, damit ich die ganze Tragweite einer Liebe verstehen kann, die mich leiden lässt, weil sie mich retten will. Mit Ergebenheit unterwerfe ich mich DIR, mein Gott; aber leider ist der Mensch so schwach, dass ich zu erliegen fürchte, wenn DU mich nicht stärkst. Verlass mich nicht, mein Herr, denn ohne DICH vermag ich nichts.



33. Ein weiteres Gebet:



Ich habe meinen Blick zu DIR erhoben, oh Ewiger! und habe mich gestärkt gefühlt. DU bist meine Kraft, verlass mich nicht, mein Gott! Die Last meiner schlechten Taten erdrückt mich! Hilf mir! DU kennst die Schwäche meines Fleisches und wendest DEINEN Blick nicht vor mir ab!



Es verzehrt mich ein brennender Durst. Lass die Quelle des lebendigen Wassers hervorsprudeln, und mein Durst wird gestillt. Dass mein Mund sich nur öffne, um DICH zu lobpreisen und nicht über die Betrübnisse meines Lebens zu murren. Ich bin schwach, Herr, aber DEINE Liebe wird mich stärken.



Ewiger Gott! DU allein bist groß, DU allein bist das Ziel und der Zweck meines Lebens. DEIN Name sei gelobt, wenn DU mich bestrafst, denn DU bist der Herr und ich der untreue Diener. Ich werde meine Stirn beugen, ohne mich zu beklagen, denn DU allein bist groß, DU allein bist das Ziel meines Lebens.



Angesichts einer bevorstehenden Gefahr



34. Vorwort.



Durch die Gefahren, die wir erleben, erinnert uns Gott an unsere Schwäche und an die Zerbrechlichkeit unserer Existenz. ER zeigt uns, dass unser Leben in SEINER Hand ist, und dass es nur an einem Faden hängt, der zu einem Zeitpunkt zerreißen kann, an dem wir nicht damit rechnen. In dieser Hinsicht gibt es kein Privileg für irgendjemanden, denn der Große und der Kleine sind den gleichen Alternativen unterworfen.



Wenn man die Art und die Konsequenzen der Gefahr genau untersucht, sieht man, dass diese sehr oft, wenn sie eintreffen würden, die Strafe für einen begangenen Fehler oder für eine vernachlässigte Pflicht gewesen wären.



35. Gebet.



Allmächtiger Gott und du, mein Schutzengel, helft mir! Sollte ich erliegen, möge der Wille Gottes geschehen. Werde ich gerettet, so will ich den Rest meines Lebens das Böse wiedergutmachen, das ich getan habe und das ich nun bereue.



Dankgebet nach dem Entgehen einer Gefahr



36. Vorwort.



Durch die Gefahr, durch die wir gegangen sind, zeigt Gott uns, dass wir von einem Augenblick auf den anderen gerufen werden können, um Rechenschaft darüber abzulegen, wie wir unser Leben genutzt haben. ER mahnt uns auf diese Weise, uns auf uns selbst zu besinnen und zu verbessern.



37. Gebet.



Mein Gott und du, mein Schutzengel, ich danke euch für die Hilfe, die ihr mir in der Gefahr, die mich bedroht hat, geschickt habt. Diese Gefahr möge für mich eine Warnung sein und mir meine Fehler vor Augen führen, durch die ich in sie hineingeraten bin. Ich verstehe, Herr, dass mein Leben in DEINER Hand liegt und dass DU es mir wegnehmen kannst, wann es DIR gefällt. Inspiriere mir durch die guten Geister, die mir helfen, die Gedanken, die Zeit gut zu nutzen, die DU mir auf dieser Welt gewährt hast.



Mein Schutzengel, unterstütze mich bei dem gefassten Beschluss, meine Fehler wieder gutzumachen und Gutes zu tun, soviel in meiner Macht steht, damit ich - wenn es Gott gefällt, mich zu sich zu rufen - mit weniger Unvollkommenheiten belastet in die geistige Welt eintreten kann.



Beim Einschlafen



38. Vorwort.



Der Schlaf ist die Erholung des Körpers, der Geist aber braucht sich nicht auszuruhen. Während die Sinne einschlafen, befreit sich die Seele teilweise von der Materie und genießt die Freiheiten des Geistes. Der Schlaf ist dem Menschen für die Wiederherstellung der organischen und auch der moralischen Kräfte gegeben. Während der Körper die Elemente wiedergewinnt, die er durch die Aktivitäten des Tages verloren hat, kommt der Geist unter anderen Geistern wieder zu Kräften. Bei dem, was er dort sieht und hört und bei den Ratschlägen, die er erhält, schöpft er Ideen, die ihm beim Aufwachen als Intuition wieder gegenwärtig sind. Es ist die vorübergehende Rückkehr des Verbannten in seine wahre Heimat; der Gefangene, dem für einen Augenblick seine Freiheit zurückgegeben wird.



Aber es geschieht genauso wie mit einem entarteten Gefangenen, dass der Geist nicht immer diese Momente der Freiheit für seinen Fortschritt nutzt. Wenn er niedere Instinkte hat, sucht er - anstatt die Gesellschaft von guten Geistern zu suchen – diejenigen auf, die ihm ähnlich sind, und besucht solche Orte, an denen er seinen Neigungen freien Lauf lassen kann.



Möge derjenige, der von dieser Wahrheit überzeugt ist, seine Gedanken in dem Moment erheben, in dem sich der Schlaf nähert, und um die Ratschläge der guten Geister und von allen, an die er sich gerne erinnert, bitten, damit sie sich während dieser kurzen Zeit der Freiheit, die ihm gewährt wird, bei ihm versammeln können, und wenn er aufwacht, wird er sich stärker fühlen gegen das Böse und mutiger gegen die Widrigkeiten des Lebens.



39. Gebet.



Meine Seele wird für einen Augenblick mit den anderen Geistern zusammen sein. Mögen diejenigen, die gut sind, mir mit ihrem Rat zu Hilfe kommen. Mach, mein Schutzengel, dass ich beim Aufwachen einen nachhaltigen und heilsamen Eindruck bewahre.



In Erwartung des nahenden Todes



40. Vorwort.



Der Glaube an die Zukunft und die Erhebung der Gedanken – schon im Laufe des Lebens - in Richtung auf die zukünftigen Bestimmungen, helfen bei der schnellen Befreiung des Geistes, indem sie die Bande schwächen, die ihn an den Körper binden; oft ist das physische Leben noch nicht erlöscht, während die Seele sich bereits ungeduldig in ihrem Flug zur Unendlichkeit emporgeschwungen hat. Im Gegensatz dazu sind bei dem Menschen, der all seine Gedanken auf die materiellen Dinge konzentriert hat, diese Bande zäher; die Trennung ist schwierig und schmerzhaft, und das Aufwachen jenseits des Grabes ist voller Verwirrung und Angst.



41. Gebet.



Mein Gott! Ich glaube an DICH und an DEINE ewige Güte! Deshalb kann ich nicht daran glauben, dass DU den Menschen die Intelligenz, die ihn DICH erkennen lässt und das Streben nach der Zukunft, gegeben hast, um ihn danach in das Nichts versenken zu lassen.



Ich glaube, dass mein Körper nur die vergängliche Hülle meiner Seele ist, und dass ich, wenn ich aufgehört habe zu leben, in der Welt der Geister aufwachen werde.



Allmächtiger Gott, ich spüre, dass die Bande reißen, die meine Seele an meinen Körper binden, und bald werde ich Rechenschaft darüber ablegen, was ich aus meinem Leben gemacht habe, das ich verlasse. Ich werde die Folgen tragen von dem Guten oder dem Bösen, das ich getan habe. Dort wird es weder Täuschungen noch mögliche Ausflüchte mehr geben. Meine ganze Vergangenheit wird sich vor mir abspielen und es wird gemäß meiner Taten über mich geurteilt.



Ich werde nichts von den Gütern der Erde mitnehmen. Ehren, Reichtümer, Befriedigungen der Eitelkeit und des Stolzes, schließlich alles, was mit dem Körper zu tun hat, wird auf der Erde bleiben. Nicht einmal der geringste Teil von all diesen Dingen wird mich begleiten und mir von keinem Nutzen in der geistigen Welt sein. Ich werde nur das mitnehmen, was zu meiner Seele gehört, d.h. die guten und die schlechten Eigenschaften, die auf der Waage einer strengen Gerechtigkeit gewogen werden. Ich werde umso strenger beurteilt werden, je mehr meine irdische Situation mir die Gelegenheit gegeben hat, das Gute zu tun, und ich es nicht getan habe. (Kap. XVI, Nr. 9)



Barmherziger Gott, möge meine Reue bei DIR ankommen! Sei mir gnädig und breite DEINE Nachsicht über mir aus!



Wenn es DIR gefällt, meine Existenz hier zu verlängern, dann möge, soweit es mir möglich ist, diese Verlängerung der Wiedergutmachung des Bösen, das ich getan haben mag, dienen. Falls meine Stunde unwiderruflich geschlagen hat, nehme ich den beruhigenden Gedanken mit mir, dass es mir erlaubt sein wird, mich durch neue Prüfungen zu erlösen, damit ich eines Tages das Glück der Auserwählten verdiene.



Wenn es mir nicht gegeben sein wird, sofort in den Genuss dieser ungetrübten Glückseligkeit zu gelangen, was nur das Verdienst der ganz besonders Gerechten ist, weiß ich doch, dass mir die Hoffnung nicht auf immer verwehrt ist und dass ich mit meiner Arbeit das Ziel früher oder später erreichen werde, entsprechend meiner Bemühungen. Ich weiß, dass die guten Geister und mein Schutzengel in meiner Nähe sind, um mich zu empfangen. Ich werde sie bald so sehen, wie sie mich sehen. Ich weiß, dass ich die, die ich auf der Erde geliebt habe, wieder treffen werde, falls ich es verdient habe, und dass diejenigen, die ich auf dieser Welt hinterlasse, eines Tages wieder mit mir zusammentreffen werden, damit wir auf immer vereint bleiben, aber zwischenzeitlich wird es mir schon möglich sein, sie zu besuchen.



