DAS EVANGELIUM AUS DER SICHT DES SPIRITISMUS

Allan Kardec

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II. Gebete für sich selbst

Gebete an unsere Schutzengel und unsere Schutzgeister



11. Vorwort.


Wir haben alle einen guten Geist, der seit unserer Geburt mit uns verbunden ist und der uns unter seinen Schutz genommen hat. Er erfüllt bei uns die Aufgabe eines Vaters seinem Kind gegenüber, nämlich: uns auf dem Weg des Guten und des Fortschritts durch die Prüfungen des Lebens zu führen. Er ist glücklich, wenn wir seiner Fürsorge Folge leisten; und er leidet, wenn er uns erliegen sieht.


Sein Name ist von geringer Bedeutung für uns, denn er kann auf der Erde unbekannt sein. Wir rufen ihn also als unseren Schutzengel, unseren guten Geist an. Wir können ihn sogar mit dem Namen irgendeines höheren Geistes anrufen, für den wir eine besondere Sympathie empfinden.


Außer unserem Schutzengel, der immer ein erhabener Geist ist, haben wir Schutzgeister, die, obwohl weniger erhaben, nicht weniger gut und wohlwollend sind. Diese können Verwandte oder Freunde sein oder auch Personen, die wir in unserem gegenwärtigen Leben nicht gekannt haben. Sie unterstützen uns mit ihren Ratschlägen und oft auch durch ihre Intervention in Handlungen unseres Lebens.


Die sympathischen Geister sind diejenigen, die sich mit uns durch eine bestimmte Ähnlichkeiten in Vorlieben und in Neigungen verbinden. Sie können gut oder böse sein, je nach Art der Neigungen, die sie zu uns hinziehen.


Die verführerischen Geister versuchen alles, um uns vom Weg des Guten abzubringen, indem sie uns negative Gedanken suggerieren. Sie nutzen all unsere Schwächen aus, die, wie viele andere offenen Türen, ihnen den Zugang zu unserer Seele ermöglichen. Es gibt einige, die sich an uns heften, wie an eine Beute, sie entfernen sich aber, sobald sie ihr Unvermögen erkennen, gegen unseren Willen anzukämpfen.




In unserem Schutzengel hat Gott uns einen hauptäschlichen und höheren Geistführer gegeben, und unseren schützenden und familiären Geistern untergeordnete Führer. Es ist jedoch ein Irrtum zu glauben, dass wir zwangsläufig einen bösen Geist an unserer Seite haben, um die guten Einflüsse auszugleichen. Die bösen Geister kommen freiwillig, je nachdem wie sie Zugang zu uns finden, durch unsere Schwäche oder durch unsere Nachlässigkeit, den Eingebungen der guten Geister zu folgen. Wir selbst ziehen sie also an. Daraus resultiert, dass uns die Unterstützung der guten Geister nie entzogen wird und dass es von uns abhängt, die niederen Geister abzuweisen. Aufgrund seiner Unvollkommenheit ist der Mensch die Ursache allen Elends, das er erleidet, und er ist meistens sein eigener böser Geist. (Kap. V, Nr. 4)



Das Gebet an die Schutzengel und an die Schutzgeister muss zum Ziel haben, Gott um die Zustimmung für ihr Eingreifen zu bitten, und sie zu bitten, um Kraft, damit wir den schlechten Eingebungen zu widerstehen vermögen, und um ihre Unterstützung bei den Nöten unseres Lebens.




12. Gebet.



Weise und wohlwollende Geister, Gottesboten, deren Mission es ist, den Menschen zu helfen und sie auf den richtigen Weg zu führen, unterstützt mich bei den Prüfungen dieses Lebens. Gebt mir die Kraft, sie ohne Murren zu ertragen; wendet die bösen Gedanken von mir ab und macht, dass ich keinem der bösen Geister, die mich zum Bösen verleiten möchten, Zugang gewähre. Klärt mein Gewissen über meine Fehler auf und entfernt von meinen Augen den Schleier des Hochmuts, der mich daran hindern könnte, sie wahrzunehmen und sie mir selbst einzugestehen.



Vor allem du, mein Schutzengel, der du ganz besonders über mich wachst, und ihr Schutzgeister alle, die ihr euch für mich interessiert, macht, dass ich mich eures Wohlwollens würdig erweise. Ihr kennt meine Bedürfnisse, macht, dass sie gemäß dem Willen Gottes befriedigt werden.



