DAS EVANGELIUM AUS DER SICHT DES SPIRITISMUS

Allan Kardec

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4. Man ist erstaunt zu hören, dass Jesus sagte, dass man das Licht nicht unter den Scheffel stellen soll, während Er selber andauernd den Sinn seiner Worte unter dem Schleier der Allegorie versteckt, die nicht von allen verstanden wird. Er erklärt dies aber seinen Aposteln, indem Er sagt: „Ich spreche zu ihnen in Gleichnissen, weil sie nicht in der Lage sind, gewisse Dinge zu verstehen; sie sehen, schauen, hören und verstehen nicht. Ihnen also alles zu sagen, wäre im Moment sinnlos, aber euch sage ich es, weil es euch gegeben ist, diese Geheimnisse zu verstehen.“ Er ging also mit dem Volk so vor, wie man es mit Kindern tut, deren Denkvermögen noch nicht entwickelt ist. Damit zeigt Er uns den wahren Sinn dieses Grundsatzes: „Man soll das Licht nicht unter den Scheffel stellen, sondern auf den Leuchter, damit alle, die hereinkommen, es sehen können“. Dieser Satz bedeutet nicht, dass man alle Sachen unüberlegt aufdecken soll. Jede Belehrung soll der Intelligenz desjenigen angepasst sein, den man belehren möchte, denn es gibt Menschen, die von einem zu grellen Licht nur geblendet, aber nicht erleuchtet werden.



Es geschieht bei den Menschen im Allgemeinen wie auch bei den einzelnen; die Generationen haben ihre Kindheit, ihre Jugend und ihr reifes Alter. Alles muss zu seiner Zeit kommen und der außerhalb der Saatzeit gesäte Samen bringt keine Früchte. Was aber die Vorsicht im Augenblick befiehlt zu verschweigen, wird früher oder später enthüllt, weil die Menschen, die an einem bestimmten Entwicklungsgrad angelangt sind, von sich selbst aus das lebendige Licht suchen; denn die Dunkelheit bedrückt sie. Da Gott ihnen die Intelligenz gegeben hat, um zu verstehen und den Dingen der Erde und des Himmels zu folgen, haben sie das Bedürfnis, über ihren Glauben nachdenken. Daher soll man das Licht nicht unter den Scheffel stellen, denn ohne das Licht der Vernunft wird der Glaube schwächer. (Kap. XIX, Nr. 7)