Ich weiß auch, dass ich diejenigen treffen werde, denen ich geschadet habe. Mögen sie mir verzeihen, was sie mir vorzuwerfen haben: meinen Hochmut, meine Härte, meine Ungerechtigkeiten, damit ihre Anwesenheit mich nicht vor Scham niederdrückt!



Ich vergebe all jenen, die mir auf der Erde Böses getan haben oder antun wollten; ich hege ihnen gegenüber keinen Groll und ich bitte DICH, Gott, ihnen zu vergeben.



Herr, gib mir die Kraft, ohne Bedauern die Genüsse dieser Erde zu verlassen. Sie sind nichts verglichen mit den reinen Freuden der Welt, in die ich nun eintreten werde. Dort gibt es für den Gerechten weder Qualen noch Leiden oder Elend, nur der Schuldige leidet, aber ihm bleibt stets den Trost der Hoffnung.



Gute Geister und du mein Schutzengel lasst mich keine Fehler machen in diesem letzten Augenblick. Lasst vor meinen Augen das göttliche Licht leuchten, um meinen Glauben wieder zu beleben, falls er ins Wanken geraten war.



Anmerkung: Siehe unter V.: „Gebete für Kranke und Besessene“.



III. Gebete für andere



Für jemand, der bekümmert ist



42. Vorwort.



Falls es im Interesse des Betrübten ist, dass seine Prüfung ihren Lauf nimmt, wird sie nicht auf unsere Bitte hin verkürzt; es wäre aber ein Akt der Ungnade, wenn man aufgeben würde, nur weil die Bitte nicht erhört wurde. Außerdem, selbst wenn die Prüfung nicht unterbrochen wird, können wir vielleicht einen Trost in etwas anderem finden, der die Bitterkeit der Prüfung mildert. Mut und Ergebenheit sind wahrhaft hilfreich für denjenigen, der betrübt ist, denn ohne sie wird das, worunter er leidet, nicht nützlich für ihn sein, und er wird nicht umhin kommen, die Prüfung erneut zu beginnen. Daher müssen wir unsere Bemühungen vor allem auf Folgendes ausrichten, sei es, indem wir die guten Geister um Beistand für ihn bitten oder ihm durch Ratschläge und Ermutigungen wieder Mut zu machen, und nicht zuletzt ihm auch materiell beizustehen, falls dies möglich ist. Das Gebet kann in diesem Fall auch eine direkte Wirkung haben, indem es eine fluidale Strömung zu dieser Person leitet, um ihre Gemütsverfassung zu stärken. (Kap. V, Nr. 5 und 27, Kap. XXVII, Nr. 6 und 10)



43. Gebet.



Mein Gott! DEINE Güte ist unendlich, bitte mildere die Bitterkeit der Zustände von (Name der Person), wenn dies auch DEIN Wille ist.



Gute Geister, im Namen des allmächtigen Gottes, ich flehe euch an, ihm in seiner Betrübnis beizustehen. Falls ihm die Leiden in seinem eigenen Interesse nicht erspart werden können, veranlasse ihn zu verstehen, dass sie für seinen Fortschritt notwendig sind. Gebt ihm das Vertrauen in Gott und die Zukunft, damit die Bitterkeit seines Kummers gemildert wird. Gebt ihm auch die Kraft, damit er nicht der Verzweiflung unterliegt, was ihn den Nutzen seiner Prüfung zunichte und seine zukünftige Lage noch verschlimmern würde. Leitet meine Gedanken zu ihm, sie mögen seinen Mut unterstützen.



Dankgebet für eine Gunst, die anderen gewährt wurde



44. Vorwort.



Derjenige, der vom Egoismus nicht beherrscht wird, freut sich über das Gute, das seinem Nächsten widerfährt, auch wenn er es nicht in einem Gebet erbeten hat.



45. Gebet.



Oh mein Gott! DIR sei Dank für das Glück, das DU (Name der Person) gewährt hast. Gute Geister, bewirkt, dass er in dieser Wohltat die Wirkung der Güte Gottes erkennt. Und wenn das Gute, das ihm widerfahren ist, eine Prüfung für ihn sein soll, so inspiriert ihm Gedanken, dieses gut anzuwenden und sich nicht damit zu brüsten, damit es sich in der Zukunft nicht zu seinem Nachteil wendet.



Du, mein guter Geist, der du mich beschützt und mein Glück wünschst, halte jeden Gedanken und jedes Gefühl von Neid oder Eifersucht von mir fern.



Für unsere Feinde und die, die uns Böses wollen



46. Vorwort.



Jesus sagte: „Liebt eure Feinde“. Dieser Grundsatz ist das Erhabenste der christlichen Nächstenliebe. Aber damit meinte Er nicht, dass wir für unsere Feinde die gleiche Liebe empfinden sollen, wie für unsere Freunde. Er lehrte uns mit diesen Worten ihre Beleidigungen zu vergessen, ihnen das Böse, das sie uns angetan haben, zu vergeben und das Böse mit dem Guten zu vergelten. Außer dem Verdienst, das sich vor den Augen Gottes daraus ergibt, zeigt es den Menschen, was wahre Überlegenheit ist. (Kap. XII, Nr. 3 und 4).



47. Gebet.



Mein Gott, ich verzeihe (Name der Person) das Böse, das er/ sie mir angetan hat und das er/sie mir antun wollte, so wie ich auch wünsche, dass DU mir vergibst und er/sie auch mir die Fehler verzeiht, die ich begangen habe. Wenn DU ihn/sie als Prüfung auf meinen Weg geführt hast, möge DEIN Wille geschehen.



Befreie mich, oh mein Gott, von dem Gedanken, ihn zu verdammen und von allen negativen Gefühlen ihm gegenüber. Gib, dass ich mich nie über das Übel freue, das ihm widerfahren könnte, und dass auch die Wohltaten, die ihm gewährt werden könnten, kein Missfallen in mir erregen, damit ich meine Seele nicht mit Gedanken beflecke, die eines Christen unwürdig sind. Möge DEINE Güte, Herr, indem sie sich über ihn ausbreitet, ihn zu besseren Gefühlen mir gegenüber führen.



Gute Geister, lasst mich das Übel vergessen und mich an das Gute erinnern. Auf dass weder Hass noch Groll noch der Wunsch, Böses mit Bösem zu vergelten, in meinem Herzen Platz finden können, denn Hass und Rache sind nur bösen Geistern eigen, inkarnierten und nicht inkarnierten. Möge ich im Gegenteil immer dazu bereit sein, ihm die brüderliche Hand zu reichen, das Böse mit dem Guten zu vergelten und ihm zu helfen, so es in meiner Macht steht.



Um die Aufrichtigkeit meiner Worte unter Beweis zu stellen, möchte ich, dass mir die Gelegenheit gegeben wird, ihm nützlich zu sein. Mein Gott, bewahre mich aber insbesondere davor, dies aus Stolz oder Prahlerei zu tun, indem ich ihn mit einer beschämenden Großzügigkeit erdrücke, was das Verdienst meiner Tat zunichtemachen würde. In diesem Fall verdiente ich, dass folgende Worte Christi auf mich angewendet werden: „Du hast deine Belohnung schon bekommen“. (Kap. XIII, Nr. 1 und folgende)



Dankgebet für das meinen Feinden gewährte Gute



48. Vorwort.



Seinen Feinden nichts Böses zu wünschen, ist nur eine halbherzige Nächstenliebe. Die wahre Nächstenliebe verlangt, dass wir ihnen das Gute wünschen und uns glücklich über das Gute fühlen, das ihnen widerfährt. (Kap. XII, Nr. 7 und 8).



49. Gebet.



Mein Gott, in DEINER Gerechtigkeit hast DU DICH entschieden, das Herz von (Name der Person) zu erfreuen. Für ihn/sie danke ich DIR, trotz des Bösen, das er/sie mir angetan hat oder versucht hat, mir anzutun. Wenn er/sie dies ausnutzt, um mich zu erniedrigen, akzeptiere ich das als eine Prüfung meiner Nächstenliebe.



Gute Geister, die ihr mich beschützt, erlaubt nicht, dass ich mich deshalb niedergeschlagen fühle. Befreit mich von dem Neid und von der Eifersucht, die mich entwürdigen. Inspiriert mir im Gegenteil die Güte, die mich erhebt. Die Demütigung liegt im Bösen und nicht im Guten; und wir wissen, dass früher oder später jedem Gerechtigkeit, seinen Taten entsprechend, widerfahren wird.



Für die Feinde des Spiritismus



50. Selig sind die, die nach der Gerechtigkeit hungern, denn sie werden gesättigt werden.



Selig sind die, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich.



Selig seid ihr, wenn die Menschen euch um meinetwegen verfluchen und verfolgen und alle Art von Lüge wider euch reden. Freut euch, denn es ist eine große Belohnung für euch im Himmel reserviert. Ebenso haben sie auch die Propheten verfolgt, die vor euch gewesen sind. (Matthäus, Kap. V; 6 und 10-12)



Fürchtet euch nicht vor denen, die zwar den Leib, aber nicht die Seele töten können; fürchtet euch vielmehr vor dem, der Leib und Seele ins ewige Verderben schicken kann. (Matthäus, Kap. X; 28)



51. Vorwort.



Von allen Freiheiten ist jene des Denkens die am wenigsten antastbare, sie umfasst auch die Freiheit des Gewissens. Diejenigen zu verdammen, die nicht wie wir denken, bedeutet, diese Freiheit nur für sich allein in Anspruch zu nehmen und sie den andern zu verweigern; das bedeutet auch, das erste Gebot Jesu zu übertreten: die Wohltätigkeit und die Nächstenliebe. Jemanden aufgrund seines Glaubens zu verfolgen, heißt gegen das heiligste Recht zu verstoßen, das jeder Mensch besitzt: nämlich an das zu glauben, was ihm gefällt und Gott anzubeten, wie es ihm richtig erscheint. Jemanden zu äußerlichen Handlungen zu zwingen, die den unsrigen entsprechen, zeigt, dass wir mehr Wert auf die Form als auf das Wesentliche legen, mehr auf den Schein als auf die Überzeugung. Die erzwungene Abschwörung hat niemals irgendjemanden zum wahren Glauben geführt, sie kann nur Heuchler erzeugen. Es ist ein Missbrauch physischer Kräfte, die nicht in der Lage sind, die Wahrheit zu beweisen. Die Wahrheit ist sich ihrer sicher; sie überzeugt und verfolgt nicht, weil sie nicht zu verfolgen braucht.