13. Ein weiteres Gebet:



Mein Gott, erlaube den guten Geistern, die mich umgeben, mir zu Hilfe zu kommen, wenn ich mich in Not befinde, dass sie mich, wenn ich ins Wanken gerate, festhalten. Mach, Herr, dass sie mir den Glauben, die Hoffnung und die Nächstenliebe inspirieren; lass sie mir eine Stütze, eine Hoffnung und ein Beweis Deiner Barmherzigkeit sein, und schließlich, lass mich in ihrer Nähe die Kraft schöpfen, die mir in den Prüfungen des Lebens fehlt und die Kraft, um den schlechten Einflüsterungen zu widerstehen, den Glauben, der rettet und die Liebe, die tröstet.



14. Ein weiteres Gebet:



Geliebte Geister und ihr Schutzengel, euch erlaubt Gott in SEINER unendlichen Barmherzigkeit über uns Menschen zu wachen, seid unsere Beschützer in den Prüfungen unseres irdischen Lebens. Gebt uns die Kraft, den Mut und die Ergebenheit; inspiriert uns alles Gutes und haltet uns zurück, wenn wir am Abhang des Bösen geraten; euer sanfter Einfluss möge unsere Seele durchdringen; macht, dass wir spüren können, dass ein ergebener Freund da ist, nahe bei uns, der unsere Leiden sieht und unsere Freuden mit uns teilt.



Und du, mein guter Engel, lass mich nicht im Stich; ich brauche deinen ganzen Schutz, um mit Glauben und Liebe die Prüfungen zu ertragen, die es Gott gefällt mir zuzusenden.



Gebet, um die bösen Geister fernzuhalten



15. „Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, ihr haltet das Äußere des Bechers und der Schüssel rein und im Innern seid ihr von Raub und Gier erfüllt. Ihr blinden Pharisäer, reinigt zuerst das Innere des Bechers und der Schüssel, damit das Äußere auch rein wird. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, ihr seid weiß getünchten Gräbern ähnlich, die äußerlich vor den Augen des Menschen schön erscheinen, aber im Innern voll von allen Arten der Fäulnis sind. So erscheint ihr vor den Augen der Menschen äußerlich gerecht, aber innerlich seid ihr voller Heuchelei und Ungerechtigkeit.(Matthäus, Kap. XXIII, 25-28)



16. Vorwort.



Die bösen Geister gehen nur dahin, wo sie ihre Lasterhaftigkeit befriedigen können. Um sie fernzuhalten, genügt es nicht, sie darum zu bitten und auch nicht, es ihnen zu befehlen: Man muss all das von sich abzulegen, was sie anzieht. Die bösen Geister wittern die Wunden der Seele wie die Fliegen die Wunden des Körpers. Ebenso wie ihr den Körper reinigt, um Ungeziefer fernzuhalten, genauso muss die Seele von ihren Unreinheiten gereinigt werden, um die bösen Geister fernzuhalten. Da wir aber in einer Welt leben, in der es von bösen Geistern wimmelt, schützen die guten Eigenschaften des Herzens uns nicht immer gegen ihre Versuchungen, sie geben uns aber die Kraft, ihnen zu widerstehen.



17. Gebet.



Im Namen des Allmächtigen Gottes bitte ich, dass die bösen Geister sich von mir fernhalten und dass die Guten mich vor ihnen beschützen.



Bösartige Geister, die ihr den Menschen schlechte Gedanken eingebt; hinterhältige und trügerische Geister, die ihr sie täuscht; spöttische Geister, die ihr mit der Leichtgläubigkeit der Menschen spielt, ich weise euch mit allen Kräften meiner Seele zurück und verschließe meine Ohren gegenüber euren Eingebungen; ich bitte aber um die Barmherzigkeit Gottes für euch.



Gute Geister, die ihr mir beistehen, gebt mir die Kraft, diesem Einfluss der bösen Geister zu widerstehen und die notwendige Erleuchtung, um nicht von ihren Betrügereien getäuscht zu werden. Bewahrt mich vor Hochmut und Überheblichkeit. Entfernt von meinem Herzen die Eifersucht, den Hass, die Böswilligkeit und jedes der Nächstenliebe gegensätzliche Gefühl, die allesamt offene Türen für den Geist des Bösen sind.



