DAS EVANGELIUM AUS DER SICHT DES SPIRITISMUS

Allan Kardec

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ZÖLLNER – Man nannte so, im alten Rom, die Ritterpächter der staatlichen Gebühren, die Beauftragten zur Eintreibung der Steuern und Einkommen aller Art, sei es in Rom selbst oder in anderen Teilen des Reiches. Sie waren vergleichbar mit den allgemeinen Steuereinziehern (fermiers généraux et traitants) im alten Regime Frankreichs, und mit denjenigen, die noch in einigen Gebieten existieren. Die Gefahren, denen sie ausgesetzt waren, ließen die Augen verschließen vor dem Reichtum, den sie erwarben, und der bei vielen die Erträge aus Erpressungen und anstößigen Gewinnen waren. Der Name Zöllner wurde später auf alle anderen ausgeweitet, die mit staatlichem Geld umgingen und auf ihre untergeordneten Agenten. Heute wird das Wort verächtlich benutzt, um gewissenlose Geschäftsmänner und Makler zu bezeichnen; manchmal bezeichnen wir jemanden als: „gierig wie ein Zöllner oder auch: reich wie ein Zöllner“, wenn sein Vermögen dubioser Herkunft ist.


Unter der römischen Herrschaft waren es die Steuern, die die Juden am schwersten hinnehmen konnten und die die meisten Verärgerungen unter ihnen verursachten. Sie riefen mehrere Revolten hervor, und es wurde daraus ein religiöses Problem gemacht, weil sie als gesetzwidrig angesehen wurden. Es bildete sich sogar eine mächtige Partei, angeführt von einem gewissen Judas, auch „Gaulonite“ genannt, der die Ablehnung der Steuer zum Prinzip erhob. Die Juden verabscheuten folglich die Steuer, und infolgedessen auch diejenigen, die mit der Steuereintreibung beauftragt waren. Dieses ist das Motiv ihrer Abneigung für die Zöllner aller Klassen, unter denen geschätzte Menschen sein konnten, aber die aufgrund ihres Amtes verachtet wurden, zusammen mit all den Menschen, mit denen sie verkehrten, alle wurden in die gleiche Ablehnung mit einbezogen. Die hochgestellten Juden glaubten ihren Ruf aufs Spiel zu setzen, wenn sie mit ihnen enge Beziehungen unterhielten.