Der Spiritismus ist eine Idee, ein Glaube; und wenn er sogar eine Religion wäre, hätte man nicht auch die Freiheit, sich einen Spiritisten zu nennen, so wie man die Freiheit hat, sich einen Katholiken, einen Protestanten, einen Juden zu nennen oder einen Anhänger von dieser oder jener philosophischen Lehre, von diesem oder jenem wirtschaftlichen System? Dieser Glaube kann ein Irrtum oder wahr sein. Falls er ein Irrtum ist, wird er von selber fallen, da Irrtümer sich niemals gegen die Wahrheit durchsetzen können, wenn der Verstand erleuchtet wird. Falls er aber wahr ist, so wird ihn die Verfolgung nicht in einen Irrtum verwandeln.



Die Verfolgung ist die Taufe aller neuen Ideen, die groß und gerecht sind, und sie nimmt mit der Größe und Wichtigkeit einer Idee zu. Die Wut und der Zorn ihrer Feinde stehen im Verhältnis zu der Furcht, die sie ihnen einflößt. Dies ist der Grund, warum das Christentum früher verfolgt wurde, und dies ist auch der Grund für die heutige Verfolgung des Spiritismus, allerdings mit dem Unterschied, dass das Christentum von den Heiden verfolgt wurde, während der Spiritismus von den Christen verfolgt wird. Es stimmt, dass die Zeiten der blutigen Verfolgungen vorbei sind, aber wenn man den Körper nicht mehr tötet, dann quält man die Seele. Man greift sie an, bis hin zu ihren innersten Gefühlen, ihren wertvollsten Zuneigungen und Lieben. Man trennt die Familien, man hetzt die Mutter gegen die Tochter auf, die Ehefrau gegen den Ehemann, man greift selbst den Körper in seinen materiellen Bedürfnissen an, indem man ihm seinen Broterwerb wegnimmt, um ihn durch den Hunger zu niederzudrücken. (Kap. XXIII, Nr. 9 und folgende).



Spiritisten, seid nicht bekümmert über die Schläge, die man euch versetzt, sie beweisen, dass ihr Recht habt, denn wenn es nicht so wäre, würde man euch in Frieden lassen und man würde euch nicht angreifen. Das ist eine Prüfung für euren Glauben, denn an eurem Mut, an eurer Ergebenheit und an eurer Geduld wird Gott euch unter SEINEN treuen Dienern wiedererkennen, die ER ab heute zählt, um jedem den Anteil zukommen zu lassen, der ihm gemäß seiner Werke zusteht.



Gemäß dem Beispiel der ersten Christen, seid stolz, euer Kreuz zu tragen. Glaubt an das Wort Christi, das sagt: „Selig sind die, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich. Fürchtet euch nicht vor jenen, die zwar den Leib, aber nicht die Seele töten können.“ Er sagte auch: „Liebt eure Feinde, tut jenen Gutes, die euch Böses antun, und betet für diejenigen, die euch verfolgen.“ Zeigt, dass ihr seine wahren Jünger seid und dass eure Lehre gut ist, indem ihr tut, was Er gesagt hat und was Er selbst getan hat.



Die Verfolgung wird vorübergehend sein. Wartet geduldig auf den Sonnenaufgang, denn der Morgenstern zeigt sich schon am Horizont. (Kap. XXIV, Nr. 13 und folgende).



52. Gebet.



Herr, DU hast uns durch den Mund Jesu, DEINEN Messias, sagen lassen: „Selig sind die, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; liebt eure Feinde; betet für diejenigen, die euch verfolgen;“ und Er selbst zeigte uns den Weg, indem Er für seine Henker betete.



Seinem Beispiel folgend, mein Gott, flehen wir um DEINE Barmherzigkeit für diejenigen, die DEINE göttlichen Vorschriften verleugnen, die einzigen, die den Frieden in dieser und in der anderen Welt sichern können. Wie Christus sagen wir ebenfalls zu DIR: „Vergib ihnen, mein Vater, denn sie wissen nicht, was sie tun.“



Gib uns die Kraft, damit wir mit Geduld und Ergebenheit – als Prüfungen für unseren Glauben und unsere Demut – ihre Verspottungen, ihre Beschimpfungen, ihre Verleumdungen und ihre Verfolgungen ertragen. Wende von uns jegliche Gedanken der Vergeltungsmaßnahmen ab, denn die Stunde DEINER Gerechtigkeit wird für alle schlagen, und wir warten auf sie, indem wir uns DEINEM heiligen Willen unterwerfen.



Gebet für ein neugeborenes Kind



53. Vorwort.



Die Geister erreichen die Vollkommenheit erst, nachdem sie die Prüfungen des physischen Lebens überstanden haben. Diejenigen, die sich in der Erratizität befinden, warten darauf, dass Gott ihnen erlaubt, erneut eine Existenz anzunehmen, die ihnen zu ihrem Fortschritt gereichen soll, sei es durch die Sühne ihrer vergangenen Fehler mittels der Schicksalsschläge, denen sie unterworfen werden, sei es durch die Erfüllung einer der Menschheit nützlichen Mission. Ihr Fortschritt und ihr künftiges Glück werden entsprechend der Art und Weise sein, wie sie die Zeit nutzen, die sie auf der Erde verbringen sollen. Die Aufgabe, ihre ersten Schritte zu lenken und sie zum Guten zu führen, liegt in den Händen ihrer Eltern, die vor Gott Rechenschaft abzulegen haben über die Art und Weise, wie sie ihren Auftrag erfüllt haben. Um dies zu erleichtern, hat Gott aus der Eltern- und aus der Kindesliebe ein Naturgesetz gemacht, ein Gesetz, das niemals ungestraft verletzt werden kann.



54. Gebet (von den Eltern zu sprechen).



Geist, der du dich in dem Körper unseres Kindes inkarniert hast, sei willkommen unter uns. Sei gepriesen, allmächtiger Gott, der DU ihn geschickt hast.



Er ist ein Gut, das uns anvertraut wurde und über das wir eines Tages Rechenschaft ablegen müssen. Wenn er zu der neuen Generation von guten Geistern gehört, die die Erde bevölkern werden, dann danken wir DIR, Gott, für diese Gnade! Wenn es sich um einen unvollkommenen Geist handelt, ist es unsere Pflicht, ihm mit unserem Rat und unseren guten Beispielen zu helfen, auf dem Weg des Guten voran zu schreiten. Wenn er durch unsere Schuld dem Schlechten verfällt, dann werden wir dafür von DIR zur Verantwortung gezogen, weil wir unseren Auftrag ihm gegenüber nicht erfüllt haben.



Herr, unterstütze uns bei unserer Aufgabe und gib uns die Kraft und den Willen, sie zu erfüllen. Wenn dieses Kind ein Objekt der Prüfung für uns sein soll, möge DEIN Wille geschehen!



Gute Geister, die ihr gekommen seid, um seine Geburt zu überwachen und um es während seines Lebens zu begleiten, verlasst es nicht. Entfernt von ihm die bösen Geister, die es zum Bösen führen könnten. Gebt ihm die Kraft, ihren Einflüsterungen zu widerstehen, und den Mut, mit Geduld und Ergebenheit die Prüfungen zu ertragen, die es auf Erden erwarten. (Kap. XIV, Nr. 9).



55. Ein weiteres Gebet: (von den Eltern zu sprechen)



Mein Gott, DU hast mir das Schicksal eines DEINER Geister anvertraut. Gib, Herr, dass ich für diese Aufgabe würdig sein werde, die DU mir auferlegt hast. Gewähre mir DEINEN Schutz und erleuchte meine Intelligenz, damit ich früh genug die Neigungen dieses Geistes erkennen kann, den ich darauf vorbereiten soll, in DEINEN Frieden einzutreten.



56. Ein weiteres Gebet: (von den Eltern zu sprechen).



Gütiger Gott, da DU ja erlaubt hast, dass der Geist dieses Kindes zurückkommt, um den irdischen Prüfungen zu stellen, die für seinen Fortschritt bestimmt sind, gib ihm die Erleuchtung, damit er lernt, DICH kennen zu lernen, DICH zu lieben und DICH anzubeten. Ermögliche es durch DEINE Allmacht, dass diese Seele sich an der Quelle DEINER göttlichen Unterweisungen verbessert. Möge ihre Intelligenz unter dem Schutz ihres Schutzengels zunehmen und sie danach streben lassen, immer näher zu DIR zu kommen. Möge die Wissenschaft des Spiritismus das glänzende Licht sein, das ihren Weg durch die Klippen des Lebens erleuchtet. Möge sie schließlich den ganzen Umfang DEINER Liebe zu schätzen wissen, die uns prüft, um uns zu reinigen.



Herr, wirf DEINEN väterlichen Blick auf die Familie, der DU diese Seele anvertraut hast, damit sie die Wichtigkeit dieser Aufgabe verstehen kann und mach, dass in diesem Kind die guten Samen keimen, bis zu dem Tag, an dem es sich durch sein eigenes Bestreben allein zu DIR erheben kann.