Gebet, um einen Fehler zu korrigieren



18. Vorwort.



Unsere bösen Instinkte sind das Ergebnis der Unvollkommenheit unseres eigenen Geistes und nicht unseren physischen Körpers, sonst könnte sich der Mensch jeder Art der Verantwortung entziehen. Unsere Verbesserung hängt von uns ab, denn jeder Mensch, der im Vollbesitz seiner Fähigkeiten ist, hat hinsichtlich aller Dinge die Freiheit, sie zu tun oder nicht zu tun. Um das Gute zu tun, fehlt ihm somit nur der Wille. (Kap. XV, Nr. 10 und Kap. XIX, Nr. 12).



19. Gebet.



Mein Gott, DU hast mir die notwendige Intelligenz gegeben, um das Gute vom Bösen zu unterscheiden. Folglich mache ich mich von dem Moment an schuldig, in dem ich erkenne, dass eine Sache schlecht ist, und ich mich nicht anstrenge, ihr zu widerstehen.



Bewahre mich vor dem Hochmut, der mich daran hindern könnte, meine Fehler wahrzunehmen, und vor den bösen Geistern, die mich dazu anstifften könnten, bei ihnen zu bleiben.



Unter all meinen Unvollkommenheiten erkenne ich, dass ich insbesondere zu (Name des Lasters) neige, und wenn ich dieser Verführung nicht widerstehe, geschieht es aus der Gewohnheit heraus, ihr nachzugeben.



DU hast mich nicht schuldig erschaffen, weil DU gerecht bist, aber mit der gleichen Fähigkeit für das Gute wie für das Böse; falls ich dem falschen Weg gefolgt bin, geschah dies aus freiem Willen. Aber aus dem gleichen Grund, aus dem ich die Freiheit gehabt habe, das Böse zu tun, habe ich sie auch, um das Gute zu tun, folglich habe ich auch die Freiheit, meinen Weg zu ändern.



Meine gegenwärtigen Fehler sind ein Überbleibsel der Unvollkommenheiten, die ich von meinen früheren Existenzen her behalten habe. Sie sind meine Erbsünde, von der ich mich durch meinen Willen und mit der Hilfe der guten Geister befreien kann.



Gute Geister, die ihr mich beschützt, insbesondere du, mein Schutzengel, gebt mir die Kraft, den bösen Eingebungen zu widerstehen und aus dem Kampf siegreich hervorzugehen.



Fehler sind Barrieren, die uns von Gott trennen, und jeder überwundene Fehler ist ein Schritt auf dem Weg des Fortschritts, der mich IHM näher bringen soll.



Der Herr gewährte mir in SEINER unendlichen Barmherzigkeit die gegenwärtige Existenz, damit sie meinem Fortschritt diene. Gute Geister, helft mir, diese Existenz zu nutzen, damit sie für mich nicht umsonst sein wird; und wenn es Gott gefällt, mich aus ihr zurückzuholen, damit ich besser aus ihr hervorgehe als ich in sie hineingegangen bin. (Kap. V, Nr. 5; Kap. XVII, Nr. 3)



Gebet, um einer Versuchung zu widerstehen



20. Vorwort.



Jeder böse Gedanke kann zwei Ursache haben: Die eigene Unvollkommenheit unserer Seele oder einen unheilvollen Einfluss, der auf sie einwirkt. In diesem letzteren Fall ist dies das Anzeichen einer Schwäche, die uns dazu neigen lässt, diesem Einfluss nachzugeben und folglich das Anzeichen einer unvollkommenen Seele, so dass derjenige, der zu Fall kommt, sich nicht auf den Einfluss eines fremden Geistes als Entschuldigung berufen kann, da dieser Geist ihn nicht zum Bösen verführt hätte, wenn er ihn unzugänglich für diese Verführung gehalten hätte.



Wenn ein böser Gedanke in uns hochkommt, können wir uns vorstellen, dass ein böswilliger Geist uns zum Bösen verführen möchte, und wir sind vollkommen frei, nachzugeben oder zu widerstehen, so als ob es sich um das Ersuchen einer lebenden Person handeln würde. Wir dürfen uns aber auch gleichzeitig vorstellen, dass unser Schutzengel oder Schutzgeist seinerseits den bösen Einfluss in uns bekämpft und voller Sorge die Entscheidung abwartet, die wir treffen werden. Unser Zögern, Böses zu tun, ist die Stimme des guten Geistes, der sich über das Gewissen bemerkbar macht.



