6. Diese Maximen sind die Konsequenz des Demutprinzips, das Jesus unermüdlich als lebenswichtige Voraussetzung für die – von Gott Auserwählten – versprochene Glückseligkeit stellte. Formuliert hat Er dies mit den Worten: „Selig sind die im Geiste arm sind, denn ihrer ist das Himmelreich“. Er nimmt ein Kind als Vorbild für die Bescheidenheit des Herzens und sagt: „Im Himmelreich wird derjenige der Größte sein, der sich demütigt und klein macht wie ein Kind“, d.h. derjenige der keinen Anspruch erhebt, besser als der andere und unfehlbar zu sein.
Den gleichen fundamentalen Gedanken finden wir auch in dieser Maxime wieder: „Derjenige, der der Größte sein will, soll ein Diener sein“; und in dieser anderen: „Jeder, der sich erniedrigt, wird erhöht werden und jeder, der sich erhöht, wird erniedrigt werden“.
Der Spiritismus kommt, um die Theorie mit dem Beispiel zu bestätigen, indem er uns die Großen in der geistigen Welt zeigt, die auf der Erde die Kleinen waren, und sehr häufig die Kleinen, die auf der Erde die Größten und Mächtigsten waren. Das bedeutet, dass die Ersten beim Sterben das mitgenommen haben, was allein die wahre Größe im Himmel bedeutet und nicht verloren geht, nämlich die Tugenden; während die anderen das verlassen mussten, was ihre Größe auf der Erde ausmachte und was man nicht mit ins Jenseits mitnehmen kann: den Reichtum, die Titel, den Ruhm, die edle Geburt. Da sie nichts anderes besitzen, kommen sie in die andere Welt ohne irgendetwas, wie Schiffbrüchige, die alles verloren haben, sogar ihre Kleidung. Behalten haben sie nur den Hochmut, der ihre neue Position noch mehr erniedrigt, da sie über sich diejenigen sehen, die sie auf der Erde mit Füßen getreten haben und die jetzt Ruhm ausstrahlen.
Der Spiritismus zeigt uns eine andere Anwendung dieses Prinzips in den ununterbrochen sich wiederholenden Inkarnationen, wo die, die in einer Existenz am höchsten gestellt waren, in einer nächsten Existenz auf den letzten Rang heruntergesetzt werden, wenn sie von Stolz und Ehrgeiz beherrscht wurden. Sucht also nicht den ersten Platz auf der Erde und stellt euch nicht über die anderen, wenn ihr nicht gezwungen sein wollt, herunter zu steigen. Sucht im Gegenteil den bescheidensten Platz, weil Gott euch eine höhere Stelle im Himmel geben wird, so ihr es verdient habt.