In DEINER Gnade, mein Gott, erhöre dieses demütige Gebet im Namen und durch die Verdienste desjenigen, der sagte: „Lasst die Kinder zu mir kommen, denn das Himmelreich gehört denjenigen, die ihnen ähnlich sind.“



Für einen Sterbenden



57. Vorwort.



Der Todeskampf ist das Vorspiel der Trennung der Seele und des Körpers. Man kann sagen, dass in diesem Augenblick der Mensch nur noch einen Fuß auf dieser Welt hat und der andere bereits in der anderen ist. Dieser Übergang ist manchmal schwierig für diejenigen, die an der Materie festhalten und die mehr für die Güter auf dieser Welt gelebt haben als für die von der anderen Welt, oder deren Gewissen durch Bedauern und Reue geschüttelt wird. Für diejenigen, deren Gedanken sich im Gegensatz dazu in Richtung des Unendlichen erhoben haben und sich von der Materie befreit haben, sind die Bande leichter zu trennen und ihre letzten Momente sind nicht schmerzhaft. Nur ein Faden verbindet dann die Seele mit dem Körper, während sie im andern Fall durch tiefe Wurzeln mit dem Körper verhaftet ist.



In allen Fällen übt das Gebet bei dem Prozess der Trennung eine starke Wirkung aus. („Himmel und Hölle“, zweiter Teil, Kap. I, Der Übergang). 58. Gebet.



Allmächtiger und barmherziger Gott, hier befindet sich eine Seele, die gerade dabei ist, ihre physische Hülle zu verlassen, um in die Welt der Geister zurückzukehren, die ihre wahre Heimat ist. Möge sie dorthin in Frieden zurückkehren und DEINE Barmherzigkeit sich über sie ausbreiten.



Gute Geister, die ihr sie hier auf der Erde begleitet habt, verlasst sie nicht in diesem letzten Augenblick. Gebt ihr die Kraft, die letzten Leiden zu ertragen, die sie noch auf dieser Welt aushalten muss zugunsten ihres zukünftigen Fortschritts. Inspiriert sie, damit sie die letzten Lichtblicke ihrer Intelligenz, die sie noch hat oder die augenblicklich wieder kommen könnten, der Reue über ihre begangenen Fehler widmet.



Leitet meine Gedanken, damit sie bewirken, dass die Arbeit der Trennung weniger schwierig wird, und damit sie seiner Seele zu dem Zeitpunkt, an dem sie die Erde verlässt, Trost und Hoffnung mitgibt.



IV. Gebete für diejenigen, die nicht mehr auf der Erde leben



Gebet für jemanden, der gerade gestorben ist



59. Vorwort.



Die Gebete für diejenigen, die die Erde vor kurzem verlassen haben, bezwecken nicht nur, ihnen einen Beweis der Zuneigung zu geben, sondern auch um ihnen zu helfen, sich von den irdischen Bindungen zu befreien, und dadurch die Verwirrung, die immer kurz nach der Trennung vom Körper eintritt, abzukürzen, und sein Erwachen ruhiger zu gestalten. Aber auch hier, wie unter allen anderen Umständen, liegt die Wirksamkeit des Gebets in der Aufrichtigkeit der Gedanken und nicht in der Fülle pompöser Worte, an denen das Herz sehr oft nicht beteiligt ist.



Die Gebete, die aus dem Herzen kommen, schwingen um den Geist herum, für den sie gesprochen werden, dessen Gedanken noch konfus sind, wie die geliebten Stimmen, die uns aus dem Schlaf aufwecken. (Kap. XVII, Nr. 10). 60. Gebet.



Allmächtiger Gott, breite DEINE Barmherzigkeit über die Seele von (Name der Person) aus, die DU zu DIR gerufen hast, auf dass die Prüfungen, die er/sie auf der Erde durchgemacht hat, ihm/ ihr angerechnet werden können, und dass unsere Gebete die Qualen, die er als Geist eventuell noch erleiden muss, verkürzen helfen!



Gute Geister, die ihr gekommen seid, um ihn zu empfangen, und besonders du, sein Schutzengel, steht ihm bei, um ihm zu helfen, sich von der Materie zu lösen. Gebt ihm die Erleuchtung und das Bewusstsein seiner selbst, um ihn von der Verwirrung zu befreien, die den Übergang vom irdischen in das geistige Leben begleitet. Inspiriert ihn zur Reue über die begangenen Fehler und den Wunsch, sie wiedergutzumachen, um seinen Fortschritt in die ewige Seligkeit zu beschleunigen.



(Name der Person), der/die du gerade jetzt in die geistige Welt eingetreten bist, dir möchte ich sagen, dass du dich trotzdem hier unter uns befindest und uns sehen und hören kannst, denn zwischen dir und uns besteht nur der Unterschied, dass du jetzt deinen vergänglichen Körper verlassen hast, welcher nun sehr bald zu Staub werden wird.



Du hast nun deine grobe Hülle verlassen, welche den Schicksalsschlägen und dem Tod unterworfen ist, und nur deine ätherische, unvergängliche und den materiellen Leiden unzugängliche Hülle bewahrt. Da du nun nicht mehr in einem physischen Körper lebst, führst du jetzt das Leben der Geistwesen, und dieses Leben ist von der Misere befreit, mit der die Menschheit geschlagen ist.



Du hast nicht mehr den Schleier über den Augen, der uns den Glanz des zukünftigen Lebens verbirgt. Du kannst von jetzt ab neue Herrlichkeiten betrachten, während wir noch in die Finsternis eingetaucht bleiben. Du wirst den Raum durcheilen und die Welten in voller Freiheit besuchen, während wir uns beschwerlich auf der Erde dahinschleppen, verhaftet mit unserem materiellen Körper, ähnlich einer schweren Last.



Die Horizonte des Unendlichen werden sich vor dir öffnen und bei dem Anblick solcher Größe wirst du die Nichtigkeit und Leere unserer irdischen Wünsche, unserer weltlichen Ambitionen und belanglosen Freuden verstehen, an denen die Menschen sich erfreuen.



Der Tod ist nichts anderes als eine nur kurze Zeit dauernde materielle Trennung der Menschen. Aus dem Exil heraus – in dem wir noch durch den Willen Gottes und ebenso durch die Pflichten, die wir auf der Erde zu erfüllen haben, zurückgehalten werden - folgen wir dir in Gedanken bis zu dem Zeitpunkt, an dem es uns erlaubt sein wird, dich wieder zu treffen, so wie du jetzt jene getroffen hast, die dir vorangegangen sind.



Wenn wir uns auch nicht an deine Seite begeben können, du kannst jedoch an die unsere kommen. Komm also zu denen, die dich lieben und die du geliebt hast; unterstütze sie bei den Prüfungen des Lebens. Wache über diejenigen, die du gern hast; schütze sie entsprechend deiner Möglichkeiten und lindere ihre Trauer mit den Gedanken, dass du heute glücklicher bist und die tröstliche Sicherheit, dass wir eines Tages in einer besseren Welt zusammen kommen werden.



In der Welt, in der du bist, müssen alle irdischen Rachegefühle ausgerottet werden. Auf dass du von nun an für dein zukünftiges Glück ihnen unzugänglich bleibst! Vergib deswegen denjenigen, die gegen dich gefehlt haben, so wie sie auch dir die Fehler vergeben, die du gegen sie begangen hast.



Bemerkung:



Man kann zu diesem Gebet, das für alle anwendbar ist, einige besondere Worte hinzufügen, je nach den persönlichen Umständen der Familie oder den Beziehungen und der Position des Verstorbenen. Wenn es sich um ein Kind handelt, so lehrt uns der Spiritismus, dass wir nicht vor einem Geist stehen, der kürzlich erschaffen wurde, sondern dass er schon gelebt hat und sehr fortgeschritten sein kann. Falls seine letzte Existenz sehr kurz war, bedeutet dies, dass sie nichts anderes war als die Ergänzung einer Prüfung oder dass sie eine Prüfung für die Eltern sein sollte. (Kap. V, Nr. 21)



61. Ein weiteres Gebet: *



Allmächtiger Gott, breite DEINE Barmherzigkeit über unsere Brüder und Schwestern aus, die gerade die Erde verlassen haben! Lass DEIN Licht vor ihren Augen glänzen! Hole sie aus der Finsternis; öffne ihre Augen und Ohren! DEINE guten Geister mögen sie umgeben und sie Worte des Friedens und der Hoffnung hören lassen!



Herr, als Unwürdige, die wir sind, wagen wir um DEINE nachsichtige Barmherzigkeit zu flehen für diesen Bruder, der gerade aus der Verbannung zurückgerufen wurde. Lass seine Rückkehr wie die des verlorenen Sohnes sein. Vergiss, oh mein Herr, die Fehler, die er begangen hat, und erinnere DICH nur an das Gute, das er getan hat. Unveränderlich ist DEINE Gerechtigkeit, das wissen wir; aber unermesslich ist DEINE Liebe. Wir flehen DICH an, DEINE Gerechtigkeit durch diese Quelle der Güte, die von DIR ausströmt, zu besänftigen!



Möge das Licht für dich leuchten, mein Bruder, der du gerade die Erde verlassen hast! Mögen die guten Geister des Herrn zu dir herunterkommen, dich umgeben und dir helfen, deine irdischen Fesseln abzuschütteln. Versteh und sieh die Erhabenheit unseres Herrn. Unterwirf dich und murre nicht über SEINE Gerechtigkeit; zweifle aber auch nie an SEINER Barmherzigkeit. Bruder! Möge eine ernsthafte Rückkehr zu deiner Vergangenheit dir die Türen der Zukunft öffnen, indem dies dir hilft, die Fehler, die du hinter dir gelassen hast, zu erkennen, aber auch die Arbeit, die du noch vor dir hast, zu deren Wiedergutmachung! Möge Gott dir vergeben, und die guten Geister mögen dich beschützen und ermutigen! Deine Brüder und Schwestern auf der Erde werden für dich beten, und sie bitten dich, gleiches für sie zu tun.