Man erkennt, dass ein Gedanke böse ist, wenn er von der Nächstenliebe abweicht, die ja die Grundlage jeder wahren Moral ist; wenn sein Ursprung im Hochmut, in der Eitelkeit und im Egoismus zu finden ist; wenn seine Verwirklichung einem andern Schaden zufügen könnte; schließlich, wenn er uns auffordert andern das anzutun, was wir selbst nicht möchten, das sie es uns antun. (Kap. XXVIII, Nr. 15 und Kap. XV, Nr. 10).



21. Gebet.



Allmächtiger Gott, lass mich nicht der Versuchung erliegen, dass ich mich eines Fehlverhaltens schuldig mache. Wohlwollende Geister, die ihr mich beschützt, entfernt von mir diesen bösen Gedanken und gebt mir die Kraft, der Eingebung des Bösen zu widerstehen. Falls ich der Versuchung erliege, so habe ich es verdient, mein Fehlverhalten in diesem oder in einem anderen Leben büßen zu müssen, weil ich frei bin, zu wählen.



Dankgebet für den Sieg über eine Versuchung



22. Vorwort.



Derjenige, der einer Versuchung widerstanden hat, verdankt diesen Beistand den guten Geistern, deren Stimmen er Gehör geschenkt hat. Er sollte also Gott und seinem Schutzengel dafür danken.



23. Gebet.



Mein Gott, ich danke DIR, dass DU es mir ermöglicht hast, siegreich aus dem Kampf hervorzugehen, den ich gegen das Böse geführt habe. Mach, dass dieser Sieg mir die Kraft gibt, erneuten Versuchungen ebenfalls zu widerstehen.



Und du, mein Schutzengel, ich danke dir für die Hilfe, die du mir gewährt hast. Möge mein Gehorsam deinen Ratschlägen gegenüber von neuem deinen Schutz verdienen!



Bitte um einen Rat



24. Vorwort.



Falls wir unentschlossen sind, etwas zu tun oder nicht zu tun, müssen wir uns selbst vor allem folgende Fragen stellen:



1. Die Sache, die ich zögere zu tun, kann sie einem andern irgendeinen Schaden zufügen?



2. Kann sie jemandem nützlich sein?



3. Wenn irgendjemand mir gegenüber dieses getan hätte, wäre ich damit zufrieden?



Wenn eine Angelegenheit nur einen selbst betrifft, dann ist es erlaubt, die Summe der persönlichen Vor- und Nachteile, die daraus entstehen könnten, abzuwägen.



Betrifft sie jedoch andere und könnte dadurch dem einen Gutes und dem andern aber Schlechtes widerfahren, so ist es gleichfalls erforderlich, die Summe der guten und der bösen Auswirkungen abzuwägen, um darauf zu verzichten oder zu handeln.



Auch für die besten Dinge ist es schließlich notwendig, die Zweckmäßigkeit und die Begleitumstände abzuwägen, weil eine an sich gute Sache in ungeschickten Händen zu schlechten Ergebnissen führen kann, wenn sie nicht mit Klugheit und Umsicht durchgeführt wird. Bevor man etwas unternimmt, ist es notwendig, seine Kräfte und seine Mittel zur Durchführung abzuschätzen.



In allen Fällen kann man aber immer die Hilfe seiner Schutzgeister erbitten, indem man sich an diesen weisen Grundsatz erinnert: „Im Zweifelsfall, enthalte dich“.



25. Gebet.



Im Namen des Allmächtigen Gottes, ihr guten Geister, die ihr mich beschützt, helft mir in dieser Ungewissheit, in der ich mich befinde, die beste Lösung zu finden.



Lenkt meinen Gedanken zum Guten und wendet den Einfluss jener von mir ab, die versuchen könnten, mich irrezuleiten.



In Situationen voller Kummer



26. Vorwort.



Wir können Gott um eine irdische Gunst bitten, und ER kann sie uns gewähren, wenn sie einen nützlichen und seriösen Zweck hat. Da wir aber die Nützlichkeit der Dinge nach unseren eigenen Gesichtspunkten beurteilen und weil unsere Sicht auf die Gegenwart begrenzt ist, sehen wir nicht immer die schlechte Seite von dem, was wir uns wünschen. Gott, der viel besser sieht als wir und nur auf unser Wohl bedacht ist, kann sie uns verweigern, wie auch ein Vater seinem Sohn das verweigert, was ihm schaden kann. Wenn uns also das, um was wir bitten, nicht gewährt wird, sollten wir nicht den Mut verlieren. Im Gegenteil, wir sollten denken, dass die Entbehrung dessen, was wir uns wünschen, uns als Prüfung oder als Sühne auferlegt wurde, und dass unser Verdienst entsprechend der Ergebenheit sein wird, mit der wir sie angenommen haben. (Kap. XXVII, Nr. 6 und Kap. II, Nr. 5 - 7).



