7. Man ist zu Recht erstaunt, Jesus in dieser Situation zu sehen, eine so große Gleichgültigkeit seinen Verwandten gegenüber zu zeigen und irgendwie seine Mutter zu verleugnen.
Was seine Geschwister anbelangt, so weiß man, dass sie Ihm keine Sympathie entgegenbrachten; als wenig entwickelte Geistwesen haben sie Seine Mission nicht verstanden; vor ihren Augen war Sein Verhalten seltsam und Seine Lehren haben sie nicht berührt, da keiner von ihnen zu Seinen Jüngern gehörte. Es scheint sogar, dass sie bis zu einem gewissen Grad die Vorurteile Seiner Feinde teilten. Sicher ist außerdem, dass sie Ihn mehr als einen Fremden und nicht wie einen Bruder empfingen, wenn Er sich Seiner Familie vorstellte, und der Heilige Johannes sagte im positiven Sinn, „dass sie nicht an Ihn glaubten“. (Kapitel VII, 5)
Bezüglich Seiner Mutter kann keiner ihre Zärtlichkeit zu ihrem Sohn bestreiten. Aber man muss auch zugeben, dass sie anscheinend keine richtige Vorstellung von Seiner Mission gehabt hat, weil man nie gesehen hat, dass sie Seinen Lehren folgte noch für Ihn Zeugnis ablegte, wie es Johannes der Täufer gemacht hat; bei ihr war die mütterliche Fürsorge vorherrschend. Im Hinblick auf Jesus anzunehmen, dass Er Seine Mutter verleugnet hätte, würde bedeuten, Seinen Charakter zu verkennen; ein solcher Gedanke hätte zu demjenigen keinen Zugang finden können, der gesagt hat: „Ehre deinen Vater und deine Mutter.“ Man muss daher eine andere Bedeutung für Seine Worte finden, die fast immer unter allegorischen Bildern verhüllt waren.
Jesus ließ keine Gelegenheit außer Acht, zu lehren. Er nutzte daher jenen Anlass, der Ihm die Ankunft Seiner Familie bot, um den Unterschied klarzumachen, der zwischen der physischen und geistigen Verwandtschaft besteht.