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* Dieses Gebet wurde einem Medium aus Bordeaux diktiert, als der Sarg eines Unbekannten an seinem Haus vorbeigetragen wurde.









Für Menschen, die wir geliebt haben



62. Vorwort.



Wie schrecklich ist der Gedanke über das Nichts. Wie bedauernswert sind doch diejenigen, die glauben, dass die Stimme eines Menschen, der seinen Freund beweint, verloren geht in der Leere, die als Antwort keinen Widerhall vernimmt! Diejenigen, die glauben, dass alles mit dem Körper stirbt; dass das Genie, das die Welt mit seiner großen Intelligenz erleuchtet hat, ein Spiel der Materie sei, die für immer erlischt wie ein Hauch; dass von den liebsten Wesen, vom Vater, von der Mutter oder vom geliebten Kind nichts anderes übrig bleibt, als Staub, welcher vom Wind für immer zerstreut wird. Diese haben nie die reine und heilige Zuneigung kennen gelernt.



Wie kann ein sensibler Mensch bei dieser Vorstellung gleichgültig bleiben? Wie kann der Gedanke einer absoluten Vernichtung ihn nicht vor Schrecken erstarren lassen und ihn nicht zumindest wünschen lassen, dass dies nicht so sei? Falls sein Verstand ihm bis heute nicht ausgereicht hat, seine Zweifel aufzuheben, haben wir nun den Spiritismus, er beseitigt alle Unsicherheiten über die Zukunft mit materiellen Beweisen, die er uns über das Überleben der Seele und die Existenz der Wesen jenseits des Grabes gibt. Daher werden überall diese Beweise mit Freude empfangen; das Vertrauen erwacht erneut, da der Mensch von nun an weiß, dass das irdische Leben nur eine kurze Passage ist, die zu einem besseren Leben führt; dass seine Arbeiten hier auf dieser Erde für ihn nicht verloren sind, und dass die heiligsten Zuneigungen nicht ohne Hoffnung zerstreut werden. (Kap. IV, Nr. 18; Kap. V, Nr. 21)



63. Gebet.



Mein Gott, sei so gütig und nimm das Gebet wohlwollend an, das ich an DICH für den Geist von (Name der Person) richte. Gib, dass er DEIN göttliches Licht sehen kann, und erleichtere ihm den Weg zum ewigen Glück. Erlaube, dass die guten Geister ihm meine Worte und meinen Gedanken überbringen.



Du, der du mir in dieser Welt so lieb warst, höre auf meine Stimme, die dich ruft, um dir von neuem einen Beweis meiner Freundschaft zu geben. Gott erlaubte, dass du als erster erlöst wurdest, und ich wäre egoistisch, wenn ich mich darüber beklagte, denn dies würde bedeuten, dass ich dir weiterhin die Leiden und Schmerzen des irdischen Lebens gönnen würde. Ich warte daher mit Ergebenheit auf den Zeitpunkt unserer Zusammenführung in einer glücklicheren Welt, in die du mir vorausgegangen bist.



Ich weiß, unsere Trennung ist nur vorübergehend und ihre Dauer, so lang sie mir auch erscheinen mag, verblasst vor der Ewigkeit des Glücks, das Gott SEINEN Auserwählten verspricht. SEINE Güte bewahre mich davor etwas zu tun, was diesen ersehnten Augenblick hinauszögern könnte, denn somit bleibt mir der Schmerz erspart, dich bei der Beendigung meiner irdischen Gefangenschaft nicht wiedertreffen zu können.



Oh, wie sanft und tröstend ist die Sicherheit, dass es zwischen uns nichts anderes als den materiellen Schleier gibt, der dich vor meinen Augen verbirgt; dass du hier an meiner Seite sein kannst, mich wie früher siehst und hörst, wenn nicht sogar noch besser als früher; dass du mich nicht vergisst, so wie ich dich auch nicht vergessen werde; dass unsere Gedanken nicht aufhören sich zu vermischen; und dass der deinige mich immer begleitet und schützt.



Der Friede Gottes sei mit dir.



Für die leidenden Seelen, die um Gebete bitten



64. Vorwort.



Um die Linderung zu verstehen, die das Gebet den leidenden Geistern verschaffen kann, ist es wichtig zu wissen, wie es wirkt. (Kap. XXVII, Nr. 9, 18 und folgende). Derjenige, der von dieser Wahrheit überzeugt ist, betet mit mehr Inbrunst, weil er die Sicherheit hat, dass er nicht umsonst betet.



65. Gebet.



Gnädiger und barmherziger Gott, möge sich DEINE Güte über alle Geister ausbreiten, die sich auf unsere Gebete berufen, und insbesondere über die Seele von (Name der Person).



Gute Geister, ihr, die ihr nur das Gute tut, setzt euch mit mir gemeinsam für ihre Linderung ein. Sorgt euch, vor ihren Augen einen Strahl der Hoffnung leuchten zu lassen und dass das göttliche Licht sie über ihre Unvollkommenheit aufklärt, die sie vom Aufenthaltsort der Glückseligen fernhält.



Öffnet ihnen das Herz für die Reue und den Wunsch sich zu reinigen, um ihren Fortschritt zu beschleunigen. Lasst sie verstehen, dass sie durch ihre Anstrengungen die Dauer ihrer Prüfungen verkürzen können.



Möge Gott in SEINER Güte ihnen die Kraft geben, auf ihren guten Beschlüssen zu beharren.



Mögen diese wohlwollenden Worte ihre Leiden lindern, indem sie ihnen zeigen, dass es auf der Erde Menschen gibt, die ihnen ihr Mitgefühl entgegenbringen und Glück wünschen.



66. Ein weiteres Gebet:



Herr, wir bitten DICH, breite die Gnade DEINER Liebe und DEINER Barmherzigkeit über die Leidenden aus, sowohl über die in der geistigen Welt umherirrenden Geister, als auch über die Inkarnierten unter uns. Erbarme DICH unserer Schwächen. DU hast uns fehlbar gemacht, aber DU hast uns auch die Fähigkeit gegeben, dem Bösen zu widerstehen und es zu besiegen. Möge sich DEINE Barmherzigkeit ausbreiten über allen, die ihren schlechten Neigungen nicht widerstehen konnten und noch auf dem Weg des Bösen mitgerissen werden. Mögen DEINE guten Geister sie umgeben. Möge DEIN Licht vor ihren Augen leuchten und mögen sie sich, angezogen von seiner belebenden Wärme, demütig, reuig und ehrerbietig vor DEINEN Füßen niederwerfen.



Wir bitten DICH ebenso, barmherziger Gott, für all unsere Brüder und Schwestern, die nicht genügend Kraft hatten, ihre irdischen Prüfungen zu ertragen. Herr, DU hast uns eine Bürde auferlegt, die wir nur DIR vor die Füßen niederlegen dürfen; aber in unserer großen Schwäche fehlt uns unterwegs manchmal der Mut dazu. Erbarme DICH dieser trägen Diener, die ihre Arbeit vorzeitig aufgegeben haben. Möge DEINE Gerechtigkeit sie verschonen und erlaube DEINEN guten Geistern, ihnen Linderung, Trost und Hoffnung für die Zukunft zu bringen. Die Aussicht auf Vergebung stärkt die Seele. Zeige sie, oh Herr, den Schuldigen, die dabei sind, zu verzweifeln. Sie werden - gestützt von dieser Hoffnung - Kraft schöpfen, und zwar im Ausmaß ihrer Fehler und ihrer Leiden, um ihre Vergangenheit zu sühnen und sich darauf vorzubereiten, die Zukunft zu erobern.



Für einen verstorbenen Feind



67. Vorwort.



Die Nächstenliebe unseren Feinden gegenüber soll ihnen auch jenseits des Grabes folgen. Es ist zu bedenken, dass das Böse, das sie uns angetan haben, eine Prüfung für uns war. Eine Prüfung, die für unseren Fortschritt dann hilfreich war, wenn wir sie genutzt haben. Sie war vielleicht noch förderlicher für uns als rein materielle Sorge, da sie uns erlaubt hat, zum Mut und zur Ergebenheit die Nächstenliebe und das Vergessen der Beleidigungen beizufügen. (Kap. X, Nr. 6; Kap. XII, Nr. 5 und 6).



68. Gebet.



Herr, es war DEIN Wille, die Seele von (Name der Person) vor mir zurückzurufen. Ich vergebe ihm das Böse, das er mir angetan hat, und seine schlechten Absichten mir gegenüber. Möge er dies bedauern, jetzt, da er nicht mehr die Illusionen dieser Welt hat.



Mein Gott, DEINE Barmherzigkeit möge sich über ihm ausbreiten und Gedanken von mir fernhalten, mich über seinen Tod zu freuen. Falls ich ihm gegenüber ungerecht war, möge er mir dieses verzeihen, sowie ich auch das vergesse, was er mir angetan hat.



Für einen Kriminellen



69. Vorwort.



Falls die Wirksamkeit der Gebete proportional zu ihrer Länge wäre, dann müssten die längsten für die Schuldigsten reserviert sein, denn die brauchen sie viel dringender als diejenigen, die fromm gelebt haben. Den Kriminellen die Gebete zu verweigern, heißt, gegen die Nächstenliebe zu verstoßen und die Barmherzigkeit Gottes zu verkennen. Die Gebete für unnötig zu halten, weil jemand diesen oder jenen Fehler begangen hat, heißt auch, sich anzumaßen, die Gerechtigkeit des Allerhöchsten im Vorhinein zu kennen. (Kap. XI, Nr. 14).



70. Gebet.



Herr, Gott der Barmherzigkeit, verstoße diesen Kriminellen nicht, der gerade die Erde verlassen hat. Die Justiz der Menschen konnte ihn verurteilen, aber dies befreit ihn nicht von DEINER Gerechtigkeit, falls sein Herz noch nicht von Reuegefühle berührt wurde.