27. Gebet.



Allmächtiger Gott, der DU unsere Nöte siehst, erhöre gnädigerweise und mit Wohlwollen meine Bitten, die ich in diesen Moment an DICH richte. Wenn meine Bitte unüberlegt ist, verzeih mir; falls sie in DEINEN Augen angebracht und nützlich ist, lass die guten Geister, die DEINEN Willen ausführen, mir bei ihrer Erfüllung zu Hilfe kommen.



Was auch immer kommen mag, mein Gott, DEIN Wille geschehe. Falls meine Wünsche nicht erfüllt werden, bedeutet dies, dass es DEINE Absicht ist, mich zu prüfen, und ich unterwerfe mich, ohne zu murren. Gib, dass ich auf keinen Fall den Mut verliere, und dass weder mein Glaube noch meine Ergebenheit ins Wanken gerät. (nun kannst du deine Bitte formulieren)



Dankgebet für eine erlangte Gunst



28. Vorwort.



Man soll nicht nur die Dinge von großer Bedeutung als glückliche Ereignisse betrachten; die scheinbar unbedeutendsten Ereignisse sind oft die, die unser Schicksal am meisten beeinflussen. Der Mensch vergisst leicht das Gute und erinnert sich eher an das, was er erlitten hat. Wenn wir Tag für Tag die Wohltaten registrieren würden, die uns zuteil geworden sind, ohne sie erbeten zu haben, würden wir uns oft darüber wundern, so viele bekommen zu haben, die aus unserem Gedächtnis entschwunden sind und wir wären über unsere Undankbarkeit beschämt.



Jeden Abend, wenn wir unsere Seele zu Gott erheben, sollen wir uns an die Gunst erinnern, die ER uns während des Tages gewährt hat, und IHM dafür danken. Besonders in den Augenblicken, wo wir die Wirkung SEINER Güte und SEINES Schutzes empfinden, sollten wir IHM, durch einen spontanen Impuls, unsere Dankbarkeit bezeugen. Dafür genügt ein Gedanke, der IHM die Wohltaten zuschreibt, ohne dass es notwendig wäre, die Arbeit dafür zu unterbrechen.



Die Wohltaten Gottes bestehen nicht nur aus materiellen Dingen; man sollte IHM auch für die guten Ideen und die glücklichen Inspirationen danken, die uns eingegeben werden. Während der Hochmütige sich daraus ein Verdienst macht und der Ungläubige diese dem Zufall zuschreibt, dankt derjenige, der gläubig ist, Gott und den guten Geistern. Hierfür sind keine langen Sätze notwendig: „Danke, mein Gott, für den guten Gedanken, den DU mir eingegeben hast“, das sagt mehr als viele Worte. Die spontane Begeisterung, die uns dazu bringt, Gott das Gute zuzuschreiben, das uns geschieht, bezeugt eine Gewohnheit der Dankbarkeit und der Demut, die die Sympathie der guten Geister für uns gewinnt.



29. Gebet.



Unendlich guter Gott, DEIN Name sei gesegnet für die Wohltaten, die DU mir gewährt hast. Es wäre empörend, wenn ich die Ereignisse dem Zufall oder meinem Verdienst zuschreiben würde.



Gute Geister, ihr, die ihr die Ausführenden des Willen Gottes gewesen seid, ich danke euch und besonders dir, meinem Schutzengel. Wendet von mir den Gedanken ab, stolz darauf zu sein und davon einen Gebrauch zu machen, der nicht für das Gute wäre.



Besonders danke ich euch für (hier die Angelegenheit benennen)



Handlung der Ergebenheit und der Resignation



30. Vorwort.



Würden wir die Ursache für den uns zugestoßenen Kummer suchen, so könnten wir oft feststellen, dass sie aus unserer Unvorsichtigkeit, unserer Sorglosigkeit oder von irgendeiner früheren Handlung herrührt. In solchen Fällen können wir nur uns selbst dafür verantwortlich machen. Falls der Grund eines Unglücks unabhängig von jeglicher unserer Handlungen ist, handelt es sich entweder um eine Prüfung für das gegenwärtige Leben oder die Sühne aus einer vorherigen Existenz, und in diesem letzteren Fall kann die Art der Sühne uns die Art des Fehlers erkennen lassen, weil wir immer damit bestraft werden, wogegen wir gesündigt haben. (Kapitel V, Nr. 4, 6 und folgende)



