Opfer seines eigenen Lebens.
29. Derjenige, der die Lust am Leben verloren hat, es aber nicht selbst beenden möchte, wird er schuldig, indem er den Tod auf einem Schlachtfeld sucht, mit der Absicht, seinen Tod nützlich zu machen?
Ob der Mensch sich selbst tötet oder sich töten lässt, das Ziel ist immer noch, das Leben zu beenden, und somit besteht die Absicht des Selbstmordes, wenn nicht sogar die Tatsache.
Der Gedanke, dass sein Tod nützlich wäre, ist trügerisch; dies ist nichts anderes als ein Vorwand, um seine Handlung zu beschönigen und vor seinen eigenen Augen zu entschuldigen. Wenn er im Ernst den Wunsch gehabt hätte, seinem Land zu dienen, würde er eher leben wollen, um es zu verteidigen, anstatt zu sterben, denn als Toter kann er seinem Land nicht mehr nützlich sein. Die wahre Aufopferung beruht darin, keine Angst vor dem Tod zu haben, wenn es sich darum handelt, nützlich zu sein, der Gefahr zu trotzen, vorzeitig und ohne Reue sein Leben zu opfern, falls dies nötig ist. Den Tod aber vorsätzlich zu suchen, indem man sich einer Gefahr aussetzt, selbst um einen Dienst zu erweisen, annulliert das Verdienst dieser Handlung. (Sankt Ludwig, Paris, 1860)
30. Wenn ein Mensch sich einer bevorstehenden Gefahr aussetzt, um das Leben eines seiner Mitmenschen zu retten, vorher wissend, dass er selbst sterben wird, kann dann seine Handlung als Selbstmord betrachtet werden?
Sofern nicht beabsichtigt wird, den Tod zu suchen, handelt es sich nicht um Selbstmord, sondern um Aufopferung und Opferbereitschaft, trotz der Gewissheit, dass man dabei umkommen wird. Wer aber kann diese Gewissheit haben? Wer sagt denn, dass die göttliche Vorsehung für den gefährlichsten Augenblick nicht ein unerwartetes Mittel der Rettung bereit hält? Kann die göttliche Vorsehung nicht sogar denjenigen retten, der sich direkt vor dem Kanonenrohr befindet? Manchmal kann die göttliche Vorsehung eine Prüfung der Hingebung bis zum Äußersten führen und plötzlich verhindert ein unerwarteter Umstand den tödlichen Schlag. (Sankt Ludwig, Paris, 1860)