Nimm ihm die Binde von den Augen, die ihm die Größe seiner Fehler verbirgt. Möge seine Reue Gnade vor DIR finden und die Leiden seiner Seele lindern! Mögen auch unsere Gebete und die Fürbitte der guten Geister ihm Hoffnung und Trost bringen; ihm den Wunsch eingeben, seine schlechten Handlungen wiedergutzumachen in einer neuen Existenz, und ihm die erforderliche Kraft spenden, um nicht bei den neuen Prüfungen, denen er sich unterziehen muss, zu unterliegen.



Herr, Erbarme DICH seiner!



Für einen Selbstmörder



71. Vorwort.



Der Mensch hat niemals das Recht, über sein eigenes Leben zu verfügen, denn nur Gott obliegt es, ihn aus der irdischen Gefangenschaft herauszuholen, wenn ER es für angebracht hält. Trotzdem kann die göttliche Gerechtigkeit ihre Strenge zugunsten gewisser Umstände mildern, aber sie ist vollkommen unnachsichtig demjenigen gegenüber, der sich den Prüfungen des Lebens entziehen wollte. Der Selbstmörder ähnelt dem Gefangenen, der vor Ablauf seiner Strafe aus dem Gefängnis entflieht, und der dann, nachdem er wieder dingfest gemacht wurde, einer härteren Behandlung unterworfen wird. Ebenso ergeht es dem Selbstmörder, der glaubt, seinem gegenwärtigen Elend entfliehen zu können und sich dabei in ein noch größeres Unglück stürzt. (Kap. V, Nr. 14 und folgende).



72. Gebet.



Oh Gott, es ist uns bewusst, welches Schicksal diejenigen erwartet, die gegen DEINE Gesetze verstoßen haben, indem sie ihre Tage hier auf dieser Erde eigenmächtig verkürzten. Wir wissen auch, dass DEINE Barmherzigkeit unendlich groß ist: sei so gütig und breite sie über die Seele von (Name der Person) aus. Mögen unsere Gebete und DEIN Erbarmen die Härte der Leiden, die er erduldet, mildern, weil er nicht den Mut hatte, bis zum Ende seiner Prüfungen auszuharren!



Gute Geister, den Unglücklichen beizustehen ist eure Sendung, nehmt ihn in eure Obhut; inspiriert ihn dazu, seinen Verstoß, den er begangen hat, zu bereuen. Euer Beistand möge ihm die Kraft geben, die neuen Prüfungen, die er absolvieren muss, um seinen Fehler wiedergutzumachen, mit mehr Ergebenheit anzunehmen. Befreit ihn von den bösen Geistern, die in der Lage sind, ihn nochmals zum Bösen zu verführen und ihm somit die Leiden verlängern würden, wodurch er um die Früchte seiner zukünftigen Prüfungen käme.



An dich, dein Elend ist Anlass für unsere Gebete, möge unser Mitgefühl für dich deinen Verdruss mildern und in deinem Herzen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft entstehen lassen. Diese Zukunft liegt in deinen Händen; vertraue dich der Güte Gottes an, Der immer auf diejenigen wartet, die bereuen und DER nur mit denjenigen streng verfährt, die verhärtete Herzen haben.



Für die reumütigen Geister



73. Vorwort.



Es wäre ungerecht, die reumütigen Geister, die um Gebete bitten auch in die Kategorie der bösen Geister einzuordnen. Sie mögen böse gewesen sein, sie sind es aber von dem Zeitpunkt an nicht mehr, in dem sie ihre Fehler erkennen und sie bereuen; sie sind dann nur noch unglücklich und einige davon fangen sogar schon an, ein relatives Glück zu genießen.



74. Gebet.



Barmherziger Gott, Der die ehrliche Reue der inkarnierten und nichtinkarnierten Übeltäter annimmst, , hier ist ein Geist, der am Bösen Vergnügen gefunden hat, der aber seine Fehler erkennt und jetzt den rechten Weg einschlägt; Herr, wir bitten DICH in DEINER Güte, ihn als verlorenen Sohn aufzunehmen und ihm zu vergeben.



Gute Geister, er hat eure Stimme nicht beachtet, aber von nun an möchte er euch Gehör schenken. Erlaubt ihm das Glück, die von Gott Auserwählten kurz zu sehen, damit er an seinem Wunsch, sich zu läutern, beharrlich festhält, um zu ihnen gelangen zu können. Unterstützt ihn bei seinen guten Entschlüssen und gebt ihm die Kraft, seinen schlechten Neigungen zu widerstehen.



Du, Geist von (Name der Person), wir gratulieren dir zu deiner Veränderung und wir danken den guten Geistern, die dir geholfen haben!



Wenn es dir früher gefallen hat, Böses zu tun, geschah dies, weil du nicht verstanden hast, wie angenehm die Freude sein kann, Gutes zu tun; du fühltest dich auch zu erbärmlich, um dies tun zu können. Aber seit dem Augenblick, als du Deinen Fuß auf den rechten Weg gesetzt hast, ist für dich ein neues Licht aufgegangen. Du hast begonnen, ein unbekanntes Glück zu genießen, und die Hoffnung hat dein Herz erfüllt. Das heißt, Gott erhört immer das Gebet des bereuenden Sünders; ER verstößt keinen von denjenigen, die zu IHM kommen.



Um vollständig in SEINE Gnade aufgenommen zu werden, bemühen von jetzt an, nicht nur nichts Böses zu tun, sondern Gutes und vorallem, dein Unrecht wiedergutmachen. Dann wirst du der Gerechtigkeit Gottes Genüge geleistet haben; denn jede gute Tat tilgt einen deiner früheren Fehler.



Der erste Schritt ist getan; und jetzt wird dir, je mehr du fortschreitest, der Weg leichter und angenehmer erscheinen. Gehe also beharrlich weiter, und eines Tages wirst du den Segen erfahren, zu den guten und glücklichen Geistern zu zählen.



Für die verhärteten Geister



75. Vorwort.



Die bösen Geister sind diejenigen, die noch nicht von der Reue berührt wurden; die am Bösen Gefallen finden und dies nicht bereuen; die Vorwürfen gegenüber gleichgültig sind, die die Gebete zurückweisen und oft über den Namen Gottes lästern. Es sind diese verhärteten Seelen, die sich nach ihrem Tod an den Menschen rächen für die Leiden, die sie ertragen mussten, und die mit ihrem Hass diejenigen verfolgen, die sie schon während ihres irdischen Lebens verabscheut haben, und sie tun dies, indem sie Besessenheit oder einen sonstigen verhängnisvollen Einfluss ausüben. (Kap. X, Nr. 6; Kap. XII, Nr. 5 und 6)



Unter den perversen Geistern unterscheidet man zwei Kategorien: jene die eindeutig böse sind und jene, die Heuchler sind. Die ersten sind unendlich leichter zum Guten zu führen als die zweiten. Sie sind meistens roh und gemein, wie wir es bei den Menschen sehen können, die das Böse mehr aus Instinkt als aus Berechnung tun und nicht beanspruchen, als etwas Besseres angesehen zu werden, als was sie sind. Es besteht in ihnen ein latenter Keim, den man aufgehen lassen muss; und dies gelingt meistens mit Beharrlichkeit und Festigkeit, verbunden mit Wohlwollen, durch Ratschläge, Überlegungen und das Gebet. Bei der Medialität haben sie Schwierigkeiten, den Namen Gottes zu schreiben, und das ist das Anzeichen einer instinktiven Furcht, einer inneren Stimme des Gewissens, die ihm sagt, dass sie unwürdig dafür seien; jener, der schon so weit gekommen ist, ist bereits an der Schwelle der Bekehrung, und man kann alles von ihm erwarten. Man braucht nur den verwundbaren Punkt seines Herzens zu finden.



Die heuchlerischen Geister sind fast immer sehr intelligent, aber sie besitzen keine empfindliche Faser in ihrem Herzen. Nichts berührt sie. Sie täuschen alle guten Gefühle vor, um das Vertrauen zu gewinnen, und sie sind glücklich, wenn sie einige törichte Menschen finden, die sie als gute, erhabene Geister annehmen, denn so wird es ihnen möglich, sie nach Belieben zu beherrschen. Der Name Gottes, anstatt ihnen Furcht einzuflößen, dient ihnen als Maske für ihre Verworfenheit. Sowohl in der unsichtbaren wie in der sichtbaren Welt, sind die Heuchler die gefährlichsten Wesen, weil sie im Verborgenen wirken und man misstraut ihnen nicht. Dem Anschein nach sind sie gläubig, glauben in Wirklichkeit aber nicht.



76. Gebet.



Herr, sei so gnädig und werfe DEINEN gütigen Blick auf die unvollkommenen Geister, die sich noch in den Nebeln ihrer Unwissenheit befinden und DICH verkennen und vor allem auf (Name der Person).



Gute Geister, hilft uns, ihn erkennen zu lassen, dass er seine eigenen Leiden dadurch verlängert, indem er die Menschen zum Bösen verleitet, sie beherrscht und quält. Macht, dass das Beispiel vom Glück, das ihr genießt, ihm eine Ermutigung sein wird.



Geist, der du noch Gefallen am Bösen findest, du hast gerade das Gebet gehört, das wir für dich gesprochen haben; es soll dir beweisen, dass wir Gutes für dich bewirken möchten, obwohl du Böses tust.



Du bist unglücklich, weil es unmöglich ist, glücklich zu sein, wenn man Böses tut. Warum dann in dem Leiden verweilen, wenn es von dir abhängt, aus ihm heraus zu kommen? Betrachte die guten Geister, die dich umgeben; sieh wie glücklich sie sind; und wäre es für dich nicht auch angenehmer, an diesem Glück teilzunehmen?



Du wirst sagen, dass dies unmöglich sei; aber nichts ist unmöglich für denjenigen, der es wünscht, weil Gott dir, wie allen seinen Geschöpfen, die Freiheit gegeben hat, zwischen Gut und Böse zu wählen, d.h. zwischen Glück und Unglück; niemand ist dazu verdammt, das Böse zu tun. Wenn du den Willen hast, das Böse zu tun, dann kannst du auch den Willen haben, das Gute zu tun und glücklich zu sein.