Bei dem, was uns betrübt, sehen wir im Allgemeinen nur das gegenwärtige Leiden und nicht die späteren günstigen Folgen, die daraus entstehen können. Das Gute ist oft die Folge eines vorübergehenden Bösen, wie die Heilung eines Kranken das Resultat der schmerzhaften Mittel ist, die man angewendet hat, um sie zu erreichen. In allen Fällen sollten wir uns dem Gottes Willen unterwerfen und die Drangsale des Lebens mutig ertragen, wenn wir möchten, dass sie uns angerechnet werden; so dass diese Worte Jesu auch an uns angewendet werden: „Selig sind die Leidenden“. (Kapitel V, Nr. 18).



31. Gebet.



Mein Gott, DU bist souverän gerecht: Jedes Leiden hier auf Erden muss daher seine gerechte Ursache und seine Nützlichkeit haben. Ich sehe die Ursache des Kummers, den ich erleide, als eine Sühne meiner vergangenen Fehler an und als eine Prüfung für die Zukunft.



Gute Geister, ihr, die ihr mich beschützt, gebt mir die Kraft, das Leiden ohne Murren zu ertragen. Macht, dass ich es wie eine heilsame Warnung sehe; dass es mich reicher an Erfahrung macht; dass es meinen Hochmut, Ehrgeiz, meine törichte Eitelkeit und meinen Egoismus bekämpft; und somit zu meinem Fortschritt beiträgt.



32. Ein weiteres Gebet:



Mein Gott, ich empfinde das Bedürfnis, DICH darum zu bitten, mir die Kraft zu geben, die Prüfungen zu ertragen, die DU mir auferlegt hast. Erlaube, dass das Licht in meinem Geist lebendig werde, damit ich die ganze Tragweite einer Liebe verstehen kann, die mich leiden lässt, weil sie mich retten will. Mit Ergebenheit unterwerfe ich mich DIR, mein Gott; aber leider ist der Mensch so schwach, dass ich zu erliegen fürchte, wenn DU mich nicht stärkst. Verlass mich nicht, mein Herr, denn ohne DICH vermag ich nichts.



33. Ein weiteres Gebet:



Ich habe meinen Blick zu DIR erhoben, oh Ewiger! und habe mich gestärkt gefühlt. DU bist meine Kraft, verlass mich nicht, mein Gott! Die Last meiner schlechten Taten erdrückt mich! Hilf mir! DU kennst die Schwäche meines Fleisches und wendest DEINEN Blick nicht vor mir ab!



Es verzehrt mich ein brennender Durst. Lass die Quelle des lebendigen Wassers hervorsprudeln, und mein Durst wird gestillt. Dass mein Mund sich nur öffne, um DICH zu lobpreisen und nicht über die Betrübnisse meines Lebens zu murren. Ich bin schwach, Herr, aber DEINE Liebe wird mich stärken.



Ewiger Gott! DU allein bist groß, DU allein bist das Ziel und der Zweck meines Lebens. DEIN Name sei gelobt, wenn DU mich bestrafst, denn DU bist der Herr und ich der untreue Diener. Ich werde meine Stirn beugen, ohne mich zu beklagen, denn DU allein bist groß, DU allein bist das Ziel meines Lebens.



Angesichts einer bevorstehenden Gefahr



34. Vorwort.



Durch die Gefahren, die wir erleben, erinnert uns Gott an unsere Schwäche und an die Zerbrechlichkeit unserer Existenz. ER zeigt uns, dass unser Leben in SEINER Hand ist, und dass es nur an einem Faden hängt, der zu einem Zeitpunkt zerreißen kann, an dem wir nicht damit rechnen. In dieser Hinsicht gibt es kein Privileg für irgendjemanden, denn der Große und der Kleine sind den gleichen Alternativen unterworfen.



Wenn man die Art und die Konsequenzen der Gefahr genau untersucht, sieht man, dass diese sehr oft, wenn sie eintreffen würden, die Strafe für einen begangenen Fehler oder für eine vernachlässigte Pflicht gewesen wären.



35. Gebet.



Allmächtiger Gott und du, mein Schutzengel, helft mir! Sollte ich erliegen, möge der Wille Gottes geschehen. Werde ich gerettet, so will ich den Rest meines Lebens das Böse wiedergutmachen, das ich getan habe und das ich nun bereue.



