DAS EVANGELIUM AUS DER SICHT DES SPIRITISMUS

Allan Kardec

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82. Gebet (vom Besessenen gesprochen).



Mein Gott, erlaube den guten Geistern, mich von dem bösen Geist zu befreien, der sich meiner bemächtigt hat. Falls es sich um eine Rache handelt, die er ausübt, weil ich ihm früher ein Unrecht angetan habe, erlaubst DU es, mein Gott, als meine Strafe und ich werde die Konsequenz meines Fehlers ertragen. Möge meine Reue mich DEINE Vergebung und meine Erlösung verdienen lassen! Aber was auch sein Motiv sein mag, ich erbitte für ihn DEINE Barmherzigkeit. Erleichtere ihm den Weg zum Fortschritt, der von ihm den Gedanken, Böses zu tun, abwendet. Möge ich ihn meinerseits zu besseren Gefühlen veranlassen, indem ich ihm das Böse mit Gutem vergelte.



Aber ich weiß auch, mein Gott, dass es meine Unvollkommenheiten sind, die mich den Einflüssen der unvollkommenen Geister zugänglich machen. Gib mir die notwendige Erkenntnis, um sie zu erkennen; bekämpfe vor allem den Hochmut in mir, der mich für meine Fehler blind macht.



Wie unwürdig muss ich doch sein, dass ein böser Geist mich beherrschen kann!Mein Gott, lass dieser Misserfolg für meine Eitelkeit mir für die Zukunft als Lektion dienen; dass er mich bestärkt in meinem Entschluss, mich durch gute Taten, Nächstenliebe und Demut zu läutern, damit ich mich fortan bösen Einflüssen entgegenstellen kann.



Herr, gib mir die Kraft, diese Prüfung mit Geduld und Ergebenheit hinzunehmen. Ich verstehe, dass sie wie alle anderen Prüfungen meiner Vervollkommnung dienen soll, wenn ich ihre Früchte nicht durch mein Murren zunichte mache, denn sie bietet mir ja eine Möglichkeit, meine Ergebenheit zu zeigen und Nächstenliebe gegenüber einem unglücklichen Mitmenschen auszuüben, indem ich ihm das mir angetane Böse vergebe. (Kap. XII, Nr. 5 und 6; Kapitel XXVIII, Nr. 15 und folgende, 46, 47).