Richte deinen Blick zu Gott; erhebe deine Gedanken einen einzigen Augenblick zu IHM, und ein Strahl SEINES göttlichen Lichts wird dich erleuchten. Sprich mit uns folgende einfache Worte: „Mein Gott, ich bereue, vergib mir.“ Versuch zu bereuen und das Gute anstelle des Bösen zu tun, und du wirst sehen, dass SEINE Barmherzigkeit sich über dir ausbreitet und dass ein dir noch unbekanntes Wohlbefinden die Ängste ersetzen wird, die du durchleidest.



Wenn du einmal einen Schritt auf dem guten Weg getan hast, wird dir der Rest des Weges leicht erscheinen. Du wirst dann verstehen, wie viel Zeit des Glücks du aus eigenem verschulden verloren hast; aber eine strahlende und hoffnungsvolle Zukunft wird sich vor dir öffnen und wird dich deine elende Vergangenheit vergessen lassen, die voller Verwirrungen und moralischen Qualen war, die für dich die Hölle sein würden, wenn sie ewig anhielten. Es wird ein Tag kommen, an dem diese Qualen so stark sein werden, dass du sie um jeden Preis los werden möchtest; und je länger du wartest, desto schwieriger wird es für dich.



Glaube nicht, dass du für immer in diesem Zustand bleiben wirst; oh nein, das ist unmöglich. du hast zwei Perspektiven vor dir: die eine, dass du noch viel mehr leiden wirst als bisher; die andere, glücklich zu sein, wie die guten Geister, die dich umgeben. Die erstere wird unvermeidlich sein, wenn du weiterhin auf deiner Hartnäckigkeit beharrst; bei der zweiten genügt eine einfache Anstrengung deines Willens, um dich vom falschen Weg, auf dem du dich befindest, abzubringen. Beeile dich daher, denn jeder Tag später ist ein verlorener Tag für dein Glück.



Gute Geister, macht dass diese Worte bei dieser noch rückständigen Seele Einlass finden, damit sie ihr helfen können, Gott näher zu kommen. Wir bitten euch darum, im Namen Jesus Christus, der eine so große Macht über die bösen Geister gehabt hat.



V. Gebete für Kranke und Besessene



Für die Kranken



77. Vorwort.



Die Krankheiten gehören zu den Prüfungen und Schicksalsschlägen des irdischen Lebens. Sie hängen zusammen mit unserer groben materiellen Natur und der niederen Stellung unserer Welt.



Die Leidenschaften und Ausschweifungen jeder Art säen in uns schädliche, oft ererbte Keime. In den physisch und moralisch fortschritlicheren Welten unterliegt der menschliche Organismus, der dort geläuterter und weniger materiell ist, nicht den gleichen Gebrechen und der Körper ist nicht zerrüttet durch verheerende Leidenschaften. (Kap. III, Nr. 9) Man muss sich daher damit abfinden, die Konsequenzen der Umgebung zu ertragen, in das uns unsere Niedrigkeit platziert hat, bis wir eine Versetzung verdient haben. Das darf uns unterdessen aber nicht daran hindern, das zu tun, was von uns abhängt, um unsere heutige Situation zu verbessern. Falls wir aber trotz unserer Bemühungen dies nicht erreichen können, so lehrt uns der Spiritismus, sollen wir mit Ergebenheit unsere vorübergehenden Leiden ertragen.



Wenn Gott nicht gewollt hätte, dass in einigen Fällen die physischen Leiden geheilt oder gelindert werden, hätte ER uns keine heilenden Mittel zu Verfügung gestellt. Seine vorausschauende Fürsorge in dieser Hinsicht, bestätigt durch den Selbsterhaltungstrieb, zeigt, dass es unsere Pflicht ist, sie zu erforschen und anzuwenden.



Neben der gewöhnlichen, von der Wissenschaft entwickelten Behandlung, zeigt uns der Magnetismus die Kraft der fluidalen Wirkung, und der Spiritismus enthüllt uns noch eine andere mächtige Kraft, und zwar in der Medialität der Heilung und im Einfluss des Gebets. (Siehe im Kap. XXVI Informationen über diese Medialität der Heilung).



78. Gebet (von dem Kranken gesprochen).



Herr, DU bist volkommen gerecht und die Krankheit, die DU für mich ausgewählt hast, muss ich wohl verdient haben, weil n DU nie jemanden grundlos leiden lässt. Ich überlasse mich für meine Heilung DEINER unendlichen Barmherzigkeit. Wenn es DEIN Wille ist, dass ich wieder gesund werde, werde ich DEINEN Namen preisen; wenn ich dagegen aber noch weiter leiden soll, werde ich DICH ebenso preisen. Ich füge mich DEINEN göttlichen Beschlüssen, ohne zu murren, denn alles, was DU tust, hat nichts anderes als nur das Wohl DEINER Geschöpfe zum Ziel.



Lass, mein Gott, diese Krankheit eine heilsame Warnung für mich sein und mich dazu bringt, mich selbst zu prüfen. Ich nehme sie an als Sühne der Vergangenheit und als eine Prüfung für meinen Glauben und meine Gehorsam gegenüber DEINEM heiligen Willen. (Siehe Gebet Nr. 40).



79. Gebet (für einen Kranken).



Mein Gott, DEINE Pläne sind unergründlich, und in DEINER Weisheit hältst DU es für richtig, (Namen des Kranken) eine Krankheit erleiden lassen. Wirf einen barmherzigen Blick auf ihn, ich flehe DICH an, sei ihm gnädig und bereite seinem Leiden ein Ende!



Gute Geister, ihr, die ihr die Gesandten Gottes seid, unterstützt meinen Wunsch - ich bitte euch darum - ihm zu helfen. Führt meine Gedanken, damit sie sich auf seinen Körper wie ein heilsamer Balsam ergießen können und in seine Seele wie ein Trost.



Inspiriert ihn, geduldig zu sein und sich Gottes Willen zu fügen. Gebt ihm die Kraft, seine Schmerzen mit christlicher Ergebenheit zu ertragen, damit er die Früchte dieser Prüfung nicht verliert. (Siehe Gebet Nr. 57).



80. Gebet (von dem heilenden Medium gesprochen).



Mein Gott, wenn DU in DEINER Güte, mich als Heilmedium nehmen willst, so unwürdig ich auch bin, dann kann ich dieses Leiden heilen, wenn dies DEIN Wunsch ist, weil ich Vertrauen in DICH habe; aber ohne DICH vermag ich gar nichts. Erlaube den guten Geistern, mich mit ihrem heilsamen Fluidum zu durchdringen, damit ich es diesem Kranken übertragen kann, und wendet jeden Gedanken des Hochmuts und des Egoismus von mir ab, der die Reinheit dieses Fluidums verändern könnte.



Für die Besessenen



81. Vorwort.



Die Besessenheit ist ein andauerndes Eingreifen von einem bösen Geist auf eine Person. Sie zeigt sehr unterschiedliche Merkmale, angefangen vom einfachen moralischen Einfluss - ohne äußerlich wahrnehmbare Zeichen - bis zur vollständigen Störung des Organismus und der mentalen Fähigkeiten. Sie macht alle medialen Fähigkeiten unbrauchbar. Bei der Psychographie (mediales Schreiben) enthüllt sie sich durch die Hartnäckigkeit eines Geistes zu kommunizieren unter Ausschluss aller anderen.



Die bösen Geister wimmeln um die Erde herum, infolge der moralischen Unvollkommenheit ihrer Bewohner. Ihre bösartige Wirkung ist ein Teil der Geißeln, denen die Menschheit auf dieser Welt ausgesetzt ist. Die Besessenheit, wie die Krankheiten und alle Widrigkeiten des Lebens, soll als eine Prüfung oder Sühne angesehen und als solche angenommen werden.



Ebenso wie die Krankheiten das Ergebnis physischer Unvollkommenheiten sind, die den Körper zugänglich machen für äußerliche schädliche Einflüsse, so ist die Besessenheit jene einer moralischen Unvollkommenheit, die einem bösen Geist Zutritt gibt. Einer physischen Ursache setzt man eine physische Kraft entgegen; einer moralischen Ursache muss man mit einer moralischen Kraft entgegentreten. Um sich vor den Krankheiten zu bewahren, stärkt man den Körper; um sich vor der Besessenheit zu schützen, ist es nötig die Seele zu stärken. Daher besteht die Notwendigkeit, dass der Besessene für seine eigene Verbesserung arbeiten muss, was sehr oft genügt, um ihn von dem Besetzer, ohne Hilfe einer anderen Person, zu befreien. Eine Hilfe ist aber notwendig, wenn die Besessenheit in Unterjochung und in Besitzergreifung ausartet, weil der Patient dabei manchmal seinen Willen und seine freie Entscheidung verliert.



Die Besessenheit ist fast immer die Ausübung einer Rache eines Geistes, die sehr oft ihre Ursache in den Beziehungen hat, die der Besessene mit ihm in einer vorherigen Existenz gepflegt hatte. (Siehe Kapitel X, Nr. 6 und Kapitel XII, Nr. 5 und 6).



Bei den schweren Fällen von Besessenheit befindet sich der Besessene gleichsam eingewickelt und durchtränkt von einem schädlichen Fluidum, das die Wirkung der heilsamen Fluida aufhebt und sie zurückweist. Von diesem Fluidum muss man ihn daher befreien, aber ein bösartiges Fluidum kann nicht von einem anderen bösartigen Fluidum zurückgestoßen werden. Durch eine dem heilenden Medium ähnliche Wirkung bei Krankheitsfällen muss das bösartige Fluidum mit Hilfe eines besseren Fluidums ausgestoßen werden, was gewissermaßen Gegenwirkung erzeugt. Dies ist ein mechanisches Vorgehen, das aber nicht ausreichend ist. Es ist vor allem notwendig, dass man auf das intelligente Wesen einwirkt, mit dem man mit Autorität sprechen muss, und diese Autorität ist nur vorhanden, wo es eine moralische Überlegenheit gibt. Je größer diese ist, desto größer wird die Autorität sein.