Dankgebet nach dem Entgehen einer Gefahr



36. Vorwort.



Durch die Gefahr, durch die wir gegangen sind, zeigt Gott uns, dass wir von einem Augenblick auf den anderen gerufen werden können, um Rechenschaft darüber abzulegen, wie wir unser Leben genutzt haben. ER mahnt uns auf diese Weise, uns auf uns selbst zu besinnen und zu verbessern.



37. Gebet.



Mein Gott und du, mein Schutzengel, ich danke euch für die Hilfe, die ihr mir in der Gefahr, die mich bedroht hat, geschickt habt. Diese Gefahr möge für mich eine Warnung sein und mir meine Fehler vor Augen führen, durch die ich in sie hineingeraten bin. Ich verstehe, Herr, dass mein Leben in DEINER Hand liegt und dass DU es mir wegnehmen kannst, wann es DIR gefällt. Inspiriere mir durch die guten Geister, die mir helfen, die Gedanken, die Zeit gut zu nutzen, die DU mir auf dieser Welt gewährt hast.



Mein Schutzengel, unterstütze mich bei dem gefassten Beschluss, meine Fehler wieder gutzumachen und Gutes zu tun, soviel in meiner Macht steht, damit ich - wenn es Gott gefällt, mich zu sich zu rufen - mit weniger Unvollkommenheiten belastet in die geistige Welt eintreten kann.



Beim Einschlafen



38. Vorwort.



Der Schlaf ist die Erholung des Körpers, der Geist aber braucht sich nicht auszuruhen. Während die Sinne einschlafen, befreit sich die Seele teilweise von der Materie und genießt die Freiheiten des Geistes. Der Schlaf ist dem Menschen für die Wiederherstellung der organischen und auch der moralischen Kräfte gegeben. Während der Körper die Elemente wiedergewinnt, die er durch die Aktivitäten des Tages verloren hat, kommt der Geist unter anderen Geistern wieder zu Kräften. Bei dem, was er dort sieht und hört und bei den Ratschlägen, die er erhält, schöpft er Ideen, die ihm beim Aufwachen als Intuition wieder gegenwärtig sind. Es ist die vorübergehende Rückkehr des Verbannten in seine wahre Heimat; der Gefangene, dem für einen Augenblick seine Freiheit zurückgegeben wird.



Aber es geschieht genauso wie mit einem entarteten Gefangenen, dass der Geist nicht immer diese Momente der Freiheit für seinen Fortschritt nutzt. Wenn er niedere Instinkte hat, sucht er - anstatt die Gesellschaft von guten Geistern zu suchen – diejenigen auf, die ihm ähnlich sind, und besucht solche Orte, an denen er seinen Neigungen freien Lauf lassen kann.



Möge derjenige, der von dieser Wahrheit überzeugt ist, seine Gedanken in dem Moment erheben, in dem sich der Schlaf nähert, und um die Ratschläge der guten Geister und von allen, an die er sich gerne erinnert, bitten, damit sie sich während dieser kurzen Zeit der Freiheit, die ihm gewährt wird, bei ihm versammeln können, und wenn er aufwacht, wird er sich stärker fühlen gegen das Böse und mutiger gegen die Widrigkeiten des Lebens.



39. Gebet.



Meine Seele wird für einen Augenblick mit den anderen Geistern zusammen sein. Mögen diejenigen, die gut sind, mir mit ihrem Rat zu Hilfe kommen. Mach, mein Schutzengel, dass ich beim Aufwachen einen nachhaltigen und heilsamen Eindruck bewahre.



In Erwartung des nahenden Todes



40. Vorwort.



Der Glaube an die Zukunft und die Erhebung der Gedanken – schon im Laufe des Lebens - in Richtung auf die zukünftigen Bestimmungen, helfen bei der schnellen Befreiung des Geistes, indem sie die Bande schwächen, die ihn an den Körper binden; oft ist das physische Leben noch nicht erlöscht, während die Seele sich bereits ungeduldig in ihrem Flug zur Unendlichkeit emporgeschwungen hat. Im Gegensatz dazu sind bei dem Menschen, der all seine Gedanken auf die materiellen Dinge konzentriert hat, diese Bande zäher; die Trennung ist schwierig und schmerzhaft, und das Aufwachen jenseits des Grabes ist voller Verwirrung und Angst.