Aber dies ist noch nicht alles. Um die Befreiung zu gewährleisten, ist es notwendig, den perversen Geist dazu zu bringen, auf seine bösen Absichten zu verzichten; es ist auch notwendig, mittels geschickt geführter Anweisungen in ihm, durch das Wachrufen persönlicher Fakten im Hinblick auf seine moralische Erziehung, die Reue und den Wunsch zum Guten zu erwecken. Man kann dadurch das doppelte Glück erreichen, indem du einen Inkarnierten befreist und einen unvollkommenen Geist bekehrst.



Die Aufgabe ist leichter, wenn der Besessene seinen Zustand versteht und Mithilfe durch seinen Willen und sein Gebet leistet. Es ist nicht das Gleiche, wenn sich derjenige, von dem betrügerischen Geist verführt, hinsichtlich der Fähigkeiten von demjenigen, der ihn beherrscht, täuschen lässt, und sich in dem Irrtum gefällt, in den dieser letztere ihn einwickelt. Ein solcher stößt jede Hilfe zurück, anstatt Mithilfe zu leisten. Dies ist der Fall der Verblendung, die weitaus rebellischer ist, als die gewaltsamste Unterjochung. („Das Buch der Medien“, Kap. XXIII).



Bei allen Fällen von Besessenheit ist das Gebet das stärkste Hilfsmittel, um auf den Besetzer-Geist einzuwirken.



82. Gebet (vom Besessenen gesprochen).



Mein Gott, erlaube den guten Geistern, mich von dem bösen Geist zu befreien, der sich meiner bemächtigt hat. Falls es sich um eine Rache handelt, die er ausübt, weil ich ihm früher ein Unrecht angetan habe, erlaubst DU es, mein Gott, als meine Strafe und ich werde die Konsequenz meines Fehlers ertragen. Möge meine Reue mich DEINE Vergebung und meine Erlösung verdienen lassen! Aber was auch sein Motiv sein mag, ich erbitte für ihn DEINE Barmherzigkeit. Erleichtere ihm den Weg zum Fortschritt, der von ihm den Gedanken, Böses zu tun, abwendet. Möge ich ihn meinerseits zu besseren Gefühlen veranlassen, indem ich ihm das Böse mit Gutem vergelte.



Aber ich weiß auch, mein Gott, dass es meine Unvollkommenheiten sind, die mich den Einflüssen der unvollkommenen Geister zugänglich machen. Gib mir die notwendige Erkenntnis, um sie zu erkennen; bekämpfe vor allem den Hochmut in mir, der mich für meine Fehler blind macht.



Wie unwürdig muss ich doch sein, dass ein böser Geist mich beherrschen kann!Mein Gott, lass dieser Misserfolg für meine Eitelkeit mir für die Zukunft als Lektion dienen; dass er mich bestärkt in meinem Entschluss, mich durch gute Taten, Nächstenliebe und Demut zu läutern, damit ich mich fortan bösen Einflüssen entgegenstellen kann.



Herr, gib mir die Kraft, diese Prüfung mit Geduld und Ergebenheit hinzunehmen. Ich verstehe, dass sie wie alle anderen Prüfungen meiner Vervollkommnung dienen soll, wenn ich ihre Früchte nicht durch mein Murren zunichte mache, denn sie bietet mir ja eine Möglichkeit, meine Ergebenheit zu zeigen und Nächstenliebe gegenüber einem unglücklichen Mitmenschen auszuüben, indem ich ihm das mir angetane Böse vergebe. (Kap. XII, Nr. 5 und 6; Kapitel XXVIII, Nr. 15 und folgende, 46, 47).



83. Gebet (für den Besessenen).



Allmächtiger Gott, gib mir in DEINER Güte die Macht, (Name der Person) von dem Einfluss des Geistes, der ihn besetzt hat, zu befreien. Wenn es DEINE Absicht ist, dieser Prüfung ein Ende zu setzen, gewähre mir die Gnade, mit Autorität zu diesem Geist zu sprechen.



Gute Geister, die ihr mir beisteht, und du, sein Schutzengel, gebt mir eure Unterstützung. Helft mir, ihn von dem unreinen Fluidum, von dem er umhüllt ist, zu befreien.



Im Namen des allmächtigen Gottes beschwöre ich den bösartigen Geist, der ihn quält, sich zu entfernen.



84. Gebet (für den Besetzer).



Unendlich gütiger Gott, ich erflehe DEINE Barmherzigkeit für den Geist, der (Name der Person) verfolgt. Ermögliche es ihm, das göttliche Licht wahrzunehmen, damit er den falschen Weg, den er geht, erkennen kann. Gute Geister, helft mir, ihm verständlich zu machen, dass er, wenn er das Böse tut, alles verlieren und wenn er das Gute tut, alles gewinnen kann.



Und du, Geist, der Gefallen daran findest (Name der Person) zu quälen, hör mir zu, denn ich spreche zu dir im Namen Gottes. Wenn du darüber nachdenken möchtest, wirst du verstehen, dass das Böse niemals das Gute besiegen kann und du nichr stärker als Gott oder die guten Geister sein kannst.



Sie hätten (Name der Person) von jeglichen Angriffen deinerseits schützen können. Wenn sie dies nicht getan haben, bedeutet das, dass er/sie eine Prüfung ablegen musste. Wenn aber diese Prüfung beendet ist, werden sie dein Einwirken auf ihn/sie verhindern. Das Böse, das du ihm/ihr angetan hast, wird - anstatt ihm/ihr zu schaden - zu seinem/ihrem Fortschritt beitragen und er/sie wird darüber sehr glücklich sein. Deine Bosheit hat dir keinen Erfolg beschert, und sie wird sich gegen dich wenden.



Gott, der allmächtig ist, und die hohen Geister, SEINE Helfer, die mächtiger sind als du, können dieser Besessenheit ein Ende setzen, wenn sie es möchten, und dein Starrsinn wird an dieser höchsten Autorität zerbrechen. Aber da Gott gütig ist, möchte ER dir das Verdienst überlassen, diese Besessenheit durch deinen eigenen Willen zu beenden. Es ist eine Frist, die ER dir gewährt. Wenn du sie aber nicht nutzt, wirst du erbärmliche Konsequenzen erleiden. Große Strafen und grausame Leiden werden auf dich warten. Du wirst gezwungen sein, die Barmherzigkeit und die Gebete deines Opfers zu erflehen, das dir schon verziehen hat und für dich betet, was ein großes Verdienst vor Gottes Augen ist, und seine/ihre Befreiung beschleunigen wird.



Denk darüber nach, solange du noch Zeit dazu hast, denn die Gerechtigkeit Gottes wird über dich kommen, wie über alle rebellischen Geister. Denk daran, dass das Böse, das du gerade tust, zwangsläufig ein Ende haben wird, während deine Leiden stetig vergrößert werden, wenn du in deiner Verstocktheit verharrst.



Als du auf der Erde warst, hättest du es nicht für dumm angesehen, etwas Gutes zu opfern für eine kleine und kurze Genugtuung? Das Gleiche geschieht jetzt, wo du ein Geistwesen bist. Was gewinnst du mit dem, was du tust? Das traurige Vergnügen, jemanden zu quälen, was aber nicht verhindert, dass du unglücklich bist, egal was du sagen wirst, es macht dich nur noch unglücklicher.



Im Vergleich dazu, sieh was du verlierst: beobachte die guten Geister, die dich umgeben und sage, ob ihr Schicksal nicht deinem vorzuziehen ist. An dem Glück, das sie genießen, wirst du auch teilnehmen können, wenn du es möchtest. Und was musst du dafür tun? Gott anflehen, und Gutes tun anstatt das Böse. Ich weiß, dass du dich nicht schlagartig verändern kannst; Gott verlangt aber nicht das Unmögliche; ER möchte nur den guten Willen. Versuch es, und wir werden dir helfen. Sieh zu, dass wir bald für dich das Gebet für die reuigen Geister (Nr. 73) sprechen können und dich nicht mehr unter die bösen Geister einreihen müssen, in der Hoffnung, dass du zu den Guten gezählt werden könntest. (Siehe auch oben, Nr. 75, das Gebet für die verhärteten Geister).



Bemerkung:



Die Heilung der schweren Besessenheiten erfordert sehr viel Geduld, Beharrlichkeit und Hingabe. Sie erfordert auch Taktgefühl und Geschicklichkeit, um die Geister, die fast immer sehr pervers, verhärtet und listig sind, zum Guten zu führen, denn davon gibt es solche, die im höchsten Grad rebellisch sind. In den meisten Fällen müssen wir uns nach den gegebenen Umständen richten; aber egal welcher Natur der Geist ist, es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass man nichts durch Zwang oder Drohung erreicht. Jeglicher Einfluss hängt von der moralischen Überlegenheit ab. Eine andere Tatsache, die ebenso durch die Erfahrung wie auch durch die Logik festgestellt wurde, ist die vollkommene Unwirksamkeit des Exorzismus, von Sprüchen, sakramentalen Worten, Amuletten, Talismanen, äußerlichen Praktiken oder irgendwelchen materiellen Zeichen.



Die lang anhaltende Besessenheit kann pathologische Verwirrungen verursachen und erfordert eine gleichzeitige oder eine aufeinander folgende Behandlung, sei es eine magnetische oder medizinische, um den Organismus wieder herzustellen. Wenn die Ursache beseitigt ist, müssen die Auswirkungen bekämpft werden. (Siehe: „Das Buch der Medien“, Kap. XXIII „Die Besessenheit“. – „Revue spirite“, Februar und März 1864; April 1865: Beispiele von Heilungen der Besessenheit)