41. Gebet.



Mein Gott! Ich glaube an DICH und an DEINE ewige Güte! Deshalb kann ich nicht daran glauben, dass DU den Menschen die Intelligenz, die ihn DICH erkennen lässt und das Streben nach der Zukunft, gegeben hast, um ihn danach in das Nichts versenken zu lassen.



Ich glaube, dass mein Körper nur die vergängliche Hülle meiner Seele ist, und dass ich, wenn ich aufgehört habe zu leben, in der Welt der Geister aufwachen werde.



Allmächtiger Gott, ich spüre, dass die Bande reißen, die meine Seele an meinen Körper binden, und bald werde ich Rechenschaft darüber ablegen, was ich aus meinem Leben gemacht habe, das ich verlasse. Ich werde die Folgen tragen von dem Guten oder dem Bösen, das ich getan habe. Dort wird es weder Täuschungen noch mögliche Ausflüchte mehr geben. Meine ganze Vergangenheit wird sich vor mir abspielen und es wird gemäß meiner Taten über mich geurteilt.



Ich werde nichts von den Gütern der Erde mitnehmen. Ehren, Reichtümer, Befriedigungen der Eitelkeit und des Stolzes, schließlich alles, was mit dem Körper zu tun hat, wird auf der Erde bleiben. Nicht einmal der geringste Teil von all diesen Dingen wird mich begleiten und mir von keinem Nutzen in der geistigen Welt sein. Ich werde nur das mitnehmen, was zu meiner Seele gehört, d.h. die guten und die schlechten Eigenschaften, die auf der Waage einer strengen Gerechtigkeit gewogen werden. Ich werde umso strenger beurteilt werden, je mehr meine irdische Situation mir die Gelegenheit gegeben hat, das Gute zu tun, und ich es nicht getan habe. (Kap. XVI, Nr. 9)



Barmherziger Gott, möge meine Reue bei DIR ankommen! Sei mir gnädig und breite DEINE Nachsicht über mir aus!



Wenn es DIR gefällt, meine Existenz hier zu verlängern, dann möge, soweit es mir möglich ist, diese Verlängerung der Wiedergutmachung des Bösen, das ich getan haben mag, dienen. Falls meine Stunde unwiderruflich geschlagen hat, nehme ich den beruhigenden Gedanken mit mir, dass es mir erlaubt sein wird, mich durch neue Prüfungen zu erlösen, damit ich eines Tages das Glück der Auserwählten verdiene.



Wenn es mir nicht gegeben sein wird, sofort in den Genuss dieser ungetrübten Glückseligkeit zu gelangen, was nur das Verdienst der ganz besonders Gerechten ist, weiß ich doch, dass mir die Hoffnung nicht auf immer verwehrt ist und dass ich mit meiner Arbeit das Ziel früher oder später erreichen werde, entsprechend meiner Bemühungen. Ich weiß, dass die guten Geister und mein Schutzengel in meiner Nähe sind, um mich zu empfangen. Ich werde sie bald so sehen, wie sie mich sehen. Ich weiß, dass ich die, die ich auf der Erde geliebt habe, wieder treffen werde, falls ich es verdient habe, und dass diejenigen, die ich auf dieser Welt hinterlasse, eines Tages wieder mit mir zusammentreffen werden, damit wir auf immer vereint bleiben, aber zwischenzeitlich wird es mir schon möglich sein, sie zu besuchen.



Ich weiß auch, dass ich diejenigen treffen werde, denen ich geschadet habe. Mögen sie mir verzeihen, was sie mir vorzuwerfen haben: meinen Hochmut, meine Härte, meine Ungerechtigkeiten, damit ihre Anwesenheit mich nicht vor Scham niederdrückt!



Ich vergebe all jenen, die mir auf der Erde Böses getan haben oder antun wollten; ich hege ihnen gegenüber keinen Groll und ich bitte DICH, Gott, ihnen zu vergeben.



Herr, gib mir die Kraft, ohne Bedauern die Genüsse dieser Erde zu verlassen. Sie sind nichts verglichen mit den reinen Freuden der Welt, in die ich nun eintreten werde. Dort gibt es für den Gerechten weder Qualen noch Leiden oder Elend, nur der Schuldige leidet, aber ihm bleibt stets den Trost der Hoffnung.



Gute Geister und du mein Schutzengel lasst mich keine Fehler machen in diesem letzten Augenblick. Lasst vor meinen Augen das göttliche Licht leuchten, um meinen Glauben wieder zu beleben, falls er ins Wanken geraten war.



Anmerkung: Siehe unter V.: „Gebete für Kranke und Besessene“.